PR TB 099 Die Tödliche Erfindung
Fresen hatten die Köpfe noch im Sand stecken. In
dieser Haltung verharrten die Tier oft tagelang. Dragan vermutete,
daß sie Feuchtigkeit und
Mikrolebewesen aus dem Staub filterten. Eine andere Erklärung
hatte er dafür bisher noch nicht gefunden.
Dragan versetzte einem der Fresen mit der Peitsche einen leichten
Schlag. Das wurmähnliche Rieseninsekt zog den Kopf aus dem Boden
und starrte ihn an. Bei seinen ersten Begegnungen mit den Sandfresen
hatte Dragan diese Tiere für dumm und hinterhältig
gehalten. Inzwischen hatte er diese Meinung gründlich revidiert.
Die Fresen waren gutmütig und besaßen eine beachtliche
Intelligenz. Er war überzeugt, daß sie ihm nur halfen,
weil sie ihn mochten. Der Grund für diese seltsame Freundschaft
war Dragan bis heute noch nicht klar. Vielleicht brauchten die
Rieseninsekten ebenso Abwechslung in ihrem eintönigen Leben wie
er.
Dragan legte den aus einem alten Schutzanzug gefertigten Sattel
auf den Rücken des Sandfresen und band ihn fest. Dann öffnete
er die Stalltür und trieb den Fresen hinaus. Dem Tier machte der
Sturm überhaupt nichts aus, die Fresen wanderten auch während
eines Orkans quer durch die Wüsten von Tolsan II.
Dragan lehnte die Tür nur an, damit die beiden anderen Fresen
jederzeit hinausgehen konnten, wenn sie das Bedürfnis dazu
hatten. Geduckt ging er auf den Fresen zu und schwang sich in den
Sattel. Er legte sich nach vorn, damit er möglichst dicht auf
dem Körper des Tieres ruhen konnte. Bei solchen Ausflügen
bestand die Gefahr, daß er vom Sturm aus dem Sattel geblasen
wurde.
»Vorwärts!« rief Dragan.
Er schwang die Peitsche. Sie bestand aus einem Fresenknochen.
Dragan kannte die Stellen an einem Fresenkörper, die er berühren
mußte, um das Tier zu Reaktionen zu veranlassen.
Das sechs Meter lange Insekt glitt in die Wüste hinaus.
Staub- und Sandwolken hatten den Himmel verdunkelt, so daß vom
Tageslicht kaum etwas zu merken war.
Dragan lenkte den Sandfresen hinab ins Tal - in Richtung der
Kuppel.
***
Vor der Staubschleuse im Norden der Kuppel drängten sich ein
paar tausend Bürger. Kuppelmehjor Bestban spürte die
Erregung dieser Menschen. Er parkte seinen Elektrowagen zweihundert
Meter vor der Schleuse und legte das letzte Stück zu Fuß
zurück. Die Bürger vor der Schleuse, kämpften um die
besten Plätze an den Beobachtungsluken. Bestban glaubte nicht,
daß sie einen Sturm beobachteten, dazu hatten sie schon zu
viele erlebt.
Ein Techniker kam auf ihn zu.
Bestban hielt den Mann am Arm fest.
»Was ist dort drüben los?«
Der Mann erkannte ihn erst jetzt und riß die Augen auf.
»Vor der Schleuse liegen zwei Sandschlepper. Sie sind
gestern abend zusammengestoßen.« Er blickte in Richtung
der Staubschleuse. »Ich würde an Ihrer Stelle nicht
hingehen. Die Leute sind wie die Verrückten.«
Er hob seinen Arm, so daß der Ärmel des Jacketts über
das Gelenk rutschte und der Mini-Starrion sichtbar wurde.
»Deshalb, Sir!«
Bestban nickte und ließ den Techniker stehen. Er hatte keine
Angst, aber sein Unbehagen wurde immer stärker. Er hoffte nur,
daß es nirgends zu einer Panik kam. Schon die geringsten
Beschädigungen an wichtigen Kuppeleinrichtungen konnten zu
Katastrophen führen.
Vor dem Schleusentor selbst war weniger Betrieb, so daß der
Kuppelmehjor unbehelligt bis an die Garage gelangte.
Der alte Klousen, der als Torwächter arbeitete, stand auf dem
Garagendach und blickte scheinbar unbeteiligt auf die Menge herab.
Als er Bestban erkannte, glitt ein Lächeln über sein
Gesicht.
»Mehjor! Sind Sie gekommen, um die Leute zu vertreiben?«
Bestban schüttelte den Kopf.
»Komm von da oben herunter, Kloudy. Ich muß mit dir
reden.«
Klousen lachte grimmig.
»Ich bin doch nicht verrückt. Hier oben fühle ich
mich sicher.« Er zeigte Bestban eine Metallstange. »Wer
zu mir heraufklettern will, bekommt das da auf den Schädel.«
Bestban wappnete sich mit Geduld.
»Du kannst nicht ewig dort oben bleiben, Kloudy. Irgendwann
mußt du essen oder trinken.«
Der Alte wurde nachdenklich, aber er verließ seinen Platz
nicht.
»Solange ich bei dir bin, wird dir nichts geschehen«,
versicherte der Kuppelmehjor.
Während Klousen vom Garagendach kletterte, inspizierte
Bestban die Garage. Die Tore standen offen. In der Garage stand nur
noch ein Sandschlepper.
»Ist die Maschine in Ordnung?« fragte Bestban den
alten Klousen, der keuchend neben ihm stehenblieb.
»Ja«, antwortete der Garagenwächter zögernd.
»Aber niemand
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