PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges
Bettlade lag.
.Zufrieden?“ fragte ich, zog die knarrende Tür zu und
blies den Staub aus dem z weiten Becher. Dann goss ich vorsichtig
Wein in beide Becher und gab ihr einen davon.
Ja“ sagte sie. ,Es war wie eine rituelle Waschung. Ich hatte
Ruhe, ich entspannte mich. Und ich bin ein wenig betrunken. Ich
Glaube, ich werde heute bei dir schlafen. Das heißt .. wenn du
nichts dagegen hast.“
.Schwerlich, Schwester“, sagte ich. .Nur, schütte
keinen Wein auf unser karges Nachtlager.“
Sie nahm einen Schluck, dessen Menge ausgereicht hatte, den
Stadelberger umzuwerfen. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich Mut
antrinken wollte.
„Vaskane ist tot“, sagte sie.
.Ja. Warum warst du mit ihm zusammen?“ fragte ich leise.
.Ich war eine seiner... Dienerinnen“, sagte sie. .Es gibt ein
Land, das er gefunden hat. Ein schönes, fruchtbares Land. Er war
auf dem Weg dorthin, um es anzusehen. Alle unsere Freunde sollten in
dieses Land ziehen. Ich war deswegen dabei, weil er mich brauchte.
Ich sollte mit ihm dort eine Zeitlang leben und ausprobieren, ob
dieses Land für uns wirklich so gut war.“
Die Schleier vor dem Geheimnis waren etwas dünner geworden.
.Und da Vaskane tot ist, willst du mit mir schlafen?“
erkundigte ich mich und hob den Becher. Ich sah über seinen
rissigen Rand hinweg in ihre Augen. Katzenaugen, mit silbernen
Streifen in der Iris.
.Nicht deshalb“, sagte sie . .Es ist vielmehr so, dass du
der einzige Mann bist, den ich kenne, in dessen Nähe ich sein
möchte.“ ..Vielmehr...“, sagte ich und schmunzelte,
.könnte es durch aus so sein, dass du nicht die einzige Frau
bist, die ich kenne, und in deren Nähe ich sein möchte.
Hattest du über diese Möglichkeit schon einmal nachgedacht,
Schwester?“
Sie sah mich etwas betroffen an, dann kicherte sie.
.Das glaube ich nicht“, sagte sie. .Bisher habe ich alle
Männer bekommen, die ich haben wollte.“
.Die Regel wird nur durch Ausn ahmen bestätigt“,
erwiderte ich knapp. .Ich bin ein Mann mit einem sehr starken
Willen.“ Radogyne trank ihren Becher aus und hielt ihn mir
entgegen.
Vorsichtig schüttete ich nach. Ich mutmaßte, dass ihr
Stolz es nicht zuließ, sich mit einem Barbaren dieser Welt zu
verbinden, ohne dass sie nicht versuchte, ihn hinunterzudrücken.
Ihre Überlegenheit musste gewahrt bleiben. Würde ich ihr
sagen, woher ich wirklich kam, wäre es eine Beziehung zwischen
Partnern. So war es ein Spiel zwischen Opfer und Raubtier. Dachte sie
wenigstens. Ich grinste, musterte ihre Beine, sah dann in ihre Augen
und sagte:
.Vielleicht bekommst du mich, vielleicht nicht - wir werden sehen,
wie der Falke fliegt. Und warum, um in deiner Geschichte
fortzufahren, wolltet ihr dieses Land untersuchen?“
Sie antwortete sofort.
.Weil jenes Land, aus dem wir kommen, ruiniert ist. In einigen
Jahren kann dort niemand mehr leben.“
Ersetzte ich den Begriff Land durch Planet, erhielt ich das
richtige Bild. Jetzt musste ich nur noch wissen, warum...
,Warum wurdet ihr nicht verfolgt?“ fragte ich leise, als ich
auch meinen Becher wieder füllte. Sie begann bereits,
unkoordiniert zu sprechen.
,Aber - wir wurden doch verfolgt!“ sagte sie vorwurfsvoll.
„Von wem?“ fragte ich rasch.
„Von einer Gruppe von Heloten. Wir wollten die Heloten,
einen großen Teil unseres Volkes, zurücklassen. Sie
sollten sich eine eigene neue Heimat suchen. Wir wollten ein Land für
die Elite aufbauen.“
Ein Land für die Elite! Ich begriff. V askane und Radogyne
kannten einen Planeten, den si e mit wenigen Freunden besiedeln
wollten. Auf dem Flug zu diesem geheimen Planeten entdeckten sie,
dass sie verfolgt wurden. Daraufhin landeten sie hier auf der Erde.
Auch die Verfolger merkten die Kursänderung, sichteten
vermutlich auch das zurückkehrende kleine Raumschiff und
landeten ebenfalls hier. Dann begann die Suche. Und niemand ahnte,
dass ich ebenfalls auf der Suche nach einem Raumschiff war - dieses
Schiff, die letzte Chance, schwebte hoch über der Erde in einem
stabilen Orbit. Ich musterte das Mädchen und fragte: ,War es ein
Schiff, das euch an diesen Küsten abgesetzt hat?“
,Sie lehnte sich an die Wand und spielte mit dem Kragen des
Hemdes. Sie sah mich aus großen Augen an. Fast körperlich
konnte ich die Hitze spüren, die von ihrem Körper
ausstrahlte. Diese Fremden mussten von einem Planeten kommen, auf dem
die Evolution die höchstorganisierten Wesen mit einer höheren
Körpertemperatur ausgestattet hatte; wenigstens die Haut
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