PR TB 109 Das Unsichtbare Netz
worden. Er war zwar ein guter Scout, aber sicherlich ein
ebenso guter Aufpasser.
Obo Nakuru war offensichtlich zur gleichen Ansicht gelangt, denn
er schloß das Verdeck und sagte:
»Wenn unser Scout durch den Urwald schleicht, könnten
wir ihn mit einem richtigen Raubtier verwechseln und versehentlich
>erschießen<.«
Perry lächelte.
»Das ist ein guter Gedanke. Dann brauchen wir wenigstens
nicht auf Tiger zu schießen. Wenn es keine Zeugen gibt, können
wir uns immer mit der Behauptung herausreden, wir wären nicht
auf Tiger gestoßen.«
»Hm!« machte Obo.
Nach einer Weile, in der die Schildkröte mit beinahe hundert
Stundenkilometern über die leicht gewellte Savanne gerast war,
schaltete der Massai nacheinander die Trivideostationen Kasuirs an.
Das Programm war vielseitig. Es umfaßte Kurse für
allgemeinbildende und weiterführende Schulen, für
Vorschulkinder und Pensionäre, brachte Unterhaltungsmusik
genauso wie klassische elektronische Kompositionen.
Doch nirgends gab es jene dekadente Art von Werbung, wie die
terranische des zwanzigsten Jahrhunderts, die mit ihrer Verkettung
von immer größerem Konsum und immer größerer
Ausbeutung der Bodenschätze beinahe zum völligen
ökonomischen Zusammenbruch geführt hätte.
Genau genommen wären die Menschen der Erde ohne den
zufälligen Kontakt mit den Arkoniden und der daraus
resultierenden Erschließung unerschöpflicher Energie- und
Rohstoffreserven spätestens Anfang des einundzwanzigsten
Jahrhunderts zuerst in die atomare Katastrophe gestürzt und
danach zur ewigen Steinzeit verurteilt worden.
Immerhin, ganz ohne Werbung ging es auch bei den Trivideosendern
Kasuirs nicht. Man warb für sicheres Verhalten im Verkehr, am
Arbeitsplatz und zu Hause, man stellte neue Modelle sogenannter
Opti-Kombinationen sowie dekontaminierende Badezusätze vor.
Obo Nakuru stellte den Empfänger lauter.
»Shadira-Dekontamin 5000«, sagte die sonore Stimme
eines gepflegt aussehenden Professorentyps, »kann als derzeit
bestes Mittel zur Verhütung von Zellkerndefekten empfohlen
werden.«
»Mittel zur Verhütung von Zellkerndefekten!«
sagte Nakuru verwundert.
Er blickte auf die Kontrollampe des Dosimeters. Sie leuchtete
nicht, das optische Zeichen dafür, daß es keine
lebensbedrohliche Strahlung gab.
Nakuru schaltete die Skala ein und beugte sich nach vorn, um die
Werte besser ablesen zu können.
»Die zulässigen Höchstkonzentrationen radioaktiver
Isotope werden in der
Atmosphäre nicht erreicht«, meinte er. »Die
Furcht vor Strahlenschäden ist also unbegründet.«
»Vielleicht finden auf Makolith ab und zu starke Eruptionen
statt, die einen Anstieg der Radioaktivität der Luft auf Kasuir
bewirken«, erwiderte Rhodan. »Es muß ja einen
vernünftigen Grund dafür geben, daß die Bewohner
dieses Planeten dekontaminierende Badezusätze benutzen. Ich
nehme außerdem an, daß diese Opti-Kombinationen ebenfalls
gegen Strahlenschäden schützen sollen.«
Obo zuckte die Schultern, sagte aber nichts mehr zu diesem Thema.
Nach einer Weile schaltete er den Trivideo-Empfänger aus und
aktivierte dafür den Speicherkristall-Recorder.
Als die Schildkröte anderthalb Stunden später in den
Urwald einbrach, hallten die majestätischen Klänge der von
einer Positronik auf einer Elektronenorgel gespielten Eroica aus den
Innen- und Außenlautsprechern.
Umgehend meldete sich der Robot-Jaguar mit dem Hinweis, daß
der Lärm das Wild verscheuchen würde.
Perry unterbrach kurzerhand die Verbindung zum Scout.
»Lärm sagt er dazu!« meinte er entrüstet.
»Zu Beethovens Eroica!«
Obo Nakuru schmunzelte.
»Manche Menschen würden ebenso urteilen, Sir. Ganz
bestimmt die Anhänger der Ecstatic Rhythm.«
Perry wölbte die Brauen.
»Sie hören selbst hin und wieder Ecstatic Rhythm, Obo«,
stellte er fest.
»Ja, aber ich bin kein ER-Fanatiker. Meiner Ansicht nach
gibt es viel Bewundernswertes an Beethovens Sinfonien. Ich.«
Er stockte, dann flüsterte er:
»Eben hat der Individualtaster im Rotbereich ausgeschlagen,
Sir. Vor uns muß ein Mensch im Erfassungsbereich gewesen sein.«
Er schaltete den Speicherkristall-Recorder ab.
Perry Rhodan bremste, hielt an und befahl dem Robot-Jaguar über
Funk, das Gleiskettenfahrzeug zu bewachen, während er mit seinem
Freund einen Erkundungsgang unternehmen wolle.
Der Scout brachte, wie Perry es erwartet hatte, begründete
Bedenken vor, aber letzten Endes blieb ihm nichts weiter übrig,
als den Befehlen einer autorisierten Person zu
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