PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
nicht um Olymp oder die Organisation, denn ich
weiß, daß du deinen Mann stellst und mich vertreten
könntest. Darauf möchte ich ohnehin noch zu sprechen
kommen. Ich sorge mich wegen der Träume. Sie kommen jede Nacht
so pünktlich, als drücke jemand einen Knopf. Und sie laufen
so präzise, so realistisch ab, als richte jemand einen
Hypnosugge-stivprojektor auf mich.«
Michael spannte sich an. Er trug sein Roi-Danton-Kostüm, zu
dem sein ernstes Gesicht nicht passen wollte.
»Das meinst du also!« entfuhr es ihm. »Es kann
schon sein, daß du recht hast und jemand dir auf diese Weise
zusetzen möchte. Wenngleich ich mir nicht vorstellen kann, wer
es sein könnte. Einer aus der großen Hoorn- oder
Boscykfamilie, der sich an dir rächen möchte, weil du vor
über dreißig Jahren den Clan verlassen hast? Ein Agent,
der sich auf Olymp eingeschlichen hat und dich im Auftrag der
Springer ausschalten möchte? Egal - am besten wird es sein, ich
verständige Tim-mon Arcald. Wenn es sich um Hypnosuggestion,
hervorgerufen durch einen Projektor handelt, dann wird ihn Arcald
aufstöbern.«
Lovely schüttelte den Kopf. »An eine so einfache Lösung
glaube ich nicht. Ein Gefühl sagt mir, daß etwas ganz
anderes dahintersteckt.«
Michael wurde ungehalten. »Seit wann gibst du so viel auf
Gefühle? Du weißt, wie trügerisch sie sein können.
Jedenfalls ist die Analyse eines Traumes keine reine Gefühlssache.«
Lovely bereute es beinahe, Michael von seinem Problem erzählt
zu haben. Michael nahm ihn nicht ganz ernst, erkannte vor allem
nicht, daß er, Lovely, sich wirklich sorgte.
Er seufzte. Es war nicht anders zu erwarten gewesen. Wie konnte
sich ein Außenstehender, der keine Ahnung von der
Intensität der Träume hatte, ein Urteil bilden? Nur wer
die Traumgestalten leben und leiden sah, wer ihre flehenden Bitten
nach Erlösung hörte, der konnte mit ihnen fühlen, der
konnte ahnen, daß sie nicht Auswüchse einer übersteigerten
Phantasie waren, sondern in sehr engem Verhältnis zu der
Realität standen.
Die Träume verrieten Lovely, daß alle diese düsteren
Gestalten tatsächlich irgendwo und irgendwann lebten oder gelebt
hatten. Aber wie sollte er das einem anderen gegenüber plausibel
machen?
»Erzähle mir einen deiner Träume, Lovely,
vielleicht entlastet dich das«, sagte Michael in einem Ton, wie
er zu einem kleinen Jungen gesprochen hätte, der über
Alpträume klagte.
Lovely schüttelte wehmütig lächelnd den Kopf. »Ist
schon gut, Mike. Nimm die Sache nicht so tragisch, ich werde selbst
versuchen, sie zu vergessen.«
»Aber nimm die Alpträume nicht auf die leichte
Schulter«, riet Michael, sichtlich erleichtert,, diese für
ihn läppische Angelegenheit abgeschlossen zu wissen.
Sie kamen auf andere, vordringlichere Probleme zu sprechen. Auf
drei unbewohnten Planeten waren geheime Werften gebaut worden ...
Zwei erst vor einem halben Jahr eingestellte Schiffskapitäne
waren aus der Organisation ausgestoßen worden, weil man
dahintergekommen war, daß sie für das Solare Imperium
spionierten ... In diesem Monat war der Ausfall von Handelsschiffen
besonders hoch; zehn Transportraumer waren verlorengegangen, drei im
Gebiet der Blues, zwei waren im Zentrum der Galaxis verschollen, die
restlichen fünf gingen auf das Konto der Springer ... Michael
forderte strengere Prüfungen für die Einstellung von
Freifahrern, verlangte bessere Bewaffnung der Schiffe; im selben
Atemzug bestand er jedoch auf schärfere Kontrollen bei der
Verteilung der Transformkanonen. Vorerst durften nur jene Kapitäne
diese Waffe erhalten, an deren Loyalität es nicht den geringsten
Zweifel gab.
Dasselbe sollte für den Halbraumspürer gelten, der
Anfang des nächsten Monats von Geoffry Waringer in
Serienproduktion hergestellt wurde ...
Lovely hörte kaum hin und sicherte Michael in allen diesen
Belangen absolute Handlungsfreiheit zu.
Zum Abschied sagte Lovely ernst: »Mike, wenn ich eines Tages
aus irgendeinem Grund die Führung der Organisation aus der Hand
gebe, dann möchte ich, daß du mein Nachfolger wirst.«
Michael lächelte belustigt. »Du stehst mitten im Leben,
und bei deiner Konstitution wirst du uns alle überdauern. Und
was die Alpträume betrifft, so bitte ich dich, es mir zu sagen,
wenn sie wiederkommen. Wir werden dann Dr. Asgrin hinzuziehen.«
»Vergiß sie, Mike, ich werde es ebenfalls tun.«
Aber daran war nicht zu denken.
Wie in den zehn vorangegangenen Nächten, kam der Traum auch
in dieser.
Lovely sah
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