PR TB 099 Die Tödliche Erfindung
herum.
Irgendwo hinter dieser grauen Mauer aus Staub und Sand lag der
WodkaBerg.
Zum erstenmal fragte sich Bestban, warum Dragan dem Hügel
diesen Namen gegeben hatte. Die Lichter des Schleppers erfaßten
ein Fahrzeug, das am vergangenen Abend umgestürzt war. Die Räder
ragten nach oben.
Bestban sah weg. Es hatte keinen Sinn, wenn er sich damit
belastete. Vielleicht würde er Dragans Hütte niemals
erreichen, aber er wollte es im Interesse der Siedlung zumindest
versuchen.
***
Das ständige Heulen des Windes und das Knistern des Sandes
wurden zu einer Begleitmusik, an die Dragan sich schnell gewöhnte.
Er hatte sich dicht auf den Sattel gepreßt und hielt sich mit
beiden Händen fest. Ab und zu versuchte der Sandfresen
anzuhalten, denn der Sturm war auch für das Tier gefährlich.
Doch Dragan benutzte rücksichtslos die Fresenpeitsche. Es war
möglich, daß das Tier ihn verlassen würde, wenn er es
jetzt übermäßig quälte, doch dieses Risiko mußte
er eingehen, wenn er die Kuppel erreichen wollte.
Er hatte nie gewußt, wie eng er sich mit der Kuppel und
ihren Bewohnern verbunden fühlte. Erst jetzt, da es offenbar zu
einem Unglück gekommen war, wurde er sich dieser Tatsache
bewußt. Das bedeutete, daß er sich innerlich nicht so
weit von der Zivilisation gelöst hatte, wie es ihm bisher
vorgekommen war.
Solange unten im Tal alles funktioniert hatte, war immer eine Art
Rettungsanker dagewesen, es hatte immer einen Platz gegeben, wohin er
sich im Ernstfall hatte zurückziehen können.
Dieser sichere Platz war jetzt in Gefahr.
Dragan konnte sein Verhalten genau analysieren, er war erstaunt
über sich, änderte seine Pläne jedoch nicht.
Plötzlich blieb der Sandfresen stehen. Das geschah zu abrupt,
um mit dem Sturm zusammenzuhängen. Dragan ließ deshalb die
bereits erhobene Peitsche wieder sinken.
Der Filter seiner Maske hatte sich bereits mit Staub und feinen
Sandkörner gefüllt und rasselte bei jedem Atemzug. Dragan
nahm sich jedoch nicht die Zeit, den Filter auszutauschen, er
konzentrierte sich ganz auf den Fresen, der irgend etwas aufgespürt
hatte.
Der Fresen hob jetzt den Kopf, eine für ihn ganz
ungewöhnliche Körperhaltung.
Vor ihnen im Sturm tauchten zwei flackernde, unregelmäßige
Lichter auf.
»Was ist das?« rief Dragan unwillkürlich.
Der Fresen warf sich voran, sein Kopf sackte nach unten und wühlte
eine tiefe Furche in den lockeren Sand. Der Sand trommelte gegen
Dragans Maske. Die Lichter kamen näher.
Ein Sandschlepper! dachte Dragan.
Das Fahrzeug kam direkt auf sie zu. Waren die Kolonisten verrückt,
daß sie bei einem solchen Sturm eine Maschine nach draußen
schickten? Dragan schwang die Peitsche und stieß sie heftig
gegen die empfindlichen Körperstellen des Fresen.
Doch diesmal reagierte das Tier nicht. Es lief immer schneller -
genau auf die Lichter zu.
Dragan stieß einen Fluch aus. Er ließ sich aus dem
Sattel gleiten und sprang zur Seite, damit das Rieseninsekt ihn nicht
niedertrat. Der Sturm ergriff ihn mit voller Wucht und riß ihn
von den Beinen. Er landete unsanft im Sand. Seine Maske verrutschte,
Sandkörner prasselten in sein Gesicht und rissen die Haut auf.
Hastig schob er die Maske wieder zurecht.
Über dem Heulen des Sturmes vernahm er ein anderes Geräusch,
ein Krachen, als würden zwei Rammklötze gegeneinander
prallen. Er kroch schnell in die Richtung, aus der der Lärm kam.
Dann entdeckte er ein Licht, aber es leuchtete nicht mehr auf den
Boden, sondern gen Himmel. Im Halbdunkel sah er einen umgekippten
Sandschlepper im Sand liegen. Daneben kauerte der Sandfresen. Der
Körper des Tieres war vom Zusammenprall auf einer Seite
aufgeplatzt. Flüssigkeit quoll hervor. Der Fresen machte
unkontrollierte Bewegungen mit seinen Beinen.
Er stirbt! dachte Dragan und stieß einen wilden Schrei aus.
In seiner Erregung wollte er sich erheben, doch die Wucht des
Sturmes drückte ihn wieder auf den Boden. Dragan preßte
einen Arm über das Gesicht und tauschte mit der freien Hand den
verbrauchten Filter aus. Der Wind trieb den Sand in dichten Böen
den Hang des Wodka-Berges hinab.
Zwischen dem Fresen und dem umgekippten Schlepper waren die
Naturgewalten weniger wirksam. Dragan erhob sich auf die Knie und
arbeitete sich an den Schlepper heran. Die Kuppel war auf einer
Seite aufgeplatzt, der Sand strömte durch die Öffnung, als
würde er von einem Sog erfaßt. Dragan zog sich hoch und
preßte das Gesicht gegen die Fahrerkuppel. Er sah einen Mann im
Schutzanzug quer
Weitere Kostenlose Bücher