PR TB 088 Welt Im Psycho Sturm
nicht glauben, daß der Schläfer dem
Fesselfeld entrinnen könnte«, meinte Waringer.
»Sie können auch nicht glauben, daß die Schläfer
eine Gefahr für uns sind, obwohl sie nur die besten Absichten
haben«, entgegnete Lymina.
»Dazu habe ich meine Ansicht allerdings bereits geändert«,
berichtigte Waringer. »Ich weiß jetzt, daß die
Schläfer vollkommen andersgeartete Sinnesorgane besitzen als
wir. Nicht nur, daß sie von uns gesprochene Worte zum Beispiel
als Vision sehen - das habe ich schnell in Erfahrung gebracht. Mir
ist jetzt auch bekannt, daß sie unsere bewußten Gedanken
ebenso wie unsere unbewußten, die wir nicht kontrollieren
können, als Symbole empfangen. Unsere Emotionen sind für
sie ebenso sichtbar, wie wir während der sogenannten Amokperiode
ihre Gefühle als Visionen empfangen. Jeder unserer Gehirnimpulse
- und sei es nur der Befehl an einen Nerv, eine Bewegung auszuführen
- wird für die Schläfer sichtbar. Es ist also so, daß
während der Amokperiode auch bei den Schläfern das Chaos
herrscht. Habe ich recht?«
»Jawohl«, sagte Lymina. »Nur glauben die
Schläfer, das Chaos zu beenden, wenn sie die Barriere zwischen
den Dimensionen niederreißen.«
»Aber Sie glauben, dadurch würde alles nur noch
schlimmer?«
Lymina nickte. »Ich kann mir ein Urteil darüber bilden,
denn ich bin das einzige Geschöpf, die Schläfer
eingeschlossen, das sich in beiden Dimensionen zurechtfindet. Ich
habe erkannt, daß die Schläfer auf ihre Weise nicht minder
unzulänglich sind wie die Menschen. Aber sie wollen es nicht
wahrhaben, und es nützt nichts, wenn ich es ihnen klarzumachen
versuche. Denn sie fühlen sich mir haushoch überlegen und
geben nichts auf mein Wort.«
»Wenn Sie recht haben, dann bleibt uns tatsächlich nur
noch die Flucht von Hoorns Paradies«, meinte Waringer.
»Je eher, desto besser«, sagte Lymina. »Es ist
nur eine Frage der Zeit, bis die Schläfer aus ihrer Lethargie
erwachen und die Barriere zwischen den Dimensionen durchbrechen.«
Fürst Bartholomae unterbrach den Dialog zwischen Waringer und
Lymina, indem er sagte: »Das Problem ist nur, wie wir
fünfzigtausend Menschen gegen ihren Willen von hier fortbringen
sollen.«
Seine Worte hingen noch schwer im Raum, als plötzlich etwas
geschah, das Waringer ebenso überraschte wie Lymina.
Aus dem Translator ertönten einschmeichelnde Sphärenklänge,
und dann erklang die adaptierte Stimme des Schläfers.
»Antipodisch... nicht verheerend. antipodisch durchführbar.«
»Wahrscheinlich will er uns damit klarmachen, daß
trotz der großen Gegensätzlichkeiten eine Verbindung
seines Volkes mit den Menschen möglich ist«, vermutete
Michael.
»Das meint er sicher«, bestätigte Waringer
abwesend. Er schüttelte den Kopf. »Wie konnte er nur den
Translator aktivieren?«
Lymina klammerte sich an Michael. »Das ist jetzt nicht mehr
wichtig. Jedenfalls ist sicher, daß der Schläfer Ihr
Fesselfeld sprengen kann. Ich empfinde ihn bereits ganz deutlich. Er
ist fest entschlossen, auf unsere Ebene zu kommen.«
»Nicht-antipodisch. Gleichheit. Koexistenz«, erklang
es aus dem Translator.
Plötzlich wurde auch der Bildschirm aktiviert. Darauf zeigte
sich eine Kettenreaktion von Explosionen - und im gleichen Rhythmus
dazu begann der Spiralnebel im Fesselfeld zu pulsieren.
Während alle noch gebannt auf den Bildschirm starrten und
langsam zur Tür zurückwichen, brannte einer der Isolatoren
durch. Gleich darauf erschien einer der glühenden Bälle
mitten im Raum, dehnte sich aus, wurde weißglühend und
explodierte schließlich.
Michael hatte mit Lymina die Tür erreicht und zog sie mit
sich in den Nebenraum. Von dort hastete er mit ihr auf den Korridor
hinaus. Erst dort merkte er, daß Waringer und Fürst
Bartholomae ihnen nicht gefolgt waren.
»Geoffry!«
Michael wollte umkehren, aber da kam der Hyperphysiker bereits aus
seinem Arbeitszimmer. Er war vollkommen verstört.
»Bartholomae folgt nach, sobald er Alarm an die Mannschaft
gegeben hat«, erklärte Waringer. Er gab einen erstickten
Laut vom sich und riß die Hände an den Kopf. Michael sah,
wie sein Gesicht Sprünge bekam und zu zerfallen drohte.
Alles nur Illusion! redete er sich ein. Aber er ahnte, daß
dies schreckliche Realität werden konnte, wenn es dem Schläfer
gelang, sich vollends des Fesselfeldes zu entledigen.
Sie kamen zum Antigravlift. Michael stieß Lymina hinein,
ließ Waringer den Vortritt und folgte als letzter. Als er im
untersten Deck aus dem
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