PR TB 099 Die Tödliche Erfindung
ungebundenes Leben. Er war ein großer
Mann mit einem finsteren Gesichtsausdruck. Seine dichten Augenbrauen
waren über der Nasenwurzel zusammengewachsen. Seine Wangen waren
glatt, die Mundwinkel hingen etwas herab. Grant besaß starke
Körperkräfte, wenn er auch durch seine Hagerkeit
schwächlich wirkte.
Er war achtundvierzig Jahre alt, bis zu seinem vierundzwanzigsten
Lebensjahr hatte er als Techniker in einem Kraftwerk in der Sahara
gearbeitet. Grant war verheiratet und besaß drei Kinder,
lebte aber getrennt von seiner Familie.
Nach einer Weile stieß er mit der Spitze des Spatens gegen
etwas Hartes.
Der Sarg!
Er richtete sich auf und holte Atem. Wieder überzeugte er
sich, daß alles still geblieben war. Der Gedenkstein am
Kopfende des Grabes, den er kurz zuvor mit seiner Lampe angeleuchtet
hatte, wies den Toten unter seinen Füßen als den
achtzigjährigen Orban Reslau aus. Reslau war am Sonntag, also
vor zwei Tagen, beerdigt worden.
Grant begann wieder zu arbeiten. In wenigen Augenblicken hatte er
den Sarg völlig freigelegt. Es war ein teures Exemplar. Grant
bückte sich und klopfte mit dem Knöchel eines Zeigefingers
dagegen. Dann nickte er.
Terkonitstahl!
Wahrscheinlich war der Tote einbalsamiert worden. Grant verzog das
Gesicht. Er haßte diese süßlich stinkenden Leichen,
die verschnürt waren.
Glücklicherweise besaß der Sarg kein Schloß,
sondern nur eine einfache Zuhaltung. Grant öffnete den Deckel
und leuchtete in den Sarg.
Von Orban Reslau war nur das Gesicht zu sehen, sein übriger
Körper war in blaue Tücher gehüllt. Der Tote hatte die
Augen weit geöffnet und starrte ins Leere. Sein Gesicht war von
den Spuren einer schweren Krankheit gezeichnet.
Grant zog seine Handschuhe an und begann die Leiche mit
geschickten Griffen zu entkleiden. Zunächst legte er die Arme
frei, denn die meisten Toten trugen ihren Mini-Starrion an den
Fingern oder an den Handgelenken.
Diesmal hatte Grant jedoch kein Glück. Die Arme des Toten
waren nackt.
Grant befürchtete, daß er in dieser Nacht kein Glück
haben würde. Trotzdem untersuchte er die Leiche weiter. Er riß
die Tücher von der Brust des Toten und warf sie achtlos neben
dem Sarg in die Grube. Dabei entdeckte er, daß Orban Reslau
eine Metallbrosche auf der Brust trug.
Grant nahm die Brosche an sich und untersuchte sie kurz.
Zufrieden schob er sie in seine Tasche.
Er hatte Erfolg gehabt.
Die Brosche war ein Mini-Starrion.
Grant kletterte aus der Grube. Er machte sich nicht die Arbeit,
den Toten wieder anzukleiden oder den Sarg zu schließen. Hastig
begann er das Grab wieder mit der losen Erde zu füllen. Er
benötigte eine halbe Stunde, dann war er fertig. Nun brauchte er
nur noch den Grabschmuck an den alten Platz zu legen. Als er diese
Arbeit getan hatte, leuchtete er die gesamte Grabstätte noch
einmal ab, um sich zu überzeugen, ob er keine Spuren
hinterlassen hatte. Wer das Grab nicht gründlich untersuchte,
würde keine Veränderungen feststellen.
Grant nickte zufrieden. Er hatte in dieser Nacht eintausend Solar
verdient -der Preis, den ein Mini-Starrion auf dem schwarzen Markt
erzielte. Damit würde er längere Zeit sorglos leben können.
Grant schaltete seine Lampe aus und griff nach dem Spaten und
seinen
anderen Werkzeugen.
Ein Kichern ertönte!
Grant fuhr herum.
Hinter dem Grabstein Orban Reslaus trat eine Gestalt hervor.
***
Die kleine Sauerstoffwelt war der erste Planet der S-Gruppe, den
Jezelfher auf seiner Reise durch die Galaxis besuchte. Er verließ
sein warmes Raumschiff mit äußerstem Unbehagen, jedoch
ohne Waffen, denn er wollte, wenn es wirklich zu einem
Zusammentreffen mit Angehörigen der zweifellos vorhandenen
Zivilisation kam, als Wissenschaftler akzeptiert werden.
Jezelfher mußte der Kommission, die über seine Aufnahme
in den Wissenschaftlichen Kreis von Abroxon entscheiden würde,
die Untersuchung zumindest eines Sauerstoffplaneten nachweisen.
Natürlich hätte Jezelfher weitersuchen können, bis er
einen völlig harmlosen Sauerstoffplaneten finden würde,
doch sein Ehrgeiz ließ es nicht zu, daß er die erste
Chance, die sich ihm bot, ignorierte.
Der Mokrabase hatte seinen Schutzanzug angelegt. Sein Schiff
befand sich in einem Orbit um die Welt, die er untersuchen wollte.
Ein großer heller Lichtfleck auf der Nachtseite des Planeten
ließ auf das Vorhandensein einer riesigen Stadt schließen.
Jezelfher hatte den Leitstrahl, in dem er zur Oberfläche
hinabschwimmen würde, so berechnet, daß er nur
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