PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
Gegenwart eines Fremden bewußt
zu sein. Er blickte Michael aus großen, forschenden Augen an
und sah an ihm herunter.
»Woher kommen Sie?«
»Ich bin mit einem Raumschiff gelandet.«
Der Mann wurde mißtrauisch. »Sind Sie notgelandet?«
»So könnte man es nennen.«
»Wieso tragen Sie dann eine Tarnkappe?«
»Das ist Zufall.«
Der Mann lachte höhnisch. »Schöner Zufall. Wollen
Sie mir vielleicht einreden, daß Sie für jeden
Eventualfall gerüstet sind und deshalb auch eine Tarnkappe in
Ihrem Gepäck mitführen? Mich hat es erwischt, aber nicht so
arg, daß ich jedes Märchen glaube. Sagen Sie gleich, daß
die Boscyks Sie geschickt haben, damit Sie sich meiner annehmen. Oder
sind Sie wegen Filp gekommen?«
»Ich sagte schon, daß ich durch Zufall hierher
verschlagen wurde«, erklärte Michael geduldig. »Ich
habe gar nicht gewußt, daß es auf diesem Planeten zwei
Familien-Clans gibt. Eigentlich wollte ich zu den Hoorns.«
Der Mann auf dem Bett kicherte. »Da sind Sie wohl an die
falsche Adresse geraten.« Er setzte sich plötzlich wieder
auf und deutete zum Fenster. »Jagen Sie das Biest fort. Sein
Anblick macht mich noch rasend.«
»Es kann Ihnen nichts anhaben.«
Michael hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da riß sich der
Mann los, ergriff die auf dem Tisch liegende Tarnkappe des anderen
und schleuderte sie gegen das Fenster. Das Untier wurde an den Pfoten
getroffen und zog sich winselnd zurück.
»Was habe ich getan!« stieß der Mann hervor,
nachdem er sich seiner Handlung bewußt wurde. Er ging zum
Fenster und hob die Tarnkappe auf. Als er zu Michael blickte, lag auf
seinem Gesicht grenzenlose Bestürzung. »Ich habe sie
zerstört. Jetzt ist Filp ohne Tarnkappe.«
»Das ist schlimm«, sagte Michael, weil er nicht recht
wußte, was er sonst darauf antworten sollte.
Der Mann kam zum Bett zurück. »Ich habe eine Panik vor
den Welschen«, entschuldigte er sich. »Das ist schon seit
meiner Kindheit so. Damals mußte ich mitansehen, wie einer
meiner Vettern von einem Welsch zerfleischt wurde. Es war ein
schrecklicher Anblick. Ich glaube, ich fürchte die Welsche mehr
als die Amokperiode.«
Als er an dem anderen Mann vorbeikam, der nun still und mit
offenen Augen vor sich hinträumend dasaß, klopfte er ihm
kameradschaftlich auf die Schulter.
»Filp hat es da ungleich besser«, meinte er. »Er
braucht nichts zu fürchten. Nicht die Welsche und nicht die
Amokperiode.«
»Ist er immun?« fragte Michael.
»Nein, er wird von der Strahlung so beeinflußt wie
jeder andere auch. Nur kann sie ihm nicht mehr schaden. Er wurde
mitten in einer Amokperiode im Freien geboren, und das lenkte seine
geistige Entwicklung in ganz andere Bahnen. Sein Zustand wird
allgemein als Geistesgestörtheit bezeichnet, selbst vom
Psychodynamiker der Familie, der sich vergebens um eine Heilung
bemüht hat. Aber so einfach ist das nicht. Filp hat nur eine
andere Psyche entwickelt. Aber ihn deshalb als Irren hinzustellen,
ist nicht gerecht, oder?«
»Wahrscheinlich ist es nicht gerecht.« Michael deutete
auf den Mann, der jünger wirkte als er selbst. »Er scheint
recht glücklich zu sein. Sie brauchen sich wahrscheinlich keine
Vorwürfe zu machen, daß sie seine Tarnkappe zerstört
haben.«
»Ich habe eigentlich mehr an mich gedacht. Die Familie wird
mich zur Rechenschaft ziehen.« Und dann erzählte Lorm
Vanon-Boscyk Michael von seinem Schicksal.
»Es ist grausam, Sie wegen eines so harmlosen Vergehens auf
diese Art zu bestrafen«, sagte Michael, nachdem Lorm geendet
hatte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Warum flüchten
Sie nicht einfach. Begleiten Sie mich zu den Hoorns, dann werde ich
Sie von dieser Welt fortbringen.«
»Das hört sich sehr verlockend an«, meinte Lorm
ohne jede Begeisterung. »Zwar liegt der nächste Stützpunkt
der Hoorns tausend Kilometer von hier entfernt, aber wir könnten
es schaffen - ich sehe, daß Sie einen Paralysator erbeutet
haben. Trotzdem habe ich keine Chance, durchzukommen. Wenn es so
einfach wäre, glauben Sie nicht, daß ich schon lange die
Flucht gewagt
hätte? Mein Problem ist nur, wohin ich mich wenden sollte.
Die Hoorns würden kein Asyl gewähren. Sie nehmen im
allgemeinen zwar Überläufer auf, aber bestimmt keinen
Wetterwart. Oder wenn, dann würden sie mich in eine ihrer
Wetterstationen stecken. Ich käme vom Regen in die Traufe.«
Lorm seufzte, dann stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht.
»Und doch - was habe ich tatsächlich zu verlieren, wenn
ich mich Ihnen
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