PR TB 111 Der Besessene Von Capucinu
Gasse!" sagte der
Häuptling leise. Er schätzte die Anzahl der Männer ab,
die auf der Brücke standen und aufgeregt nach vorn
gestikulierten; die Größe und zum Teil auch die Farbe des
Koumura waren untrügliche Merkmale.
"Nicht mehr lange!" sagte Maras. "Ich schieße
beim ersten Anzeichen, daß uns Gefahr droht."
Sie hielten in einer Entfernung an, die gerade noch eine
Verständigung, aber keinen sicheren Pfeilschuß gestattete.
Corsalis nickte Maras zu und erhob sich. Er schrie:
"Wir kommen in Frieden! Wir sind Boten. Wir haben Nachricht
für Kouissi und Aroide!"
"Ihr seid Verbrecher von AI Cur-Sura! Dreht um und verkriecht
euch wie Hunde!" war die Antwort.
"Wir haben Nachricht für Aroide. Sie wird lachen, wenn
sie unsere Botschaft hört!" brüllte Corsalis.
"Sie kennt keinen von euch! Zurück, oderwir spicken euch
mit Pfeilen."
Das Echo rollte zwischen den Felsen hin und her. Maras breitete
die Arme aus und rief:
"Wir kommen. Wenn ein Schuß abgegeben wird, wehren wir
uns! Laßt uns durch!"
Die Antwort setzte sich aus verschiedenen Reaktionen zusammen.
Einige der Männer auf der leicht schwankenden Brücke
machten unanständige Bewegungen, andere schössen Pfeile ab,
die anderen wieder schrien wild durcheinander.
"Hunde!"
"Feiglinge!,"
"Ihr Unreinen!"
"Fremde Räuber."
Maras hob den Strahler, stellte ihn ein und sagte:
"Es reicht, Corsalis. Du mußt so lenken, daß
niemand zertrampelt wird!"
"Ich glaube, ich habe deinen Plan verstanden. Aufwelcher
Seite rennen wir?" "Rechts ... Los!"
Es war ein Augenblick wilder, vernichtender Kraft. Sie entlud sich
nach einer ganz besonderen Zügelbewegung, nach einem heiseren
Zuruf. Sechzehn Beine, versehen mit langen, stumpfen Klauen, die wie
Schaufeln wirkten, stemmten sich aufeinmal in den Boden und
katapultierten den Koumura ruckartig nach vorn. Beide Reiter wurden
tief in die nachgiebigen Lehnen der Sitze gepreßt. Dann stürmte
das Tier mit fataler Urkraft nach vorn, auf die linke Seite der
Hängebrücke los. Ein Pfeilhagen kam ihnen entgegen, aber
keines der Geschosse traf mehr als die Platten des Giganten.
Maras zielte sorgfältig und feuerte zweimal. Die Detonationen
krachten noch in seinen Ohren nach, als die beiden Glutbälle das
Material der Hängebrücke in Brand setzten und blitzschnell
verkohlten. Die Brücke schwankte, als das erste Trageseil riß.
Die Männerdaraufschrien auf und klammerten sich fest. Dann brach
knirschend das zweite Seil, schließlich folgten die beiden
anderen.
Gleichzeitig steuerte Corsalis den Koumura nach rechts. Während
die Männer aus den Seilen fielen und die lattenbewehrte
Unterseite der Brücke teils gegen den Boden, zum größeren
Teil gegen die Felsen schlug, schoß der Koumura sicher durch
den freien Raum hindurch und eine breite Lagergasse entlang. Zwei
Reihen von igluförmigen, weißen Jurten säumten die
Gasse.
Kinder rannten kreischend zur Seite.
Mütter griffen nach ihren Sprößlingen und rissen
sie aus der gefährlichen Bahn des Tieres, dasjetzt laut
aufschrie.
Männer, die ihre Schilde erhoben, hechteten zur Seite und in
offene Jurten hinein. Ein Rudel Köter raste heran, umkläffte
die Beine des Riesen. Einige wurden in hohem Bogen zur Seite
geschleudert.
"Geradeaus. Die Jurte mit den Wimpeln und dem roten Saum!"
schrie Maras und schnallte sich los.
"Sie war mein Ziel!" bestätigte Corsalis Daph. Sein
Gesicht war angestrengt; er wußte, daß sie jetzt von der
Gefahr eingeschlossen und umzingelt waren. Genauer: von dreihundert
Männern in kriegerischem Alter, von denen nur wenige zu dieser
Zeit bei den Herden sein mochten.
Hinter ihnen ordnete sich langsam das Chaos. Männer strömten
zusammen und bewaffneten sich. Der Koumura legte die wenigen Schritte
bis zur rotweißen Jurte zurück, bremste in einer
Staubwolke ab und hielt dergestalt an, daß die Kugel auf seinem
Hörn den geschlossenen, faltenreichen Vorhang berührte.
Dicht über dem Schädelknochen des Tieres spannte sich das
schattenspendende Vordach.
"Wirsind angekommen, Freund!" sagte Maras und kletterte
aufseinerSeite hinunter, indem er die Vorsprünge der
Knochenplatten als Trittleiter benutzte. Auf der anderen Seite kam
Corsalis aus dem Sitz, versetzte seinem Tier einen Hieb gegen den
Kiefer und erntete dafür ein Schmatzen und ein mehrfach auf und
zu blinkendes Auge, das sich auf ihn konzentrierte.
"Ein gewaltigerAuftritt. Wie wird das Ende sein?" ragte
sich Daph laut. "Qualvoll und eines Kriegers unwürdig, Mann
von AI
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