PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges
eingekesselt hatten,
begriffen sehr schnell. Sie ritten zu den Geschützen, griffen in
die Zügel der Zugpferde und trieben die Tiere an.
,Schneller! Los!“ schrie jemand.
Es waren weniger als fünfzig Reiter gewesen. Ich zielte
zwischen dem Gewoge aus Köpfen und Oberkörpern,
Pferdeköpfen und Pferdehälsen hindurch und schoss einen der
Franzosen nach dem anderen aus dem Sattel.
Dannhauser und Kressin sprengten an mir vorbei und winkten
flüchtig. Dann bewegte sich unter Schreien und Johlen, unter dem
durchdringenden Wiehern der Pferde das erste Geschütz. Es nahm
Kurs auf den Punkt, an dem sich jetzt der einzelne Fremde von den
Sternen befinden musste. Der letzte Franzose fiel.
,Zurück! Die Geschütze!“ schrie ich.
Meine Männer galoppierten an mir vorbei. Sie ritten rechts
und links an die Gespanne heran, schrieen sich kurze Kommandos zu und
brachten die Zugpferde in Trab. Das zweite Gespann setzte sich
knarrend in Bewegung. Die Männer kannten das Ziel genau und auch
den Weg dorthin.
Ich hielt an.
Vor mir spielten sich Szenen ab, die farbig, grausam und
bewundernswert zugleich waten. Ein Gespann nach dem anderen verließ
seinen Standort. Die Pferde scheuten. Eines von ihnen, das ich
versehentlich getroffen hatte, wurde aus dem Geschirr geschnitten.
Säbel blitzten auf. Einige Schüsse wurden abgefeuert.
Schließlich, als ich hinter uns niemanden mehr sah, griff auch
ich ein. Ich warf mich vorwärts, blieb dicht neben dem
Kanonenrohr und spähte nach allen Seiten.
,Links! Gefahr!“ schrillte die Stimme des Falken in dem win
zigen Lautsprecher.
Ich stellte mich in den Steigbügeln auf und sah, dass der Zug
der dreißig Reiter direkt auf uns zusprengte. Sie sahen uns
nicht, wir waren nicht ihr Ziel, aber wir würden in wenigen
Minuten zusammentreffen, mitten in den Büschen auf der
Kiesebene. Ich überlegte nicht lange, ritt langsamer und schrie:
Jörg!“
Der Mann drehte sich um, ich winkte ihm. Ich warf ihm meinen Zügel
zu und ließ mich auf einer Seite aus dem Sattel gleiten. Jörg
verstand offensichtlich, was ich vorhatte. Ich sprang auf den
stoßenden, schlingernden Wagen und hielt mich am Rohr des
Geschützes fest.
,Port vorn! Das Rohr in diese Richtung!“ schrie ic h.
„Verstanden!“ brüllte Jörg zurück.
Die rasende Fahrt ging weiter. Ich klammerte mich fest, während
das letzte Geschütz aus der Linie ausscherte und eine Kurve nach
Süden fuhr. Ruckartig hielt es an, die Waagscheite schlugen den
Zugtieren gegen die Hinterläufe. Ich stellte meine Waffe auf
Strahler um, zielte sorgfältig und feuerte.
Die schwache Energieladung erreichte das Pulver. Der Schuss löste
sich und warf das Geschütz mit mir einen Meter in die Höhe.
Augenblicklich ruckte das Gespann wieder an und raste weiter. Die
Ladung krachte in einer gewaltigen Rauchwolke zwischen den Büschen
hindurch und schlug voll ein. Die ersten der fremden Reiter wurden
aus den Sätteln gerissen, die Pferde scheuten, überschlugen
sich, starben und schleuderten die Reiter aus den Sätteln. Noch
während ich von dem rasenden Gefährt aus versuchte, den
Sattel zu erreichen, sah ich über die Schulter zurück.
Die Raumfahrer! schrie der Extrasinn.
Ich wusste, dass ich mindestens zehn der Männer getroffen
hatte. Wäre es mit rechten Dingen zugegangen, würden sie
sich in ihrem Blut wälzen. Aber die Reiter sprangen auf.
Schutzfelder? Sie schüttelten sich, halfen einander auf die
Beine und sammelten ihre Waffen ein. Zwei der Gruppe allerdings
erhoben sich nicht wieder in der Zeit, in der ich sie beobachten
konnte. Wir hatten jetzt etwa die Hälfte der Kiesfläche
erreicht und wandten uns nach meinen Ruf nach links, also nach
Norden, dem Zentrum des Schlachtens zu.
, Dannhauser“ schrie ich durch den Lärm.
Er wandte sich im Sattel um. Sein Gespann war das erste, das in
die andere Richtung fuhr.
„Adlan?“
,Wir fahren nahe heran und feuern eine scharfe Petarde!“
Ich brauchte ihnen nichts zu erklären. Sie wussten, dass ein
Geschütz nutzlos war, solange es geladen wurde. Für uns,
alle keine ausgebildeten Kanoniere, war der Versuch zu leichtsinnig.
Wir konnten nichts anderes tun als die Rohre leer feuern und dann die
Geschütze in der Nähe des Hügels der Kaiserlichen
stehen lassen. Zum Laden und Putzen brauchten wir zumindest Ruhe. Die
hatten wir nicht.
„Tadellos!“ brüllte ich.
Die Geschütze vollführten, abgesehen vom letzten, das
immer schneller wurde und auf den Hügel von Werths
zuschlingerte, fast
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