PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
ausgebildeten Krieger nicht die geringste Chance hatten.
Sie sanken gelähmt zu Boden und blieben wie tot liegen - Schnee
setzte sich auf ihnen ab. Wir rannten zum Tor - eine Strecke von etwa
vierhundert Metern.
Nemuro hetzte neben mir her und schlug mit dem Schwert um sich; er
schien in eine Art Rausch, eine Panik zu geraten. Vermutlich
verwirrte ihn das Getümmel. Wir schlugen uns durch kämpfende
Gruppen hindurch. Nirgendwo sah ich den Fetten. Dann erreichten wir
die hölzerne Anlage vor dem Tor. Nemuro blieb stehen, er
zitterte wie im Fieber.
»Die Tore auf!« rief ich.
Über uns feuerten Wachen Pfeile auf uns ab. Ich blieb kurz
stehen, schaltete auf den Strahler um und verwandelte fünfzig
Meter Wehrgang in eine einzige Wand aus Flammen und Rauch. Die Wachen
flohen. Wir erreichten das Tor, ich feuerte um mich und schrie:
»Ich gebe dir Deckung, Nectrion! Öffne das Tor!«
Er stemmte sich, während ich die Umgebung beobachtete, gegen
die Riegel und schob sie auf. Von außen drückten die
Samurai des Shogun dagegen. Die schweren Detonationen von Schüssen
klangen auf. Dann wieder das heulende Geräusch des
Lähmstrahlers.
Knirschend bewegten sich die Türflügel. Einige Pfeile
schwirrten um unsere Köpfe. Ich schoß, solange das Tor
noch nicht ganz offen war, an besonders gefährdeten Punkten mit
dem Strahler und entfachte starke Brände. In einer Wand aus
Dampf und Rauch, durch das Schneetreiben, donnerten etwa einhundert
Pferde herein, von berittenen Samurai an den Zügeln geführt.
Ich nahm die Waffe, winkte Nectrion, und wir schwangen uns in die
Sättel. Dann galoppierten wir mit den anderen zusammen
hügelaufwärts, und wo immer sich ein Shogun-Samurai befand,
warfen wir ihm die Zügel zu. Die Reiter, die die Pferde
herbeigebracht hatten, schossen im vollen Galopp Pfeile auf die
wenigen sich wehrenden Bauern und Diener ab.
»Ins Herrenhaus!« schrie ich. »Dort ist ein
Mädchen.«
Nemuro hob die Hand. Seite an Seite jagten wir, die Pferde
hetzend, geradeaus. Wir ritten Kämpfende nieder, sprangen über
Mauern, durchbrachen eine beschneite Hecke und galoppierten über
die Mauer hinweg, unter dem wieder aufgerichteten Tor hindurch, über
die Brücke und durch den Ziergarten. Am Teepavillon vorbei, bis
zur Terrasse des Herrenhauses. Ich hörte aus meinem Armband
einen Summton - der Gleiter war angekommen.
Eine lang auseinandergezogene Reihe von Samurai folgte auf unseren
Spuren. Sie sprangen im vollen Galopp aus den Sätteln,
schlitterten über nasse Bretter und schlugen die Rahmen der
dünnen Fenster vor sich in
Fetzen. Wir drangen von zwei Seiten in das Haus ein.
»Tairi!« schrie ich. Ich dachte an die wenigen Zeilen
dieses verhaltenen Liebesbriefes.
Zufällig warf ich einen Blick neben mich. Dort rannte Nemuro
durch die Räume, mit verzerrtem, schweißüberströmten
Gesicht. Er schüttelte sich, als er sah, wie ein Samurai mit
einem einzigen Schwerthieb einem Diener, der sich uns in den Weg
stellte, den Schädel spaltete und das Schwert aus der Brust
herauszog. Ich schluckte und rannte weiter. Ich wußte, wo die
Zimmer der Frauen waren. Einen Samurai, der schneller war als ich,
brüllte ich an:
»Das ist meine Rache, kuge! Hinweg!«
Irgendwo in fünfzig Metern Entfernung schwebte der Gleiter,
Symbol der Möglichkeit, diesem Inferno zu entkommen. Einige
Häuser wurden angezündet oder brannten aus Unachtsamkeit.
Vor uns kreischten Frauen auf. Eine Greisin, deren Arm abgeschlagen
war, rannte mit seelenlosem Blick an uns vorbei und brach hinter uns
zusammen. Irgendwo weinte ein Kind. Ein Samurai schleifte ein junges
Mädchen an den Haaren mit sich; ich drehte die Waffe und feuerte
ihm eine Kugel zwischen die Schulterblätter. Das Mädchen
floh hinaus in den Schnee und verschwand. Ich warf mich herum, schloß
die Augen und sprang mit einem gewaltigen Satz durch eine
geschlossene Tür aus Papier und dünnen, schwarzen
Holzrahmen. Mit drei Schlägen der schweren Waffe befreite ich
mich aus dem Wirrwarr und sah mich um.
Neben mir übergab sich Nemuro. Ich schlug ihm mit der flachen
Hand zwischen die Schulterblätter und schrie:
»Nimm dich zusammen, Raumfahrer! Halte die Augen offen! Hier
siehst du das Leben der Barbaren!«
Ich war in den Frauengemächern. Suchend drehte ich mich
herum. Ein Samurai, der dort drüben eindrang. Er rannte auf eine
Gruppe Mädchen zu, in deren Mitte ich Tairi No Chiyu erkannte.
Sie war um mehr als einen Kopf größer als die anderen
Frauen. Ich lähmte den Mann, und er
Weitere Kostenlose Bücher