PR TB 102 Planet Der Dschungelbestien
mit
seinem Überraschungsangriff auch Erfolg gehabt, wäre Toskin
nicht durch Joshs harte Schule gegangen. So jedoch konnte Cushing
seinen blitzschnell zur Seite ausweichenden Gegner nur streifen und
hatte Mühe, das Gleichgewicht zu wahren. Toskin ging mit
tänzelnden Schritten auf Distanz und erwartete den nächsten
Angriff. Cushing, der sofort erfaßt hatte, daß er mit
seiner Überrumpelungstaktik wenig Erfolg haben würde,
begann seinen Gegner lauernd zu umkreisen. Er fand jedoch keine
Blöße. Im nächsten Moment stürmte er auch schon
heran wie ein wütender Bulle, ohne Deckung und mit weit
vorgestreckten Armen. Statt jedoch die Lücke in Cushings
Verteidigung zu nützen, glitt Toskin wendig zur Seite, packte
den Oberarm des Vorbeistürmenden und legte ihn mit einem elegant
wirkenden Hebelgriff aufs Kreuz. Cushing war blitzschnell wieder auf
den Beinen und griff erneut an, diesmal mit langsamen, fast
schleichenden Schritten, bemüht, den Gegner in eine Ecke zu
drängen, aus der es kein Entrinnen gab. Toskin wußte, daß
er verloren war, wenn der Kalfaktor Gelegenheit erhielt,
seine überlegene Körperkraft: zum Einsatz zu bringen.
Die schwankende Ladefläche des Amphicars bot wenig
Ausweichmöglichkeiten für ihn. Schließlich war es
soweit: Toskin sah sich in eine Ecke manövriert und hatte alle
Hände voll zu tun, den Hagel von Schlägen abzuwehren, mit
dem Cushing systematisch seine Deckung zermürbte. Noch hatte der
Kalfaktor keinen Treffer landen können, es war nur eine Frage
der Zeit.
»Ruhig bleiben, mein Junge!« hörte Toskin die
Stimme des Rotschopfs sagen. »Setz dein Köpfchen ein,
sonst bist du verloren!« Es schien fast so, als hätte sich
Josh zu ihnen gesellt und würde den Kampf mit guten Ratschlägen
begleiten.
Toskin studierte die Augen seines Gegenübers und sah das
kurze Aufblitzen darin, das dem entscheidenden Schlag vorausging.
Völlig überraschend für Cushing ließ er sich
nach hinten fallen und winkelte gleichzeitig die Beine an. Als
Cushing, vom Schwung des eigenen Schlages vorwärtsgetrieben,
über ihn taumelte, stieß Toskin mit den Füßen
nach. Gleich darauf vernahm er hinter sich ein klatschendes Geräusch
und wurde von einem Wasserschwall überschüttet. Er richtete
sich auf und blickte über die Bordwand. Eben kam der Kalfaktor
in einigen Metern Entfernung hoch und würgte hustend das
verschluckte Wasser aus. Dann strebte er mit ruhigen Kraulstößen
auf das Amphi-car zu, entschlossen, den Kampf weiterzuführen.
Toskin überlegte, ob er sich den Luxus der Fairneß
leisten konnte, diesen Mann, in dessen Augen jetzt der blanke Mord
geschrieben stand, ungehindert an Bord zu lassen, als Cushing
plötzlich wild aufschrie und mit den Armen das Wasser peitschte.
Gleich darauf war er verschwunden, als hätte ihn jemand mit
einem Zentnergewicht belastet. Unter der Oberfläche geriet das
Wasser schäumend in Bewegung, eine Kette winziger Luftblasen
stieg auf, gefolgt von einer dunklen Wolke, die als langer, dünner
Faden mit der Strömung abtrieb.
Blut! dachte Toskin.
Er stand betäubt da und hielt den Bordrand umklammert. Erst
ganz allmählich drang die Erkenntnis in sein Bewußtsein,
daß der Kampf beendet war — auf eine grausige Weise
beendet. Etwas dort unten — vielleicht das gleiche Ungeheuer,
das ihn gestern bedroht hatte — hatte den Kalfaktor auf den
Grund des Flusses gezogen und nicht wieder herausgegeben.
»Ich hatte dir doch geraten, hier keinen Ärger zu
machen!« empfing der Truppführer seinen Besucher.
»Ich habe den Ärger nicht gesucht!« sagte Toskin
heftig. »Aber niemand kann von mir verlangen, daß ich
ruhig abwarte, bis Cushing mit seinen heimtückischen
Sabotageakten Erfolg hat und mich ins Jenseits befördert!«
Er schilderte Bat-tershill die ganze Geschichte.
»Ich verstehe«, sagte der Truppführer bedächtig.
Die Mißbilligung, mit der er Toskin zuvor gemustert hatte, war
vollständig aus seinem Bulldoggengesicht verschwunden. Er
seufzte. »Na schön! Dann haben wir also einen neuen
Kalfaktor ...« Sein Blick schien Toskin buchstäblich zu
röntgen. »Ich frage mich nur, ob Cushings Stiefel nicht
ein bißchen zu groß für dich sind! Cushing war ein
tüchtiger Mann — aus meiner Sicht gesehen. Das wirst du
sicher nicht abstreiten wollen, wenn du vernünftig genug bist —
und du bist vernünftig! Zugegeben, du hast ihn im ehrlichen
Zweikampf besiegt. Das sagt mir noch gar nichts! Du hast vielleicht
unverschämtes Glück gehabt.«
Toskin
Weitere Kostenlose Bücher