PR TB 110 Formel Des Todes
litten
und abstarben. In ihrem jüngsten Stadium waren es knöchelhohe
Pflanzen mit einem runden, dicken Schaft und Blättern, die sich
wie weicher Farn nach allen Seiten ausbreiteten. Die Blätter und
die zarte Rinde der Pflanzen hier waren angefressen und abgenagt, ein
Werk der Hoorr.
Das nächste Stadium dieser wichtigsten und am weitesten
verbreiteten Pflanze des Planeten war der junge Baum. Die Exemplare
hier, in dieser Talsenke, litten ebenfalls unter Wildfraß. Die
Rinde, noch immer weich, aber mit deutlich erkennbarer
Schuppenbildung, war in langen Streifen abgerissen, deren oberster
Ansatz in der Höhe lag, die ein sich aufbäumendes Hoorr
erreichte. Harz trat aus, die Blätter der Pflanze welkten
bereits, und entweder starb sie gänzlich ab, oder sie wuchs
verkümmert auf und trug keine Früchte und keine Blüten.
Das wußte er noch nicht genau.
„Bald werde ich es wissen!“ sagte er und hob den Kopf.
Ein Rudel Hoorr stob vorbei. Zwei Männchen mit langen,
gekrümmten Hörnern und dunkelgrünem Fell, etwa dreißig
Weibchen mit mehr als fünf Dutzend Jungtieren. Die Hoorr
schienen sich rasend schnell zu vermehren.
„Ich muß in die Fallen sehen!“ sagte sich Maras.
Er begann erst jetzt, nachdem er sich mit seinem Schicksal
abgefunden hatte, exakte wissenschaftliche Forschung zu betreiben. Es
würde reine Empirik bleiben, aber bisher hatte er sich für
nichts interessiert als für sein Selbstmitleid. Er nahm
die Ausrüstung auf, hängte sich die Tasche um und stieg
schräg den Hügel hinauf.
In der Falle wollte er Hoorr fangen und sie züchten; so
konnte er ihre Vermehrungs- und Fortpflanzungsgeschwindigkeit
studieren. In diesem Teil des Waldes hinter den Dünen und Felsen
jedenfalls richteten sie sichtbare Verwüstungen an. Sie scheinen
keinen natürlichen Feind zu haben, dachte Maras Lombardi. Oder
keinen mehr zu haben. Er blieb stehen, um sich eine Zigarette
anzuzünden. Dadurch rettete er sein Leben.
*
Ein fauchendes, pfeifendes Geräusch schwoll hinter dem Hügel
ab. Die Daktiliferae bogen sich unter dem Luftdruck. Dann krachte,
hart und unvermittelt, der Unterschallknall durch die Luft. Überall
sprangen die weidenden Hoorr auf und rasten schnatternd und winselnd
davon.
Ein grausilberner Koloss fegte heran, schlug eine Gasse in die
schwankenden Stämme der Palmartigen, grub mit einem metallenen
Fuß eine halbmetertiefe Furche in das Erdreich der Hügelkuppe
und schleuderte die Balken und Zäune der Falle wie Strohhalme
nach allen Seiten. Maras ließ sich geistesgegenwärtig
fallen. Er verbarg sein Gesicht in den Unterarmen und wartete auf die
Detonation.
Sie kam nicht.
Eine halbe Sekunde später riß er seinen Kopf hoch. Die
Geräusche rund um ihn schwollen orkanartig an. Der Sturm
schüttelte die Bäume und fegte Gras, Pflanzenteile und
Erdreich hoch, vermischt mit Kies und Felsbrocken. Hinter dem Geschoß
aus Metall bildete sich eine lange, hohe Wand aus braunem Dreck. Als
Maras aufsprang, traf ihn ein faustgroßer Stein an der Schulter
und schleuderte ihn wieder zu
Boden. Krachende und splitternde Baumstämme, das Prasseln der
Steine und das Heulen und Jaulen von Maschinen waren zu hören.
Die Space-Jet hatte sich wieder vom Hügel gelöst,
schleuderte Baumteile nach allen Seiten, taumelte und kippte auf den
Iglu zu, der weiß durch die Pflanzen zu sehen war. Alle vier
Landebeine waren ausgefahren. Feuerstrahlen brachen knatternd aus den
Düsen des Ringwulstes. Die Landebeine waren geknickt und standen
in seltsamen Winkeln weg.
„Verdammt! Er bricht sich den Hals ... das ist ...
Notlandung!“ keuchte Maras auf.
Er sprang auf und rannte den Weg zurück, den er gekommen war.
In blinder Panik jagten die Hoorr an ihm vorbei, sprangen über
ihn hinweg, krachten in der wilden Flucht gegeneinander und gegen
Bäume.
Dann gab es eine Detonation.
Sie war erstaunlich leise.
Die Baumstämme schoben sich wieder zwischen den laufenden
Navigator und die Stelle, von der die Explosion zu hören gewesen
war. Langsam erstarben die Geräusche. Mit stechenden Lungen
rannte Maras weiter. Er knickte um, fiel mitten in ein Stück
Morast hinein, stolperte und hastete weiter. Er verließ den
Wald und rannte schräg eine Düne hinauf, die mit dürren
Gräsern bewachsen war. Seine schlanken Finger klammerten sich an
die Büschel, während er versuchte, immer wieder rutschend
im nachfallenden Sand, über den Dünenkamm zu kriechen.
Endlich stand er oben.
„Mein Gott!“ sagte er erschüttert.
Er
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