PR TB 094 Die Zeitmauer
stand, schwebte plötzlich
über der ovalen Öffnung, hinter der ein lichterfüllter
Raum lag. Die Massenanziehung bewirkte jedoch, daß er ganz
langsam in diesen Raum hineinsank. Er begriff noch immer nicht, wo
die Tür geblieben war. Wenn sie in die Hülle geglitten war,
so mußte das mit unvorstellbarer Geschwindigkeit geschehen
sein.
Das Licht in dem Raum erlosch.
Die nahe Sonne Perex gab genug Licht, ihn die Abgrenzungen
erkennen zu lassen. Und noch etwas anderes geschah: die Schwerkraft
kehrte zurück und damit auch die Begriffe „oben und
unten". Rex drehte sich langsam und landete sicher auf den
Füßen.
Das Licht in der Kammer flammte wieder auf.
Rex sah auf die Uhr und wartete.
Nach 36 Sekunden erlosch es wieder.
Ein kurzes Informationsgespräch mit Targot Fall bestätigte
ihm, daß die Leuchtperiode zeitlich genau mit jener im
Observatorium des fremden Schiffes übereinstimmte.
Also doch kein Lichtzeichen für die PEREX.
Was aber dann?
Er sah sich um. Instrumente und Kontrollgeräte -nahm er an.
Eine Luftschleuse, ganz ohne Zweifel. Die Frage war nur, wie er nun
die Außenluke von innen schließen sollte. Und das mußte
er, wenn er weiter hinein ins Schiff wollte. Er fragte Targot Fall.
D er Biologe blieb skeptisch.
„Ich würde es an Ihrer Stelle nicht versuchen, Rex. Es
ist zu gefährlich. Wenn uns jemand sehen will, wären Sie
schon einem von der Besatzung begegnet. Warum kümmert sich
niemand um uns, und was soll der ständige Wechsel des Lichtes
bedeuten? Jedenfalls würde ich Ihnen nicht raten, das Schiff
allein zu betreten. Soll ich nachkommen? Sie brauchen nur die
Halteleine zu lösen."
Rex überlegte einen Augenblick. Eine ungeheuerliche Vermutung
war in ihm aufgetaucht, die ebenfalls aus seinem Unterbewußtsein
stammte:
Vielleicht hatte das fremde Schiff überhaupt keine Besatzung
mehr!
„Gut, Targot, kommen Sie. Ich löse die Leine."
In merkwürdiger Schlangenlinie, bedingt durch die
Schwerelosigkeit, kehrte die Leine zur PEREX zurück, wo
Targot Fall sie nach kurzer Beratung mit Berenda und Shen Ghol an
seinem eigenen Gürtel befestigte und sich dann von der
Luftschleuse abstieß. Er verfehlte sein Ziel, und da die
Ablaufrolle nicht auf fünfhundert Meter eingestellt war, rollten
alle tausend Meter ab.
Rex hörte den Wissenschaftler kräftig fluchen, was er
durchaus nicht von ihm gewohnt war. Er beruhigte ihn und riet ihm,
zur PEREX zurückzukehren und es noch einmal zu versuchen.
Targot spürte den Ruck, als das Seil abgelaufen war. Ohne
etwas zu unternehmen, schwebte er die Strecke zurück, aber er
hatte die Richtung nun geändert. Rex, der aus der Einstiegluke
schaute, bemerkte es ebenfalls.
„Tun Sie nichts, Targot! Ich glaube, wir haben Glück
gehabt. Sie kommen genau auf den Kugelraumer zu, werden allerdings
auf der anderen Seite eintreffen. Das Seil nicht lösen, wenn Sie
landen. Kommen Sie dann zu mir, aber vermeiden Sie jede allzu heftige
Bewegung, sonst überschreiten Sie die geringe
Fluchtgeschwindigkeit. Also langsam und behutsam."
Targot landete, wie Rex es vorausgesagt hatte. Wenig später
erschien er am kurzen Horizont des fremden Schiffes und stand dann
vor der offenen Einstiegluke.
„Bringen Sie das Seil mit - oder besser, wir befestigen es
am Außengriff. Dann reißt es nicht, wenn wir die Luke
schließen."
Als sie dann beide in der Schleusenkammer standen und sich an das
rätselhafte Wechselspiel der Beleuchtung gewöhnt hatten,
studierten sie die Kontrollen. Sie waren anders als in der PEREX,
aber da sie demselben Zweck dienten, nämlich die Außenluke
zu öffnen und zu schließen, war ihre Bedeutung klar. Auch
die Folge und Art der Bedienung.
Als Rex auf einen grünen Knopf drückte, verschwanden die
Sterne des Weltraums wie durch Zauberei. Die Luke hatte sich
blitzschnell geschlossen, und in den Kopfhörern der
Helmmikrophone war ein ganz kurzer Pfeifton zu hören gewesen.
Ungläubig starrte Targot auf die Kontrollinstrumente an der
Wand.
„Luft!" keuchte er überrascht. „Wir sind von
einer Atmosphäre umgeben! Der Raum muß sich im Bruchteil
einer Sekunde damit gefüllt haben! Das ist doch unmöglich!"
„Darum hören wir auch jetzt alle Geräusche",
sagte Rex. „Die Fremden müssen über eine unglaubliche
Technik verfügen. Ist die Luft atembar? Was sagen Ihre
Instrumente, Targot?"
„Atembar, aber ich würde dazu raten, weiterhin den
eigenen Luftvorrat in Anspruch zu nehmen. Wer weiß, welche
Überraschungen uns noch
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