PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
die verschiedengestaltigen Wesen, wie sie ihren
Beschäftigungen nachgingen, sich amüsierten, wie sie
lachten und weinten - und wie sie tief in ihren Seelen litten, weil
der Eingeschlossene sie tyrannisierte ... Und dann erschien das erste
Viertel von Vier-Viertel-Calluq und tötete auf bestialische Art
und Weise einen Akonen, der geglaubt hatte, die »Welt der
gefangenen Seelen« entweihen zu können.
Lovely Boscyk erwachte schweißgebadet, er war verwirrt und
erschüttert. Es war nicht so sehr das Schicksal des Akonen in
seinem Traum, das ihm so zusetzte, sondern das Leid der fremdartigen
Wesen von der Welt der gefangenen Seelen.
Er konnte diese Nacht kein Auge mehr zubekommen und erwartete,
unausgeschlafen und gedankenverloren, den neuen Tag, für den
Burian Boscyk seinen Besuch angesagt hatte.
Burian Boscyk hatte insgesamt siebzehn Schiffe unter seiner
Aufsicht, auf denen Mitglieder seiner engeren Verwandschaft das
Kommando führten.
Burian war noch vor drei Jahren das Oberhaupt der Boscyks auf
Hoorns Paradies gewesen und hatte Lovely aus tiefstem Herzen gehaßt.
In seinen Augen war Lovely ein Verräter gewesen, weil er vor
dreißig Jahren den Familienschatz gestohlen und damit die
Freifahrerorganisation gegründet hatte. Lieber wäre Burian
damals im Psycho-Sturm von Hoorns Paradies umgekommen, als Lovelys
Angebot, sich den Freifahrern anzuschließen, anzunehmen. Aber
das Schicksal hatte es so gewollt, daß die 50.000 Menschen von
Hoorns Paradies schließlich doch noch auf Olymp landeten.
Diese Schicksalsfügung brauchte Burian nicht zu bereuen.
Er war heute, nach knapp zweieinhalb Jahren, mehrfacher Millionär,
seine SILO BOSCYK I war eines der stolzesten Freifahrerschiffe. Und
Lovely Boscyk? Burian fand, daß er besser war als sein Ruf. Er
nannte ihn »Onkel Boscyk«, was sein
Verwandtschaftsverhältnis eindeutig widerspiegelte, und hatte
darüber hinaus in ihm einen guten Freund gefunden.
An diesem Januartag suchte Burian »Onkel Lovely«
allerdings nicht als Freund, sondern als Geschäftsmann auf.
Burian erkannte jedoch sofort, daß er sich einen denkbar
ungünstigen Zeitpunkt für eine geschäftliche
Besprechung ausgesucht hatte, denn Lovely wirkte zerstreut und zeigte
sich schlechter Laune.
Aber da Burian nun schon einmal hier war, wollte er zumindest sein
Anliegen vorbringen.
»Olymp ist eine fruchtbare Welt, und ich habe mir ge
dacht, daß es eigentlich schade ist, dies nicht auszunützen.
Ich weiß, die Freifahrer sind Händler, keine Bauern.
Andererseits gibt es innerhalb des Hoorn- und Boscyk-Clans genügend
Leute, die sich auf die Landwirtschaft verstehen. Wäre es nicht
klüger, sie nicht in die Raumschiffe zu stecken, wo sie fehl am
Platze sind, sondern sie besser dort einzusetzen, wo sie ihren Mann
stellen? Damit träfen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Dann
könnte sich Olymp selbst mit Grundnahrungsmitteln versorgen und
darüber hinaus sogar noch exportieren.«
Zu Burians größter Überraschung stimmte Lovely zu.
Er verlor nicht einmal viele Worte, sondern verlangte lediglich, daß
er, Burian, entsprechende Vorschläge machte und sie dann dem
Wirtschaftsexperten Truck Aphaguen vorlegte.
Damit war das Geschäftliche erledigt, und sie unterhielten
sich über privatere Dinge. Dabei übernahm Lovely jedoch
meistens die Rolle eines Zuhörers.
Burian störte sich nicht daran, er sprach dem ausgezeichneten
Wein reichlich zu und genoß die exotischen Leckerbissen, die
Lovely hatte auftischen lassen.
»Ich sage ja immer, man soll sich mit Fremdwesen nicht
einlassen, von denen man nie gehört hat«, philosophierte
Bu-rian, ungeachtet des Umstands, daß Lovely mit den Gedanken
weit fort zu sein schien. »Man hat nur Ärger mit ihnen.
Selbst wenn sie gar keine bösen Absichten haben, so können
sie allein dadurch Schaden anrichten, weil es ihnen nicht möglchch
ist, sich auf uns Menschen einzustellen. Das war auf Hoorns Paradies
mit den Schläfern so, und mit dem Wegoya war es das gleiche.«
»Wegoya?« echote Lovely.
»Jawohl, Wegoya«, stimmte Burian lautstark zu. »Ich
weiß weder, wo sein Volk beheimatet ist, noch, wie lange es
Kon
takt mit der Menschheit hatte. Jedenfalls sprach der Wegoya
perfekt Interkosmo, als ich ihn auf Taffstav traf, und ich dachte mir
nichts dabei, ihn mit auf die SILO BOSCYK zu nehmen. Er konnte ganz
ausgezeichnet Geschichten erzählen, und ich dachte, er würde
uns damit während des eintönigen Raumfluges die Zeit
verkürzen. Solange er an Bord blieb,
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