PR TB 096 Das Mädchen Aus Dem Nirgendwo
graue,
fettige, pomadisierte Haar hing ihm fast bis zur Gürtellinie
über die Schulter. Er wirkte so geheimnisvoll und furchterregend
wie ein mittelalterlicher Giftmacher. Er wurde »Magister«
genannt und war der Bordarzt.
Michael hoffte, dass er nicht in die Lage kam, von ihm behandelt
zu werden. Denn ihm genügte allein der Anblick des Magisters, um
innerlich zu erschauern.
Cryjonon erklärte in seiner Einleitungsrede, dass es sich
hier um eine außergewöhnliche Sitzung handle, bei der
nicht ihre eigenen Absichten und Ziele erörtert werden sollten,
sondern einzig Michaels Problem. Dann forderte er »Bauer
Michael« auf, darzulegen, warum er nach Ternillon wolle.
Michael erzählte von Slim Buru und von seiner Erfindung, dem
Cyto-Exkret-Katalysator, von Jeffersons Interesse daran und erklärte
die Art und Weise, wie Jefferson Slim und die anderen Schüler
des Ezialismus für sich gewonnen hatte.
Nachdem Michael geendet hatte, sagte Cryjonon: »Es ist klar,
was sich Jefferson davon verspricht. Er möchte die
vielversprechenden Talente in seinen wissenschaftlichen Stab
aufnehmen, in der Hoffnung, eines Tages aus ihren Entdeckungen
Kapital zu schlagen, oder mit Hilfe der Erfindungen seine Macht
auszubauen. Da mit Jefferson auch die Macht der Springer wächst,
müssen wir unbedingt eingreifen. Wenn wir es schon nicht tun, um
die Galaxis vor einem Chaos zu bewahren, so immerhin deshalb, damit
die Springer nicht zu stark werden und uns von unserer mühsam
erkämpften Position verdrängen. Deshalb schlage ich vor,
dass wir Mikes Problem als das unsere anerkennen und ihn bei der
Befreiung seines Freundes unterstützen.«
Keiner der Edelleute erhob Einspruch. Nur der Magister — er
hieß Jain — wandte sich mit einer Frage an Michael: »Was
ist unter diesem Cyto-Exkret-Katalysator zu verstehen?«
»Slim erklärte mir«, antwortete Michael, »das
die von den Zellen erzeugten Exkrete nicht vollkommen abgestoßen
würden und so maßgeblich am Absterben der Zellen schuld
seien. Mit dem Cyto-Exkret-Katalysator kann er angeblich die
Exkretspuren aus den Zellen entfernen und ihre Lebensdauer
verlängern.«
Magister Jain lächelte wissend. »Jefferson erhofft sich
dadurch wahrscheinlich eine Art Unsterblichkeit. Natürlich ist
er kein solcher Narr, um die Erkenntnisse eines Studenten als
feststehenden Lehrsatz anzuerkennen. Er weiß, dass es sich um
Theorie handelt, aber er hat zumindest die Hoffnung, dass die Praxis
nicht viel davon abweicht.«
»Und was halten Sie von Slims Erfindung, Magister Jain?«
erkundigte sich Michael.
»Sie hört sich nicht schlecht an«, antwortete der
Bordarzt. »Ich muss mich aber noch eingehender damit
beschäftigen, um herauszufinden, welchen Pferdefuß die
Sache hat.«
»Sie zweifeln von vornherein am Erfolg von Slims Arbeit«,
sagte Michael vorwurfsvoll. »Warum?«
Der Bordarzt lächelte geheimnisvoll. »Ich habe in
meiner langjährigen Tätigkeit als Arzt und Forscher einen
fast untrüglichen Instinkt entwickelt, und dieser sagt mir, dass
man den Alterungsprozess des Menschen nicht allein auf nicht
ausgeschiedene Exkrete abwälzen kann. Diese Erkenntnis ziehe
ich, nicht zuletzt, auch aus meinen Kenntnissen über die
Zellforschung. Ich möchte damit nicht über die Fähigkeiten
Ihres Freundes urteilen. Vielleicht ist er ein Genie, wer weiß.
Aber ich erinnere mich eines Genies namens Leonardo da Vinci. Dieser
begabte Mann konstruierte eine Flugmaschine, lange bevor der Mensch
das Flugzeug erfand. Vincis Flugapparat konnte nicht funktionieren,
denn er wollte, dass damit der Mensch den Vogelflug kopieren solle.
Warum ich da Vinci erwähne? Nun, Ihr Freund erinnert mich in
diesem Augenblick an ihn. Beide wollten etwas schaffen, wofür
ihnen einfach die grundsätzlichen Voraussetzungen fehlten.
Damals war der Mensch wissenschaftlich noch nicht reif, zu fliegen.
Heute ist der Mensch noch nicht reif für die Unsterblichkeit.
Sie verstehen mich?«
Michael nickte. Trotzdem sagte er: »Aber es wäre
möglich, dass gerade Slimjener Mann ist, der der Menschheit die
nötige wissenschaftliche Reife für die Unsterblichkeit
bringt.«
Der Bordarzt zuckte die Achseln. »Biologische Experimente
können sehr gefährlich sein, besonders, wenn sie von Laien
vorgenommen werden.«
Damit war das Thema beendet. Kurz darauf wurde die
außergewöhnliche Offiziersbesprechung beendet, nachdem
Cryjonon nochmals klargelegt hatte, aus welchen Gründen sie nach
Ternillon flogen.
Erstens sollte die RENAISSANCE
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