PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
gesehen, was aus Ihrer
Schiffsbesatzung geworden ist«, gab Lorm zur Antwort. Er griff
Michael am Arm und zog ihn zum Tor.
Michael folgte ihm zögernd, fast widerwillig. Er war immer
noch in Gedanken versunken, als sie ins Freie kamen. »In ihren
Worten liegt ein
Widerspruch«, meinte er. »Wenn ich Sie recht verstehe,
so entsteht zwischen allen Wesen, die im Bann der Amokperiode stehen,
eine Art Verbrüderung. Wie kommt es, daß dann Menschen
übereinander herfallen?«
»Tja, der Homo sapiens ist eben etwas Besonderes«,
sagte Lorm.
Diese Bemerkung stellte Michael keineswegs zufrieden, aber im
Augenblick konnte er von Lorm keine bessere Erklärung verlangen.
Denn aus Richtung der boscykschen Festungen näherte sich ein
Bodenfahrzeug der Wetterstation.
FAMILIENCHRONIK HOORN:
Der große Augenblick war gekommen. Am zweiten Tage der
Amokperiode setzten sich die beiden Hochzeitszüge in Bewegung.
Garweil Hoorn brach gleichzeitig mit Burian Boscyk in zwanzig
Bodenfahrzeugen auf. Auf halbem Wege der mehr als 1000 Kilometer
langen Strecke wollten sich die beiden Familien treffen. Dann sollte
Hochzeit gefeiert werden. Garweil Hoorn rühmte sich während
der Fahrt vor dem Familienrat, daß es ihm doch noch gelungen
sei, Lyminas Starrsinn zu brechen und ihr plausibel zu machen, was
für sie alle von dieser Heirat abhing. Aber gerade als Garweil
sich in Schwung geredet hatte, erschien Lymina im Fahrzeug des
Familienrates und erklärte den verblüfften Ehrwürdigen:
»Daß ihr es alle wißt: Noch bevor ich Filp mein
Jawort gebe, wird Michael erscheinen und mich mit sich nehmen!«
Ungefähr zur gleichen Zeit, als Lymina diesen Ausspruch tat,
erreichte Michael zusammen mit Lorm die dem Dschungel vorgelagerten
Hecken. Sie hatten kaum Deckung genommen, da hielt auch schon das
shiftähnliche Fahrzeug der Boscyks. Die Flammenwerfer traten in
Tätigkeit und bestrichen die Dornenbüsche.
Michael spürte es kaum noch, wenn die Dornen gegen sein
zerschundenes Gesicht schlugen, alte Wunden aufrissen und neue
schufen. Er konnte sich glücklich schätzen, der
Flammenhölle hinter sich zu entrinnen und war zudem noch froh,
daß seine Kombination den spitzen Dornen widerstand.
Lorm erging es nicht so gut. Sein ganzer Körper war
zerschunden, die Kleider hingen ihm in Fetzen vom Leib. Nach
dreihundert Metern, kaum daß sie die Hecken hinter sich
gelassen hatten, war er der Erschöpfung nahe.
»Jetzt können wir eine Pause einlegen«, keuchte
er und legte sich mit dem Rücken ins Gras. »Mein Bruder
und die anderen werden es nicht wagen, sich durch das Gestrüpp
zu schlagen. Sie wissen, daß wir einen Paralysator bei uns
haben. Deshalb werden sie die Hecken niederbrennen, bevor sie an eine
weitere Verfolgung denken.«
Michael drehte sich besorgt um. Die Flammenwand war schon bis auf
hundertfünfzig Meter herangekommen. Sie hatten höchstens
eine halbe Stunde Zeit, dann mußten sie weiter.
Michael griff in die Tasche seiner Kombination und holte ein
Erste-Hilfe-Päckchen hervor. Er bestrich Lorms Wunden mit einem
blutstillenden und desinfizierenden Mittel, dann drückte er ihm
ein Injektionspflaster ins Genick, um seine Schmerzen zu lindern.
Zwei Vitamintabletten sollten ihm die erforderlichen Kräfte
geben.
Lorm sagte dankbar: »Jetzt geht es mir schon viel besser.«
Er wollte sich erheben. »Wir können uns wieder auf den Weg
machen.«
Michael drückte ihn zurück. »Wir haben noch Zeit.
Sammeln Sie sich erst, bevor wir unsere Flucht fortsetzen. Wissen
Sie, in welche Richtung wir müssen?«
»Klar«, versicherte Lorm. »Jeder Boscyk kennt
die Wege und Schleichpfade, die zu den Hoorns führen. Ich würde
den Weg auch ohne Tarnkappe finden.«
Lorm hatte wieder jenes Thema angeschnitten, das Michael so sehr
beschäftigte.
»Ich habe Sie vorhin gefragt, wieso es kommt, daß
selbst die wildesten Raubtiere einander während der Amokperiode
dulden, die Menschen aber übereinander herfallen. Gibt es darauf
eine Antwort?«
Lorm zuckte die Achseln. »Wir Boscyks haben uns nicht
allzuviel um derlei Aspekte kümmern können. Wir
interessieren uns dafür, wie wir uns während der
Amokperiode am besten schützen können. Aber die Hoorns
beschäftigen sich sehr intensiv mit den Vorgängen auf
unserer Welt. Doch auch sie haben noch keine Antworten gefunden.«
Das war Michael unverständlich. Er fragte: »Hat man
denn nicht herausgefunden, woher die Strahlung kommt, die Mensch und
Tier, ja, selbst das pflanzliche Leben so
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