PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
nicht. Ich sah nur langes Haar, spürte
die Vertrautheit zwischen euch und schlug zu.«
»Und sie schlug zu!« sagte Michael fassungslos zu
Lorm.
Dieser winkte ab. »Das gehört doch alles schon der
Vergangenheit an. Darüber braucht ihr euch nicht mehr zu zanken.
Jetzt gibt es ein wichtigeres Problem zu erörtern. Es geht um
unser Leben.«
»Ich werde nicht zulassen, daß Michael etwas
geschieht«, behauptete Lymina. »Und sollte Vater seine
Drohung wahrmachen, werde ich die Schläfer veranlassen, Michaels
Tod bitter zu rächen.«
Michael war wie benommen. Aber obwohl er gerade die Wahrheit über
seine psychedelischen Alpträume erfahren hatte, obwohl er noch
nicht verdaut hatte, daß sie von einer verliebten und in ihrer
Eifersucht blinden kleinen Hexe verursacht worden waren, fand er in
die Gegenwart zurück. Er hatte später Zeit, über alles
nachzudenken und mehr über Lyminas Fähigkeiten zu erfahren,
wenn er erst gerettet war.
Aber zuerst galt es, die Vorbereitungen zur Befreiung zu treffen.
»Vergessen wir das alles einstweilen«, sagte er und
wollte Lymina auftragen, was sie zu tun hatte.
Da wurde die Schiebetür aufgerissen.
Draußen standen Vertreter der Hoorns und der Boscyks. An
ihrer Spitze die Oberhäupter der beiden Familien, Burian Boscyk
und Garweil Hoorn. Hinter den beiden war Filp Boscyk zu erblicken.
Diese Delegation erschien so überraschend, daß Lymina
nicht einmal mehr die Zeit fand, auf dem »Umweg« über
die andere Ebene das Weite zu suchen. So stand sie nur da, den Kopf
stolz erhoben, aber mit zitternden Lippen. Sie ahnte wohl bereits,
welches Unheil sie durch ihre Anwesenheit bei Michael
heraufbeschworen hatte.
***
Garweil Hoorn war perplex.
Er hatte Burian Boscyk angeboten, ihm seinen Wetterwart Lorm
Vanon-Boscyk auszuliefern. Und jetzt sah er sich seiner Tochter
Lymina gegenüber, die mit einem Boscyk verheiratet werden
sollte.
Vielleicht wäre noch einmal alles glimpflich verlaufen, wenn
Lymina nicht so furchtbar stur gewesen wäre.
»Ah, meine Tochter Lymina«, sagte Garweil nach der
ersten Überraschung. »Du hast wohl die Gefangenen besucht,
um ihnen die bevorstehenden Qualen zu schildern.«
Sie mußte seine flehenden Blicke unbedingt merken, aber sie
reagierte nicht darauf.
»Ich bin gekommen, um meinen Geliebten zu besuchen«,
sagte sie laut und deutlich, so daß man sie bis zum anderen
Ende der Wagenburg hören konnte.
Garweil verdrehte die Augen und griff automatisch zu seinem
Messer. Er wußte, wie die Boscyks auf Lyminas Worte reagieren
würden.
»Was?« brüllte Burian.
»Lymina!« kreischte Filp. »Widerrufe diese
Worte!«
Burian Boscyk, der ebenfalls zum Messer gegriffen hatte, wandte
sich Garweil zu.
»Wir sind gekommen, um Frieden zu schließen«,
sagte er voll verhaltener Wut. »Ich wollte Filp, meinen über
alles geliebten Sohn opfern, damit sich das Blut unserer Familien
vermischen könne und wir wieder eine große, starke Einheit
auf Hoorns Paradies bilden. Und nun wagst du es, mich auf diese Weise
zu kompromittieren! Du hast deine Tochter bereits mit einem anderen
verkuppelt. Das wirst du mir teuer bezahlen, Gar! Diese Schande kann
nur mit Blut abgewaschen werden. Brüder, auf sie!«
Mit diesem Kriegsruf stürzte er sich auf Garweil. Beide
stachen mit den Messern aufeinander ein, aber keiner von ihnen wurde
ernstlich verletzt, weil die dicken Felle die Dolchstöße
weitgehend abfingen. Die Rauferei der beiden Familienoberhäupter
hatte auch mehr symbolischen Charakter; sie diente dazu, die anderen
Familienmitglieder aufzuputschen, ihre Wut zu schüren.
Zuerst gerieten die Boscyks und die Hoorns beim Gefangenenwagen
aneinander. Sie schlugen mit Fäusten und Messern aufeinander
ein, was nur einige Leichtverletzte forderte. Aber nachdem die
Auseinandersetzung auf das ganze Lager übergegriffen hatte,
tauchten auch die ersten Strahlenwaffen auf. Die Frauen hatten sie
aus den Waffendepots geholt und verteilten sie an ihre Männer.
Schüsse blitzten auf.
Fünf Minuten später war das Feuergefecht beendet. Der
Lagerplatz innerhalb der Wagenburg war wie leergefegt. Die Boscyks
und die Hoorns hatten sich in ihre Geländewagen zurückgezogen
und auch ihre Toten und Verwundeten mitgenommen.
Garweil Hoorn und Burian Boscyk nutzten die Feuerpause zu einem
Wortgefecht.
»Wir werden die Hoorns auslöschen!« brüllte
Burian Boscyk.
»Bevor du noch den Versuch unternehmen kannst, werde ich mit
meiner gesamten Streitmacht im Gebiet der Boscyks aufkreuzen
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