PR TB 104 Samurai Von Den Sternen
überraschte mich.
Wir schlugen unsere Zelte auf und stellten Glutkörbe aus
Kupfer auf, mit Holzkohlen gefüllt. Daran trockneten wir unsere
Kleidung. Etliches Metall begann bereits zu rosten.
***
Der Regen verwandelte sich in nassen, schweren Schnee, als der
Sturm begann.
Wir vermieden die Falle vor dem Tor. Die Soldaten drangen zu Pferd
im Schutz ihrer schweren Schilde bis zu der niedrigsten Stelle der
Mauer vor. Dort wurden Dreiecke, vor Tagen aus Baumstämmen
gezimmert, zusammengesetzt und mit eisernen Klammern verbunden. Die
Hälfte der Soldaten arbeitete an der Rampe, die andere Hälfte
schirmte sie ab und erwiderte das Feuer von den Mauern. Hin und
wieder ritt ich hinter der Linie vorbei und gab Schüsse aus
meinem Donnerrohr ab. Bei der Gelegenheit lähmte ich jedesmal
einige der Verteidiger.
Die Rampe wuchs von Stunde zu Stunde. Das Holz war triefend naß,
und die Brandpfeile schlugen ein und erloschen zischend.
Über besonders wichtige Stellen wurden Schirme aus Flechtwerk
errichtet, an denen geschleuderte Steinbrocken, Lanzen und Pfeile
wirkungslos abprallten. Dann errichteten die Samurai eine Art Treppe,
deren verlängerte Holme nach unten wiesen. Flaschenzüge
wurden an ihnen befestigt. Ich hatte den Baumeistern bei der
Konstruktion geholfen.
Als die Treppe senkrecht stand, erfolgte ein Scheinangriff gegen
das Tor.
Die Taktik war durchsichtig, aber sie zog auf alle Fälle
Verteidiger von dieser Stelle der Mauer ab.
Dann bliesen die Hörner.
Die Samurai saßen ab und sammelten sich. Alles verlief in
einem unheimlichen Schweigen. Je mehr der Tag vorrückte, desto
weißer färbte sich die Landschaft. Die Trittspuren malten
schwarze Tuschemuster in den hellgrauen, schütteren Schnee. Ein
eiskalter Wind wehte. Die Pferde wurden in die Nähe des
Burgtores geführt und warteten dort.
Abermals ertönte das Signal. Zur gleichen Zeit erfolgte ein
Angriff mit allen Mitteln. Langsam begann sich die Treppe zu senken.
Die Verteidiger schleppten Stangen und Bohlen herbei, um die Treppe
zurückzustoßen, aber die Männer, die an den
Seilwinden schwitzten, drehten unbarmherzig die Plattform mit den
Trittflächen zur Mauer hin. Schlingen und Wurfanker wurden um
die Stangen geworfen und zogen sie von der Mauerkrone. Nicht ein
einziger Mann sprach oder schrie - die Wut der Angreifer wurde durch
die Lautlosigkeit ihres Vorgehens noch erschreckender.
Nectrion lief auf mich zu.
»Da ist ein Samurai, der nach dir gefragt hat. Es ist ronin
Yodoya!« sagte er.
»Ich werde ihn später treffen. Ich muß hier einen
Massenmord verhüten!« sagte ich und reihte mich in die
erste der stürmenden Gruppen ein. Vor wenigen Minuten hatte ich
durch Funkbefehl meinen Gleiter abgerufen und die Fernsteuerung so
eingestellt, daß die Maschine mit eingeschaltetem Abwehrfeld
sich mir bis auf fünfzig Meter nähern würde. Ich
kalkulierte einige unliebsame Zufälle ein.
Die Treppe berührte die Mauerkrone. Ein letztes Signal. Der
Sturm begann mit lautloser Wucht.
Zuerst schossen wohl einhundert Samurai einen Hagel von Pfeilen
genau über die Mauer. Sie gaben gezielte Schüsse ab, und
viele Verteidiger fielen. Dann machten sich die ersten Gruppen auf.
Je zwei Mann trugen vor sich einen schweren Schild, der binnen kurzer
Zeit mit Pfeilen und Lanzen gespickt war. Wir arbeiteten uns Schritt
für Schritt die schräge Fläche hinauf. Ich hatte mein
Donnerrohr auf der Schulter. Der Bogen lag im Zelt - jetzt war er
nutzlos.
»Hinauf! Tod dem, der sich der Entscheidung des Shogun
entgegenstellt!« schrie gellend ein Anführer.
Auf unseren Rücken zitterten die Stangen mit den Zeichen des
Shogun. Wir erreichten die Mauerkrone und sprangen von der Treppe.
Hinter uns drangen weitere Samurai vor. Die Männer mit den
Schilden bildeten in Blitzesschnelle einen Stoßkeil, der nach
wenigen Metern nach beiden Seiten auseinanderglitt und den Weg
freimachte.
Neben mir kämpfte Nemuro.
Wir ließen die Schilde fallen und zogen die Schwerter.
Pausenlos drückten hinter uns Soldaten in die Burg hinein. Die
Aktion splitterte sich in Hunderte von Einzelkämpfen auf.
»Zum Tor, Ataya!« rief Nectrion und schlug, nachdem er
die Lanze eines Bauern abgewehrt hatte, den Mann mit der flachen
Klinge bewußtlos. Ich schob das Schwert in die Scheide zurück,
während ich mich nach vorn warf und durch diese Bewegung das
Donnerrohr über die Schulter rutschen ließ. Dann feuerte
ich ununterbrochen, mich im Halbkreis drehend, auf die Bauern, die
gegen die
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