PR TB 114 Sternenlotus
Raubzüge
zum Raumhafen, wo sie die Zeugkammern der verwaisten Raumschiffe
plünderten.
Spätestens hier merkte Klackton, daß er sich ein völlig
falsches Bild von den Blumenhassern machte. Er hatte angenommen, daß
es sich um eine gutorganisierte Gruppe von Widerstandskämpfern
handelte, zu der auch Wissenschaftler und Militärs gehörten,
die den Sternenlotos systematisch bekämpften und auch darauf
hinarbeiteten, von Florina zu fliehen.
In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um eine bunt
zusammengewürfelte Gruppe von vierzehn Männern, die jeder
mehr oder weniger zufällig von den Blumenparasiten verschont
geblieben wa
ren. Ihr einziges Ziel war, nicht vom Sternenlotos befallen zu
werden. Sie wollten überleben und Gleichgesinnte um sich
scharen, ohne jedoch konsequent auf ihr Ziel loszumarschieren.
Klackton kamen sie vor wie ein Haufen von Kindern, die „Räuber
und Gendarm“ spielten. Es wunderte ihn nun nicht mehr, daß
sich die „Blumenkinder von Florina“ nicht weiter um diese
Widerstandsorganisation kümmerten. Dagegen blieb es ihm
schleierhaft, wie dieser wilde Haufen zwanzig bestens geschulte
USO-Spezialisten hatte überwältigen können.
Darauf spielte er auch an, als er den Anführer fragte:
„Wußten Sie, auf was Sie sich einließen, als Sie
den Konferenzraum überfielen?“
Limbo Tranj, ein Afro-Terraner von riesenhaftem Wuchs, grinste.
„Ehrlich gestanden, nein. Virdo“ - er deutete auf
einen blassen, schmächtigen Mann - „war früher
Barmixer im ,Sequoia’ und verriet uns, daß die Rückwand
des Konferenzraumes so dünn sei, daß man sie mit einem
einzigen Energiestrahl hinwegpusten könne. Deshalb war es uns
möglich, so blitzschnell und überraschend zuzuschlagen.
Wenn wir gewußt hätten, daß wir es mit
USOSpezialisten zu tun haben, wären wir bestimmt nicht so forsch
gewesen.“
„Das kann ich mir denken“, meinte Annemy spöttisch.
Sie mußte sich für diese Bemerkung eine Reihe
vernichtender Blicke gefallen lassen. Versöhnlicher fügte
sie hinzu: „Aber immerhin haben Sie uns das Leben gerettet. Und
dafür möchten wir Ihnen danken.“
„Was werden Ihre nächsten Schritte sein?“
erkundigte sich Klackton bei Limbo Tranj.
„Ja“, sagte der Anführer der Blumenhasser gedehnt
und blickte ratlos in die Runde seiner Kameraden. „Eigentlich
haben wir noch keine bestimmten Pläne. Wir werden uns umhören,
ob interessante Leute in Florapolis eingetroffen sind, und sie auf
unsere Seite zu bringen versuchen, wenn sie noch nicht befallen sind.
Und dann werden wir danach trachten, noch mehr Raumanzüge
heranzuschaffen. “
„Natürlich“, pflichtete Annemy bei. „Mit
hundertachtundvierzig Raumanzügen werden Sie bald nicht mehr
auskommen, wenn sich Ihre Organisation weiterhin so explosionsartig
vergrößert.“ „Lassen Sie endlich die dummen
Witze, Leutnant Traphunter“, sagte Klackton scharf. „Sonst
müßte ich Ihnen den Befehl geben, den Mund zu halten! “
„Jawohl, Korporal.“
Klackton wagte nicht, Annemys giftigen Blicken zu begegnen. Er
räusperte sich und wandte sich wieder Limbo Tranj zu.
„Sie brauchen sich nicht mehr mit den Raumanzügen
abplagen“, sagte er.
„Soll das heißen, daß uns die Raumanzüge
keinen Schutz gewähren?“ fragte Limbo Tranj entsetzt.
„Doch, doch“, beruhigte ihn Klackton. „Ich meine
nur, daß es nichts gibt, vor dem Sie sich schützen müßten.
Ich habe nämlich herausgefunden, daß der Sternenlotos eine
bestimmte Art von Hyperstrahlung benötigt, um sich am Leben
erhalten zu können. Ohne diese Strahlung verwelkt er innerhalb
weniger Stunden oder spätestens in einem Tag. Ich schätze,
daß es von zehntausend Blüten nur einer einzigen gelingt,
unter diesen ungünstigen Umständen, wie sie auf Florina
zweifellos herrschen, einen Wirtskörper zu übernehmen. “
„Aber die Sporen!“ erinnerte Limbo Tranj.
Klackton winkte ab.
„Es ist ganz ausgeschlossen, daß die Atmosphäre
von Sporen verseucht ist. Zugegeben, in manchen Räumen, wo ein
Strahlenprojektor die entsprechenden Hyperimpulse erzeugt, könnte
die Luft von den Sporen verseucht sein. Dann würde auch akute
Gefahr bestehen, von einem Sternenlotos befallen zu werden. Aber es
würde ein tragbarer Energietaster genügen, um die Strahlung
anzumessen und die Gefahrenpunkte zu meiden. Besitzen Sie
Energietaster?“
„Das schon“, meinte Tranj, „aber wir haben sie
nie benutzt.“
„Das sollten Sie in Zukunft tun“, riet Klackton.
Tranj
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