PR TB 111 Der Besessene Von Capucinu
werdu bist", sagte er. "Trink!
Oderdu stirbst!"
"Nein!"
Maras gab seinen Becher Corsalis, der langsam zu verstehen schien.
Dann holte er den Dolch aus dem Gürtel und feuerte zwei
Lähmschüsse ab. Sie trafen Rass in beide Schultern. Maras
sprang nach vorn, ließ den Dolch fallen und ergriff den Mann
vor ihm am Hals. Er zerrte ihn wie ein Bündel Lumpen quer durch
das Zelt, hinaus auf den freien Platz, vorbei an dem Koumura, bis in
die Mitte des Halbkreises. Hinter ihm kam Corsalis, seinen Dolch und
seinen Weinbecher in den Händen.
"Männer eines einst ruhmreichen Stammes!" schrie
Maras gellend. Jetzt spielte er nicht mehr; es war ihm bitter ernst.
"Dieser Häuptling ist ein Feigling. Ihr habt gehört,
wie er uns die Gastfreundschaft anbot. Und der Wein, von dem wir
trinken wollten, ist vergiftet. Hier, du Schurke, trink!"
Rass wehrte sich, so gut er es vermochte. Maras schien plötzlich
ungeahnte Kräfte zu besitzen. Er näherte den Becher den
zusammengepreßten Lippen des Mannes und schrie:
"Trink! Du Schurke!"
"Nein!" heulte Rass auf.
"Ist in dem Becher Gift?" brüllte Maras. Die Männer
standen da wie erstarrt. Sie trauten ihren Ohren und Augen nicht.
"Ja ... laß mich los!"
Maras Lombardi ließ den Becher fallen, gab dem Häuptling
einen Stoß, der ihn gegen die Rückenplatten des Koumura
schleuderte und rief:
"Du Räude am Bauche eines Hundes! Du Feigling! Du
erbarmungswürdigster allerWüstensöhne. Du bist kein
Mann mehr, sondern eine Ruine! Geh mir aus den Augen!"
Er holte aus, rammte Rass die Faust unter die Rippen und blieb
neben dem Zusammengebrochenen stehen.
"Ich bin Maras Lombardi, der Sternenwanderer. Ich will mit
den Ältesten des Stammes sprechen. Schickt sie zu mir, in die
Jurte des Feiglings hier!"
Er nahm den Dolch in die Hand, den ihm Corsalis gab.
Der Krieger schüttelte noch immer fassungslos den Kopf und
führte den Koumura weg. Schließlich kam Daph wieder
zurück, mit den wichtigen Teilen derAusrüstung und allen
Waffen. Eine halbe Stunde später saßen auf niedrigen
Hockern zehn Männer um einen Tisch, aufdem Wein und Becher
standen.
"Ich begrüße euch, ihr Klugen", sagte Maras.
"Ich bin gekommen, um eure Hilfe zu erbitten."
"Wozu?"
Abwechselnd schilderten Corsalis und er den Wüstenbewohnern,
wie sie es schaffen konnten, die Prächtige Stadtzu erobern. Die
Männer hörten aufmerksam zu. Schließlich sagte
einervon ihnen:
"Und warum sollten wir es auf uns nehmen, die Prächtige
Stadt zu stürmen?" Corsalis knurrte:
"Seid ihr Krieger? Oder Kinder oder Feiglinge? Unschätzbare
Beute ist in dieser Stadt verborgen!"
"Das allein ist kein Grund ...", begann derÄlteste.
"Und unsere Mädchen? Unsere Knaben? Man verschleppt sie
in die Sklaverei! Wir haben ein für alle Male Ruhe vor den
Räubern auf ihren weißen Tieren.
Aber... wir haben sie einmal verfolgt. Vor vielen Jahren war das.
Und als wir mit unseren Koumura Takor in der Nähe der Stadt
waren, löste ein Blitz, so wie deinervorhin, eine ganze Gruppe
auf!"
"Ich werde euch sagen, was zu tun ist. Und was geschieht mit
eurem Häuptling?"
Eine lange Pause entstand. Die Männer dachten nach, murmelten
hin und wieder etwas und flüsterten miteinander.
"Wir sollten ihm eine Chance geben. Zweifellos hat er an euch
mehrfach Unrecht getan, aber er ist kein Mann mehr, seit dieses Weib
hier ist."
Corsalis fauchte:
"Sie kam nicht freiwillig hierher!"
Maras machte einen Vorschlag, der ihm durchführbar erschien.
"Ich nehme alles auf mich", sagte er. "Ich raube
dem Häuptling diese Frau. Und wir wählen ihn einstimmig zum
Anführer eines Heeres, das gegen die Prächtige Stadtzieht
Erwird Erfolg haben. Auch sind dort Frauen als Beute, sicher viele
von euren Töchtern. Er wird wieder zum Mann werden!"
Die Männer nickten und sagten mehrmals:
"Gut geredet! Wahr gesprochen!"
"Bei Dherra!" staunte Corsalis. "Ich bin verblüfft.
Alles, was ich befürchtet habe, ist'nicht eingetroffen."
Maras schränkte ein:
"Keine voreilige Freude, Corsalis. Wir sind noch lange nicht
in der Stadt und dort, wo ich hin will."
"Das mag stimmen. Aberwirsind einen großen Schritt
weiter!"
Wieder wandte sich Maras an die Versammlung:
"Ein merkwürdiges Volk rätselhafter Menschen. Das
sind die Dhaurog-die-in-der-Mitte-wohnen. Dieser Satz stammt nicht
von mir, sondern von einem der besten Freunde, die ich je finden
werde."
Maras warf Corsalis, der diese Charakterisierung gegeben hatte,
einen raschen Blick zu. "Ich werde, zusammen mit euch,
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