PR TB 091 Das Tödliche Element
eine
Einheit für sich bildeten.
Diese Tatsache machte sich Michael zunutze, um in die oberen Decks
zu gelangen. Aber er hätte nicht davon profitiert, wenn es auf
den Springerschiffen nicht noch einen zusätzlichen Notgang
gegeben hätte. Und zwar führte dieser von der obersten
Triebwerkskammer, die genau unter der Zentrale lag, in den Raum, in
dem die ferngelenkte Bug-Doppel-Impulskanone untergebracht war. Von
dort mündete der senkrechte Schacht direkt unter die
Navigationsinstrumente der Steuerzentrale. Danach war man von der
Zentrale nur noch durch eine Metallplatte in der Konsole des
Schaltpults getrennt. Allerdings war es nicht ratsam, sich dort
aufzuhalten, wenn alle Instrumente eingeschaltet waren. Dann standen
alle Geräte unter Strom, und es war nicht genügend Platz
für einen Mann, allen Energieträgern auszuweichen.
Aber von dieser Seite hatte Michael nichts zu befürchten,
denn solange die RHINA von Leitstrahlen getragen wurde, waren die
Navigationsinstrumente nicht in Betrieb.
Michael kletterte über die Eisenleiter von einer
Triebwerkskammer in die andere. Als er in den engen Raum mit der
Impulskanone kam, mußte er schon befürchten, daß der
Weg nicht weiterführte. Doch dann stellte es sich heraus, daß
sich der Deckel des Schachts nur verklemmt hatte. Es kostete ihn
einige Mühe, den Deckel abzuheben. Aber schließlich
schaffte er es.
Er kletterte aus dem Schacht und tastete sich langsam und
vorsichtig an den komplizierten und empfindlichen Geräten vorbei
- bis er mit dem Kopf auf Widerstand stieß. Er tastete mit den
Händen die Fläche vor sich ab, bis er festgestellt hatte,
daß es sich um eine quadratische Platte mit einer Seitenlänge
von siebzig Zentimeter handelte. Sie war aus Kunststoff,
antimagnetisch und mit Schrauben an den Rahmen befestigt, die sowohl
innen als auch außen ein Gewinde mit Muttern besaßen. Auf
diese Weise war es möglich, die Deckplatte von dieser oder jener
Seite zu entfernen. Insgesamt handelte es sich um ein Dutzend solcher
Schrauben.
Vorsichtig, um nur ja kein verräterisches Geräusch zu
verursachen, löste Michael eine Mutter nach der anderen. Als er
alle zwölf entfernt hatte und sich daranmachte, die Platte
herauszuheben, drangen Stimmen zu ihm. Aber er konnte sie erst
voneinander unterscheiden, als er die Platte aus der Verankerung
gelöst hatte. Dann verstand er auch, was gesprochen wurde und er
erblickte durch den Spalt die Sprecher selbst.
Dort standen Anfir Cryjonon und die beiden anderen Freihändler,
kaum zehn Meter entfernt und mit dem Gesicht zu ihm. Zu beiden Seiten
waren je zwei bewaffnete Springer postiert. Vor ihnen stand ein
Springer, der Michael zwar den Rücken zukehrte, den er aber an
seiner muskulösen Gestalt und an dem dunklen, glatt
zurückgekämmten Haar sofort als Rhin Atrid erkannte.
Der Patriarch lachte gerade. Dann sagte er zu Anfir Cryjonon:
„Hoffen Sie nur nicht zu fest auf die Unterstützung Ihres
vierten Mannes. Er steht nicht auf Ihrer Seite, sondern auf meiner.
Wahrscheinlich sitzt er bereits in meiner Kabine und läßt
sich von den weiblichen Mitgliedern meiner Familie bewirten."
„Sie bluffen!" sagte Cryjonon.
„Warum sollte ich?" tat Atrid verwundert. „Ebenso
wie ich Sie sofort als Freifahrer erkannt habe, weiß ich, daß
ich aufMikejederzeit zählen kann." Michael starrte
verständnislos in die Steuerzentrale hinein. Er zweifelte an
seinem Verstand. Er konnte sich nicht vorstellen, daß er
wirklich Zeuge dieses Gesprächs wurde. Offensichtlich sprach
Rhin Atrid von ihm als seinem Verbündeten. Aber für Michael
war es unerklärlich, warum er es tat. Atrid hatte
es in dieser Situation gar nicht nötig, Cryjonon zu täuschen
zu versuchen. Michael wartete gespannt darauf, was weiter passieren
würde, während er seinen Einsatz vorbereitete.
Die Springer, die an den Schaltpulten saßen, hatten bereits
alles für den Augenblick vorbereitet, da die RHINA aus dem
Bereich der Leitstrahlen kam und die Antriebsdüsen gezündet
werden mußten.
Michael hatte ausgerechnet die Deckplatte an jener Stelle
entfernt, die zwischen dem Piloten und dem Kopiloten lag. Er
versuchte sich auf das Gespräch zwischen Cryjonon und Atrid zu
konzentrieren, wurde aber ständig durch die beiden abgelenkt,
die Zwischenbemerkungen machten.
„Warum Atrid nur solches Aufsehen um ein paar Freifahrer
macht", murmelte der Kopilot.
„Er braucht sie als Geiseln", entgegnete der Pilot mit
gesenkter Stimme. „Du weißt, daß die Ortung
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