PR TB 111 Der Besessene Von Capucinu
innerlich
vor Spannung fast krank, an sein letztes Erlebnis und suchte weitere
zwanzig Minuten, bis er sicher war, die richtigen Schalter gefunden
zu haben. Er schaltete die Zentrale des Schiffes aus und verschweißte
an zwei sorgsam ausgesuchten Stellen die Zuhaltungen des inneren
Schotts. Ul Kaest konnte ihn jetzt nicht mehr stören, dachte er.
Er setzte sich in den breiten Sessel des Funkers und drehte an
einem selbst mitlaufenden Schalter.
Die Geräuschorgie, die daraufhin losbrach, störte ihn
nicht im geringsten. Er suchte das Wellenband ab.
Langsam, Millimeter um Millimeter, drehte er den Abschirmschalter
und versuchte, zwischen den Geräuschen, die alle Laute umfaßten,
an die ersich erinnern konnte, Stimmen zu entdecken, die in seiner
Sprache redeten. Pfeifen und Rauschen, Zwitschern und Stakkatosummen,
Hämmern und Klirren. Synthetische Töne allerArten, tief im
Baßschlüssel und über dem dreigestrichenen C des
Violinschlüssels. Und dann Stimmen.
"Verdammt!"
Er hörte ihnen einige Minuten lang zu, aber sie sprachen
weder Interkosmo noch Terranisch.
"Weiter!"
Er sah nach der Leuchtanzeige. Sie stand im ersten Drittel. Also
hatte er noch Sechsundsechzig Prozent aller seiner Chancen.
"Nicht aufgeben, Lombardi!" flüsterte er mit rauhem
Hals. Wenn es ihmjetzt gelang, dann waren die Probleme Capucinus so
gut wie gelöst.
Wieder die kosmische Geräuschkulisse.
Die Töne aus dem übergeordneten Medium der
Librationszone, die er nicht hören wollte und ihm trotzdem
bewiesen, daß er auf der heißen Spur war. Wieder Stimmen.
"... mikron ...", sagtejemand.
Maras' Finger schössen vor. Beim erstenmal rutschte er auf
dem glatten Pult aus, weil ervorAufregung schwitzte. Dann kippte er
den Schalter, derfür ihn Sendung bedeutete. Das Rauschen blieb.
".. .fragwür..."
"Endlich!" keuchte Lombardi auf und rief ins Mikrophon:
"Hören Sie mich? Hallo, hören Sie mich? Geben Sie
Antwort!"
Die Stimmen schwiegen. Dann, nach einer Pause, in der er außer
dem Flüstern der kosmischen Energie nichts hörte:
"Hat jemand gerufen?"
Maras schluckte mehrmals und sagte heiser:
"Hier spricht Ma ..., spricht DenerAshmole. Sind sie
Terraner?"
Eine Stimme, dunkel und mißgelaunt, erwiderte:
"Ich bin Handelsschiffer. Heimathafen Port Kosmarikos,
PlanetWoodlark." "Also Terraner. Ehe die Verbindung
abreißt. Ich befinde mich hier aufdem Planeten Capucinu, dem
Begleitervon Bragmardos Stern, in der Nähe des
RR-Lyrae-Veränderlichen Omikron Arzachena."
"Eben vor uns aufgetaucht. Der Navigator versteht sein Ge
..."
Maras unterbrach.
"Bitte, rufen sie sofort Terra. Es geht um zwei Milliarden
Menschen. Verlangen Sie die Leitung des Exotischen Korps der
Explorerflotte. Sagen Sie, Dener Ashmole, der .Beduine', hat es Ihnen
ans Herz gelegt. Sie sollen augenblicklich ein Schiff schicken."
Wieder Schweigen. Was überlegten sie dort eigentlich noch?
"Sie verlangen eine ganze Menge von uns, Mister."
Maras rief verzweifelt:
"Hören Sie mit dem Unsinn auf! Ich sitze am einzigen
Funkgerät der ganzen Welt hier! Ich weiß nicht, wie ange
ich noch senden kann. Schneiden Sie mit, hören Sie!"
Die Stimme änderte ein wenig den Tonfall und sagte
vorsichtig: "Wirschneiden mit. Was haben Sie auszurichten?"
Maras zwang sich zur Ruhe und gab zunächst seinen Standort
durch. Er fügte die Namen hinzu, die Deners Freunde oder
Untergebene kennen mußten. Er verlangte, daß sofort ein
Schiff starten und eine Jet aussetzen sollte, die ihn abholte. Er
sagte ferner, daß er schwer verwundet -sei und die Gefahr
bestünde, daß nicht nur er, sondern in Kürze auch der
gesamte Planet ausgestorben sein würde.
Die Stimme sagte:
"Warum rufen Sie nicht selbst Terra? Mit der Kapazität
des Senders, die Sie da fahren, könnten Sie die Kleine
Magellansche Wolke erreichen!"
"Weil", sagte Maras, "ich keinen Hypersender
bedienen kann. Daß ich Sie fand, war Zufall!"
Sein unbekannter Gesprächspartner lachte.
"Unser Funker arbeitet bereits. Gerade jetzt fährt das
Band ab. Wir werden uns vergewissern, daß wir durchgekommen
sind. Haben Sie noch einen Wunsch, eine Bitte ... Augenblick, da
fällt mir ein ... es gibt da einen Zusatz im Handbuch. Capucinu,
derdritte Begleitervon Bragmardos Star, da soll ein Mann
ausgesetztworden sein. Maras Lombardi. Sind Sie das etwa?"
Lombardi lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander
und sagte kühl: "Nein, Lombardi istgestorben.
Hiersprichtder Sternenwanderer. Guten Flug, Skipper. Und danke
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