PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
verändert?«
»Mir ist nichts davon bekannt«, antwortete Lorm. »Und
ich glaube auch nicht, daß die Hoorns Forschungsergebnisse
erzielt haben, von denen wir nichts wissen. Die seltsamen Vorgänge
während der Amokperiode sind für uns ein Phänomen, das
wir nicht enträtseln können.«
Michael dachte wieder an seine Alpträume, die so viel
Ähnlichkeit mit jenen Visionen besaßen, die er während
der Amokperiode gehabt hatte. Dabei gefiel es ihm allerdings nicht
mehr, jene Eindrücke als Visionen zu bezeichnen. Waringer hatte
vermutet, daß es sich um ein »In-eine-andere-Dimension-blicken«
handelte. Dieser Vergleich erschien auch Michael der Wahrheit
näherliegend. Demnach dürfte er keine Wahnvorstellungen und
keine Alpträume gehabt, sondern ganz einfach Wahrnehmungen
gemacht haben. Und zwar hatten seine Sinne, durch jene mysteriöse
hyperenergetische Strahlung übersteigert, Eindrücke einer
anderen, dem Menschen in jeder Beziehung fremden Welt bekommen.
Wie diese Theorie jedoch dazu passen sollte, daß einer
Stewardeß plötzlich eine lange Nase wuchs und seiner
Schwester die Zähne ausfielen, das konnte er nicht sagen. Ihm
blieb diesbezüglich nur die Vermutung, daß diese Vorfälle
nicht dem Zufall zuzuschreiben waren, sondern daß eine Absicht
dahintersteckte. Ging man aber erst einmal soweit, dann kam man zu
dem
logischen Schluß, daß hinter all dem ein denkendes
Wesen steckte. Oder, um es in einer gebräuchlichen Redewendung
zu sagen: ein unbekannter Fädenzieher.
Wesen aus einer anderen Dimension?
Vielleicht! Aber welches Interesse sollten solche Geschöpfe
daran haben, daß einer Stewardeß, mit der Michael ein
wenig flirtete, eine lange Nase wuchs?
»Hat man auf Hoorns Paradies schon einmal daran gedacht, daß
hinter all den mysteriösen Vorgängen eine unbekannte Macht
stecken könnte?« erkundigte sich Michael.
Lorm nickte und erhob sich. Dann sagte er: »Man hat für
die Amokperiode schon Dutzende von Erklärungen gefunden - und
sie alle wieder verworfen. Im Augenblick ist die Theorie von den
Schläfern groß in Mode.«
»Schläfer?« wunderte sich Michael.
Lorm nickte. »Man nennt sie Schläfer, weil sie
angeblich während der Wonnezeit schlafen. Wenn sie erwachen,
dann setzen ihre verhängnisvollen Psi-Kräfte ein und. Na,
Sie erleben die Amokperiode ja selbst.«
»Und wer hat diese Theorie entwickelt?«
»Sie stammt von den Hoorns - wie der meiste
pseudowissenschaftliche Unfug, der auf unserer Welt wahre Blüten
treibt.«
Michael wußte, was Lorm meinte. Pioniere neigten
grundsätzlich zum Aberglauben. Das kam, weil sie weitgehend von
der Zivilisation abgeschnitten waren. Bei den Kolonisten dieser Welt
kam noch hinzu, daß sie, in Anlehnung an die allgemeingültigen
wissenschaftlichen Erkenntnisse, ihre eigenen Wissenschaften
gründeten. Und doch, obwohl der Hoornschen Forschung wohl kein
besonderes Gewicht beigemessen werden konnte, hätte Michael
gerne mehr über die Theorie von den Schläfern gehört.
Er würde zumindest Material erhalten, mit dem er seine
Dissertation ausschmücken konnte.
»Es wird langsam Zeit, daß wir aufbrechen«,
mahnte Lorm.
Kaum hatten sie sich wieder in Bewegung gesetzt, als die
Flammenwand hinter ihnen zusammenbrach und das Panzerfahrzeug
sichtbar wurde. Es war nur noch dreißig Meter von ihnen
entfernt. Die Ausstiegsluke schwang auf, und sieben Gestalten
kletterten nach und nach ins Freie.
Michael und Lorm verschwanden im Dschungel, bevor die Verfolger
sie mit ihren Paralysatoren unter Beschuß nehmen konnten.
***
Glon Vanon-Boscyk war siegessicher. Jetzt, da er seinen Bruder
ganz nahe vor sich gesehen hatte, wußte er, daß er ihm
nicht mehr entkommen konnte. Glon war es ohnehin schleierhaft, wie
sein Bruder sich Rettung erhoffte. Aber selbst wenn er vorgehabt
hatte, sich an die Hoorns um Hilfe zu wenden, wurde nun nichts mehr
daraus.
Es konnte nicht mehr lange dauern, dann bekam Lorm seine gerechte
Strafe.
Glon ging kein Risiko ein. Er hatte sechs Leute bei sich, die er
ausschwärmen ließ. Er selbst trug als einziger einen
Individualtaster, der mit dem Gehirnwellenmuster seines Bruders
gespeist war. So wußte er ständig, wo und wie weit Lorm
von ihm entfernt war. Den anderen fürchtete er überhaupt
nicht, denn es war ein Fremder, der sich nie mit einem Boscyk messen
konnte.
Die Stunden vergingen. Glon blieb in gleichbleibendem Abstand
hinter seinem Bruder. Als Lorm und sein Begleiter eine Rast
einlegten, sammelte auch Glon seine Leute
Weitere Kostenlose Bücher