PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges
gleichzeitig eine halbe Wendung. Nun fuhren wir
in einer Linie auf die Zone des Kampfes zu. Rechts neben uns war das
des Baches.
Jn Deckung bleiben!“ schrie ich und überholte die
Geschüt ze, ritt vor ihnen vorbei und sah mich um.
Der Fremde! Er entkommt dir! warnte der Logiksektor.
Ich konnte es nicht ändern. Noch blieb mir genügend
Zeit. Der Zusammenstoß vieler kleinerer Abteilungen beider
Heere bereitete sich vor. Sie ritten und rannten aufeinander zu.
Direkt vor uns flutete das Gros der Franzosen von den Hügeln,
zwischen
den Stämmen der Wälder hervor. Das harte, helle Knattern
zahlloser Musketenschüsse war zu hören. Schreie und das
Aufeinanderschlagen von Hiebwaffen hallten über das
Schlachtfeld. Von überall her erklangen die Abschüsse der
Geschützbatterien. Der weiße, ätzende Pulverrauch
trieb langsam durch das Tal und verhüllte die vielen einzelnen
Kämpfe. Ich zog meine Waffe, ritt fünfzig Meter weit in das
Getümmel hinaus und merkte, wie Schüsse von meinem
Abwehrfeld abprallten. Ich stellte den Lähmstrahler auf Maximum
und größte Streuung und feuerte mehrmals in einem
Halbkreis. Kaiserliche und Franzosen sanken lautlos um.
, Feuer!“ rief jemand hinter mit ,Aus der Schussbahn!“
Als Zeichen, dass ich verstanden hatte, riss ich die rechte Hand
mit der Waffe hoch. Wieder schossen die Franzosen auf mich; ich riss
das Pferd herum und sprengte hinter die Kanonen zurück.
Dannhauser und Rummel, Jörg und Glaser richteten die Geschütze
aus, zielten kurz, und dann ritt der Polterer mit einem brennenden
Zweig heran und senkte ihn auf die Schiesslöcher. Die erste
Detonation krachte über das Feld und schlug vor den anstürmenden
Franzosen Tourennes ein.
Der Angriff auf uns kam ruckartig zum Stehen. Pferde warfen die
Reiter ab, Infanteristen schlugen zu Boden. Wiehern, Schreie, Flüche
und vereinzelte Musketenschüsse.
,Weg mit der Kanone! Zu Werth!“ kommandierte ich.
Die Pferde wurden gepeitscht. Sie zogen an, das Geschütz
wankte, und der Pulverdampf stieg in Schlangenlinien aus dem Loch des
Rohres. Die Mündung schwankte an mir vorbei, die Zugtiere wurden
schneller, und meine Reiter rissen sie an Zügeln mit sich. Das
zweite Geschütz feuerte. Die Wirkung war grauenhaft: ein Knäuel
von blutigen Leibern wälzte sich über eine Bodensenke. Eine
Wand von weißem Rauch hüllte uns ein. Wir waren halb taub.
Das dritte Geschütz feuerte seine scharfe Petarde ab, schwenkte
herum und wurde abgezogen.
Ich hustete würgend und zog mich langsam zurück.
,Deine Idee aus dem Traum war ausgezeichnet!“ sagte Bertold
der Lispler, als er an mir vorbeiritt, um die Zügel der
Zugpferde zu fassen zu kriegen. Er schlug mir auf die Schulter, und
aus seinem Gesicht sprach fassungsloses Erstaunen, als seine Hand
zwanzig Zentimeter über meiner Schulter gegen ein unsichtbares
Hindernis prallte.
,Ein Trick des Teufels!“ sagte ich mit diabolischem Lachen
und zog das Sturmband fester. Schließlich feuerte das le tzte
Geschütz seine tödliche Ladung ab, wurde gedreht und
weggebracht. Jetzt konnte ich handeln. Ich spornte mein Pferd,
orientierte mich, so gut es ging, und dann stob ich los. Der Hengst
schien schlachterfahren zu sein. Ich setzte über ein
zusammengebrochenes feindliches Geschütz, ritt im Zickzack
zwischen einigen Gardisten hindurch, die auf mich feuerten. Dann riss
ich das Tier hoch und erschoss einen Franzosen, der mit der Muskete
auf die Brust des Hengstes zielte. Ich ritt weiter
- schnell, rücksichtslos und einem Ziel entgegen, das ich
nicht sehen konnte. Aber ich hatte die Geschwin digkeit der Reiter
ungefähr abschätzen können; der Fremde musste jetzt
unterhalb des Hügels mit den Zelten sein, direkt unter Marschall
Werth und dessen Ordonnanzen.
Die Hufe des Tieres versanken im Schlamm des Bachrandes. Ich
spornte das Tier, ritt durch das hochspritzende Wasser, und der
Hengst trat auf Gefallene. Der Hengst schnaubte unwillig, und ich
zwang ihn weiter. Schaum flockte um das Gebiss und flog mir um die
Ohren, als das Tier weitergaloppierte, mitten in eine
Pulverdampfwolke hinein.
,Hindurch!“
Wieder gewann ich fünfzig Meter freies Feld. Ich galoppierte
über die Kiesfläche, die mit einem Ausläufer,
unterbrochen von dürren Sträuchern, in die Nähe des
Hügels reichte. Aus dem kurzen Galopp wurde ein rasender Galopp.
Ich stand im Sattel, sah mich um und versuchte zu erkennen, was rund
um mich vorging. Ich ritt direkt auf den Hügel zu.
Vor mir:
Der Hügel, eingeteilt in
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