PR TB 099 Die Tödliche Erfindung
ein paar
Degrads von der Stadt entfernt aufsetzen würde. Bisher hatte
sich niemand um ihn gekümmert, aber Jezelfher hütete sich,
die Intelligenz und die Möglichkeiten des auf dieser Welt
lebenden Volkes deshalb zu unterschätzen.
Der Mokrabase glaubte, die eisige Kälte des Planeten durch
den Schutzanzug zu spüren, aber das war natürlich eine
Täuschung. Der Anzug hielt zumindest annähernd die
Temperatur, die auch im Schiff herrschte und die Jezelfher
Wohlbehagen empfinden ließ. Dagegen war das dumpfe Rauschen der
giftigen Atmosphäre bestimmt keine Täuschung. Jezelfher
starrte durch seine Sichtscheibe, obwohl in der Dunkelheit kaum etwas
zu erkennen war. Ein winziges Loch in seinem Anzug konnte zu einer
Explosion führen, die ihn auf der Stelle töten würde.
Jezelfher hatte von solch schrecklichen Unfällen gehört.
Ein Trost war, daß neunhundert von zehntausend Prüflingen
ohne Zwischenfall von ihren Reisen zurückkehrten. Etwa
achttausend berichteten von kleineren Abenteuern, die sie jedoch alle
glimpflich überstanden. Eintausend kehrten verletzt oder krank
zurück - und nur hundert wurden als vermißt gemeldet.
Jezelfher blickte an sich herab, aber die Ammoniakmaus in seiner
Organhöhle schlief noch immer. Sie hatte überhaupt nicht
gemerkt, daß er das Schiff verlassen hatte. Jezelfher sehnte
sich nach Unterhaltung, aber er ließ Pertakasa schlafen, denn
es war möglich, daß sie noch viel Arbeit bekommen würde.
Jezelfher drang in die tieferen Schichten der Atmosphäre ein.
Der
Leitstrahl, von dem er eingehüllt wurde, flimmerte hier
stärker. Seine äußeren Schichten wurden ionisiert.
Um sich abzulenken, begann Jezelfher mit der Analyse der
Atmosphäre.
Sie war so giftig, wie sie aussah.
Tief unter Jezelfher erschienen jetzt die Lichter der Stadt. Sie
verschmolzen ineinander, so daß der Eindruck entstand, auf der
Oberfläche des Planeten befände sich ein leuchtender See.
Die Stadt lag offenbar an der Küste eines Wasserozeans.
Jezelfher kannte die Phänomene, die es auf Sauerstoffwelten gab,
nur aus Büchern, so daß seine Erregung verständlich
war.
Er ließ sich jedoch nicht zu unvorsichtigen Handlungen
verleiten.
Sorgfältig lotete er den Boden aus. Er wollte nicht durch
eine ungeschickte Handlung bereits zu Anfang seiner Untersuchung in
Schwierigkeiten geraten. Er führte all das aus, was ihm seine
Bücher empfahlen.
Schließlich erreichte er das untere Ende des Richtstrahls.
Der Boden war fast eben und verhältnismäßig weich. In
unmittelbarer Entfernung schien eine Straße vorbeizuführen,
denn Jezelfher sah Lichter vorbeihuschen. Sekundenlang blieb er wie
gelähmt stehen. Das Gefühl völliger Einsamkeit drohte
ihn zu überwältigen. Er zitterte ein bißchen, wodurch
Pertakasa geweckt wurde.
Die Ammoniakmaus schreckte hoch und gab ein schrilles Piepsen von
sich.
»Schon gut!« beruhigte sie Jezelfher. »Wir haben
das Schiff verlassen und befinden uns auf der Sauerstoffwelt, die wir
bereits von Bord aus untersucht haben.«
Pertakasa schnüffelte aufgeregt.
»Du brauchst noch nicht zu filtern«, erklärte
Jezelfher. »Die Luft im Anzug ist noch in Ordnung.«
Das kleine Wesen ließ sich wieder in der Organhöhle
nieder.
»Wir sind sicher gelandet«, berichtete der Mokrabase
weiter. »Es hat sicher wenig Sinn, wenn ich in der Dunkelheit
herumtappe. Deshalb werde ich orten und messen, bis es Tag wird. Dann
sehen wir uns um. Ganz in der Nähe liegt eine große
Stadt.«
Die Ammoniakmaus war blind und konnte die Lichter nicht sehen,
aber sie vertraute ihrem Träger, den sie auf seiner langen Reise
begleiten würde.
Jezelfher schaltete den Richtstrahl aus. Er konnte ihn an jeder
beliebigen Stelle wieder aufbauen und mit der Rückkehr zum
Schiff beginnen. Das war ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor.
»Ich frage mich, ob man mich immer noch nicht entdeckt hat«,
fuhr Jezelfher fort. Er gestand sich ein, daß er den Kontakt
mit fremden Intelligenzen suchte, obwohl Berichte über solche
Kontakte von der Kommission selten überbewertet wurden. Es war
einfach Neugier, die ihn in die Nähe fremder Zivilisationen
trieb.
Im Licht, das an einer Schnalle seines Schutzanzugs befestigt war,
las Jezelfher weitere Meßwerte von den Skalen seiner
Instrumente ab. Dieser Planet war eine Eisgruft. Erstaunlich, daß
sich unter solchen Umständen überhaupt Leben entwickeln
konnte.
Als er alle notwendigen Messungen durchgeführt und
eingetragen hatte, gönnte der Raumfahrer sich eine Ruhepause.
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