PR TB 111 Der Besessene Von Capucinu
Herrscher über Capucinu, daß ich es
wüßte."
Dann drehte er sich wieder um und sah der Prozession zu. Sie war
wirklich einzigartig. Die Schamanen gingen langsam weiter. In das
Pochen der Trommel mischte sich ihr dumpfer Gesang.
Der Anführer blieb auf der obersten Stufe stehen, während
der restliche Zug sich langsam zwischen den Toren weiterschob und
noch langsamer, aber völlig organisch, zu Dreierreihen
aufstellte. Die Lasten aufden Schultern wurden abgesetzt.
Manche Männer trugen um den Hals dicke gelbe Ringe. Maras
unterdrückte ein Schmunzeln; er kannte diese Ringe. Als er den
Blick wieder hob, standen etwa achtzig Schamanen hier im Hof, entlang
der hellen Mauer mit dem vorspringenden Wehrgang. Draußen, vor
den Toren, standen Karren mit riesigen Rädern. Schwerbeladene
Ormel und noch höher aufgepackte Koumura warteten dort. Kisten
und Packen stapelten sich auf den Tragekorben und waren mit breiten
Gurten an den Flanken der Echsen befestigt.
"Das ist... das kann nur ein Umzug sein!" sagte Rass
entgeistert.
"So sieht es aus!" gab Maras zu.
Der Zug der Schamanen kam jetzt zur Ruhe. Die Männer hatten
sich ihrer Lasten entledigt und bildeten einen Halbkreis um
denjenigen, deraufden Stufen stand.
"Freunde! Männer und Kriegerder Dhaurogstämme!
Fürst Rass't Kouissi!" riefderAnführer. An der Stimme
erkannten sie Khorana. "Wir sind hierher gekommen mit fast
allem, was uns ehört. Wir haben gesehen jlaß ihr diese
Stadt berennt, und euer Sieg stand für uns nicht einen
Augenblick lang in Frage!"
Die dreihundert Kriegerschlugen an ihre Schilde und stimmten ein
gewaltiges Geschrei an.
"Niemand hat euch eingeladen!" donnerte Rass von der
Brüstung nach unten. Seine Worte hallten und rollten als Echo
zwischen den Mauern her. Langsam schob sich die Sonne höher. Die
Palmenwipfel und die Stämme breiteten ein'bizarres
Schattenmuster über die Teile derAnlage.
"Wir haben uns selbst eingeladen!" rief Khorana.
"Und ihr sollt auch den Grund erfahren.
Wir alle wissen, daß eine große Gefahr dem Planeten
droht. Unsere Enkel werden daran sterben, und dann wird Capucinu leer
sein und nurvon Hoorrherden bevölkert. Wiralle müssen diese
Entwicklung steuern, und der Sternenwandererwird uns dabei helfen.
Aber niemand kann alles allein tun. Wir alle müssen
zusammenarbeiten. Ihr, mutige Krieger, wir, die ein wenig mehr
wissen, ihr, die die Hoorrjagen und wir, die Kranke retten und den
Dummen helfen!"
Wieder erhob sich ein Brüllen und Schreien. Die Krieger
schlugen ihre Äxte gegen die Schilde, rasselten mit den Lanzen
und stießen gellende Rufe aus. "Ihr wollt herrschen!"
schrie Rass erbittert.
"Wir wollen nicht mehr sein, als wir bisher waren!"
rief Khorana zurück. "Wir leben in Armut und beantworten
eure Fragen. Aber die Antworten werden besser sein, wenn wir hier
leben. Denn ihr mögt gesehen haben, welche wunderbaren Dinge
diese Stadt verbirgt. Sie soll allen dienen, ganz Capucinu. Ich frage
euch, Männer- wollt ihr das?"
Ein drittes Mal schrien dreihundert Krieger. Der Lärm schien
die Palmen zum Wanken zu bringen. Maras wandte sich an Rass't Kouissi
und fragte laut, umden Lärm zu übertönen:
"Alle wollen es, Häuptling. Du kannst nichts dagegen
sagen. Die Schamanen haben allen Menschen genutzt und sich am
wenigsten. Sie haben niemanden geschadet. Ihr Ziel ist auch mein
Ziel. Wir retten diese Welt. Vielleicht verstehst du es ein paarTage
später."
Rass sah ihn zweifelnd an. Sein Wissen und sein Verstand schienen
dem Problem noch nicht ganz gewachsen zu sein. Der Häuptling
überlegte lange, schließlich zuckte erdie Schultern und
schrie hinunter:
"Krieger meines Stammes! Wollt ihr in der Stadt leben? Für
immer?"
Die meisten schrien:
"Wüste! Zurück in die Wüste!"
Als sich der Lärm gelegt hatte, rief Khorana:
"Wirwerden hier eine Schule aufmachen. Jeder, derschreiben
und lesen lernen will, kann herkommen und bei uns bleiben, solange
erwill. Jeder, der eine Frage hat, kann sie hier beantworten lassen.
Jeder, der Sorgen hat, kann zu uns kommen. Aberwirwollen hier keine
Krieger!"
"Gut geredet!" riefen sie durcheinander.
"Dann nehmt die Prächtige Stadt in Besitz und bleibt
hier. Ich verzichte auf meine Beute!" Rass hatte sich zu einem
heroischen Entschluß durchgerungen, nachdem er die Ablehnung
seiner Leute gespürt hatte.
"So verlaßt denn die Stadt, Krieger! Nehmt die Stadt in
Besitz, Schamanen! Und wer hierbleiben will, lege seine Waffen ab!"
schrie Khorana.
"So!" sagte Corsalis
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