PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
keine
trug.
»Und was ist mit dir?« erkundigte er sich.
»Ich brauche keine«, antwortete sie. »Komm
endlich, es kann nicht mehr lange dauern, bis einer der anderen durch
Zufall an eine Tarnkappe gerät.«
»Wir könnten ihnen behilflich sein«, schlug
Michael vor.
»Weder die Hoorns noch die Boscyks würden es uns
danken«, erwiderte Lymina.
»Können wir sonst nichts mehr für sie tun?«
Lymina schüttelte den Kopf. »Ich habe mich mit den
Schläfern in Verbindung gesetzt, bis zum Äußersten zu
gehen. Sie lassen sich nicht länger mehr hinhalten. Und jetzt
weg von hier. Ich habe noch eine Verabredung mit den Freihändlern.«
.mit den Schläfern in Verbindung gesetzt. Verabredung mit den
Freihändlern., hallte es in Michaels Geist nach.
Aber er war noch viel zu verwirrt, um näher darauf
einzugehen. Er setzte sich in Bewegung und folgte Lymina gehorsam.
Hinter ihm kam Lorm.
Sie strebten auf eines der kleineren Geländefahrzeuge zu. Sie
waren noch nicht weit gekommen, da stieß Lorm einen Schrei aus.
Michael wirbelte herum. Er brauchte nicht zu fragen, warum Lorm
geschrien hatte. Er sah mit eigenen Augen, wie der Welsch aus der
weit offenstehenden Tür seines Käfigs kletterte. Er
trottete an den unter dem Einfluß der Amokstrahlung stehenden
Hoorns und Boscyks vorbei und strebte zielsicher auf sie zu. Er wurde
immer schneller, je näher er ihnen kam.
»Lymina!« schrie Michael. Seine ganze Hoffnung war,
daß sie das Untier aufhalten konnte. »Jemand hat den
Käfig geöffnet. Der Welsch wird uns zerreißen, wenn
du nicht.«
»Ich kann nichts tun«, sagte Lymina verzweifelt. »Ich
versuche es, aber er gehorcht mir nicht.«
Lorm schrie wieder auf und rannte in wilder Panik davon. Als hätte
er durch die Bewegung den Welsch auf sich aufmerksam gemacht, änderte
das Untier die Richtung und verfolgte Lorm.
»Hilf ihm, Lymina!«
Aber sie schüttelte nur den Kopf.
Als der Welsch Lorm erreichte, flüchtete sie sich in Michaels
Arme. Michael drängte sie in Richtung des Geländewagens. Er
bebte am ganzen Körper.
Sie waren bereits zwanzig Stunden im Geländewagen unterwegs.
Die meiste Zeit hatten sie schweigend verbracht. Lorms Ende war ihnen
noch zu gegenwärtig.
Michael hatte aus seinem Erste-Hilfe-Päckchen bereits zwei
Wachhalte-Tabletten genommen, um nicht vor Müdigkeit
einzuschlafen. Lymina hatte ihm zwar geraten, sich in einer der Kojen
auszuruhen, aber er lehnte ab. Sie selbst zeigte keine
Ermüdungserscheinungen und lenkte den Wagen sicher durch das
unwegsame Gelände. Ihre anscheinend unerschöpfliche
Vitalität reizte ihn. Er fühlte sich ihr unterlegen.
»Wirst du denn niemals müde?« fragte er bissig.
»Ich schöpfe Energie aus der anderen Ebene«,
antwortete sie und bremste den Wagen am Rande eines kleinen Wäldchens
ab. »Aber ich könnte jetzt auch ein wenig Entspannung
vertragen.«
Es war früher Nachmittag, der Himmel war bedeckt. Trotzdem
herrschte eine fast unerträgliche Schwüle.
Michael deutete auf Lyminas Pelzkleidung. »Ich habe mich
schon oft gefragt, wie ihr es trotz der Hitze in dem warmen Zeug
aushaltet. Mir ist der Helm zuviel - ich schwitze mich darunter noch
zu Tode.«
»Alles nur Gewohnheit«, meinte Lymina und erklärte:
»Unsere Vorfahren glaubten, die Pelze besäßen eine
magische Kraft und schützten vor der Amokstrahlung. Wir wissen
es heute besser, aber wir halten an der Tradition fest.«
Sie verließen den Wagen, um sich ein wenig die Beine zu
vertreten. Durch die Bewegung fühlte sich Michael auch gleich
viel frischer. Lymina war zu einem Baum gegangen und hatte sich
dagegen gelehnt. Ihre Augen waren geschlossen, der Mund halb
geöffnet.
Michael wußte, was sie nun von ihm erwartete. Er betrachtete
sie aus einiger Entfernung. Sie war hübsch und hatte trotz ihrer
siebzehn Jahre etwas von der Reife einer Frau an sich. Michael hätte
sich geehrt fühlen können, daß sie sich in ihn
verliebt hatte. Das Dumme daran war nur, daß er ihre Gefühle
nicht erwidern konnte. Wahrscheinlich war es darauf zurückzuführen,
daß er in dieser Beziehung lieber der Eroberer als der Eroberte
war.
Es wäre nicht fair gewesen, wenn er sie jetzt geküßt
hätte, obwohl sie nichts anderes von ihm erwartete. Außerdem
fand er, daß der Moment nicht günstig war. In seinem Geist
herrschte noch immer unsägliche Verwirrung. Er wollte diese erst
einmal beseitigen, bevor er sich mit Lymina auseinandersetzte.
Lymina seufzte.
Michael räusperte sich. »Du hast vor unserer
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