PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges
Reiter
erschienen im Boden Hunderte kleiner Fontänen aus Dreck und
kleine Krater im Kies. Das Pferd und der Reiter wurden von den
Splittern förmlich zersiebt. Das Pferd machte noch vier, fünf
Sätze und wieherte schmerzvoll.Der Mann riss beide Arme hoch,
dann schlugen Pferd und Reiter schwer in den Boden. Der Mann wurde
aus dem Sattel geschleudert, überschlug sich und blieb liegen,
die zerfetzten Arme und Beine kreuzförmig ausgebreitet. Ich zog
am Zügel, und ich konnte es noch nicht fassen, dass ich verloren
hatte. Mein Hengst blieb stehen und ließ den Kopf hängen.
Mit steifen Gliedern kletterte ich aus dem Sattel; alle Muskeln taten
mir weh. Ich ging langsam auf den Mann zu, der auf dem zerwühlten
Boden lag. Sein Pferd starb, als ich daran vorbeischritt. Ich ging in
die Knie und streckte vorsichtig die Hand aus, um den Toten zu
berühren.
An seinem blutüberströmten Handgelenk sah ich einen
dicken, eisernen Ring. Dies war entweder die Fernsteuerung für
das Schiff oder eine Art Waffe, jedenfalls hatte mein Falke
beobachtet, wie sich der Fremde mit diesem Instrument einen Weg ins
Freie gebahnt hatte. Als ich den Ring mit dem Finger berührte,
begann er sich aufzulösen. Wenige Sekunden später rieselte
das Gerät in Form eines schwarzen, körnigen Staubes auf den
Boden.
Ich stand auf, dann stutzte ich.
Ein Splitter hatte den Magen des Mannes quer aufgerissen, den Gurt
und die Kleidung dazu. Ich sah ein gut fingerlanges metallenes
Objekt. Dies musste ein wichtiger Gegenstand sein, denn ohne Zweifel
war er einoperiert worden. Als ich danach fasste - ich verwendete
dazu die Spitze meines Säbels -, zischte die Kapsel auf und
verbrannte.
Du hast verloren, Arkonide! Die Waffe und der Funkgeber des
Fremden sind zerstört. Es bleibt di r nur noch das Schiff der
Verfolger, das im Orbit ist.
Mein Extrasinn hatte recht.
Ich richtete mich auf und blickte um mich. Schmerzen und
Ermattung, Resignation und Erschöpfung beherrschten mich. Die
Verfolger waren außer Sicht; nirgends erkannte ich die
Standarte mit dem Stern darauf. Wenn sie gesehen hatten, wie der Mann
starb (vorausgesetzt, sie hatten ihn als ihr Opfer vorher
identifizieren können), würden sie in kurzer Zeit starten.
Oder aber sie suchten noch weiter nach dem Mädchen.
,Radogyne!“mu rmelte ich.
Ich hatte sie vergessen.
Langsam ging ich zurück zu meinem Pferd. Ich stieg in den
Sattel und ritt vorsichtig zurück, den Hang in Serpentinen
hinauf. Schließlich war ich bei Radogyne, die regungslos auf
einem umgestürzten Baumstamm kauerte und die Szene der Schlacht
mit blicklosen Augen betrachtete. Als sie mich bemerkte, hob sie den
Kopf und sagte: Jst genug getötet worden?“
Es klang, als machte sie mir einen Vorwurf.
Ich deutete hinunter und murmelte: „Die Franzosen flüchten.
Franz von Mercy hat ihnen eine Niederlage bereitet. Es ist vielleicht
so, dass mit dieser Schlacht der Gegner aus diesem Land
hinausgedrängt wird.“
Radogyne fragte tonlos: ,£laubst du daran, Adlan?“
Ich schaltete mein Abwehrfeld aus und bekannte leise: ,Ehrlich
gestanden, nein.“
Sie stand auf und lehnte sich leicht an mich. ,Was jetzt?“
Ich zuckte die Schultern.
Reitet hinunter zu Mercy und Werth. Du wirst deine Männer
wiederfinden und kannst versuchen, die Gruppe der Verfolger zu
finden. Zuerst aber frage das Mädchen, warum sie und Ihr
Begierter hier gelandet sind, meldete sich der Extrasinn.
Das war es. So würde ich vorgehen.
,Wir reiten hinunter zu Pistorius, Werth und Mercy. Und dann sehen
wir weiter. Dein Begleiter, du wolltest doch wissen, wo
er ist?“
Sie sah mich mit ihren Katzenaugen an und nickte.
.Der einzelne -Reiter, den du verfolgt hast?“ fragte sie
hoffnungslos. Ihre ganze Haltung drückte tiefste Resignation
aus.
Ja. Er ist tot.“
.Dann bin ich verloren“, sagte sie dumpf. „Verloren in
einer Masse blutgierige r Narren.“
Ich konnte nur antworten: Jch werde dafür sorgen, dass du
dich nicht ganz verloren fühlst.“
Wir ritten hinunter, schlugen einen riesigen Bogen ein und
näherten uns dem Hügel von Osten. Die Sonne versank gerade
hinter den Fichtenwipfeln, als die Reiterei der Bayern sich an die
Verfolgung des französischen Heeres machte. Tourenne würde
sich wohl über den Rhein zurückziehen müssen. Teile
der Kavallerie und die Infanteristen - von einem geordneten Heer
konnte wohl keine Rede sein - machten sich daran, Beute zu sammeln.
Sie durchstreiften die leeren Stallungen und das Feld, auf dem die
Toten und
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