PR TB 114 Sternenlotus
fort. „Ich wußte nicht, worauf
das zurückzuführen war, bis mir mein Symbiont mitteilte,
daß von Ihnen eine gefährliche Ausstrahlung ausgehe. Mein
Symbiont verlangte, daß ich Sie töten soll. Doch ich
weigerte mich, weil ich Gewalt verabscheue.“
„Sie konnten sich den Befehlen des Parasiten widersetzen?“
rief Klackton überrascht aus. „Wenn der Sternenlotos Sie
nicht vollkommen in der Gewalt hat, dann müssen Sie jetzt wieder
versuchen, ihm Ihren Willen aufzuzwingen. Vielleicht ist noch nicht
alles verloren ...“
„Armer Narr!“ rief Mory verächtlich. „Ihre
Vorstellungen von dieser Symbiose sind naiv und klischeehaft. Aber
lassen wir das, es geht nicht darum, Sie von den Vorteilen der
Lebensgemeinschaft zwischen Mensch und Blume zu überzeugen. Ich
möchte Ihnen nur die Gründe klarlegen, die uns zu jenem
Schritt zwingen, den ich bisher abgelehnt habe. Sie sind ein im
höchsten Grade gefährliches Individuum für uns,
Klackton.“
„Ich weiß“, sagte Klackton und senkte den Blick.
„Ich werde nicht umsonst in den Akten der USO als
Generalversager geführt.“
„Halten Sie den Mund! Ich habe keine Lust, mich von Ihnen
zum Narren halten zu lassen. Ich meinte, daß Sie für uns
Blumenträger zu einer tödlichen Gefahr geworden sind. Sie
haben einen Giftkörper, auf dem kein Sternenlotos Wurzeln
schlagen kann, Ihr Atem ist für jede Blüte tödlich.“
Klackton starrte sie mit offenem Mund an.
„Da staunst du was, Walty“ ließ sich Annemy
vernehmen. „Du hättest dir wohl nie träumen lassen,
daß dich die Blumenkinder wie die Pest fürchten würden.
Aber es ist so, du trägst die Blumenpest in dir.“
Klackton hob die Hände in einer hilflosen Geste und ließ
sie wieder sinken.
„Hauche deinen Nebenmann einmal an!“ forderte Annemy.
Als sich Klackton unwillkürlich nach einem der Spezialisten
umdrehte, die ihn bewachten, wich dieser panikartig zwei Schritte
zurück.
„Wieso?“ fragte Klackton verständnislos. Er war
überhaupt nicht davon erbaut, einen „Giftkörper“
zu besitzen, sondern fühlte sich eher wie ein Aussätziger,
den alle mieden - wie ein Sterbenskranker unter lauter Gesunden.
„Wir wissen nicht, was Sie zum Blumentöter macht“,
sagte Mory. „Vielleicht tragen Sie die Abwehrstoffe schon seit
Ihrer Geburt in sich, vielleicht aber wurden Sie von Atlan infiziert.
Ich traue diesem schlauen Fuchs zu, daß er Sie nur nach Florina
einschleuste, damit Sie mit Ihrem Giftatem die Sternenlotoskulturen
verwüsten.“
Annemy begann schallend zu lachen.
„Ich fürchte, Sie überschätzen den
Lordadmiral, Frau Obmann“, sagte sie, als Mory zu ihr blickte.
„Und im gleichen Maße unterschätzen Sie Klacktons
teleschizomatische Fähigkeit. Klackton ist weder seit seiner
Geburt immun, noch wurde er von der USO präpariert. Er hat sich
die Giftstoffe unbewußt selbst eingeflößt.“
„Ich erinnere mich nicht daran, etwas Derartiges getan zu
haben“, sagte Klackton.
„Natürlich, weil es dein Unterbewußtsein für
dich getan hat“, erklärte Annemy. „Hast du nicht auf
deiner Farm zehntausend Sternenlotosblüten vernichtet, als du
sie, statt zu düngen, mit einem Pflanzenvertilgungsmittel
behandeltest? Und was passierte, als du dir einen Beruhigungsschnaps
genehmigen wolltest?“
„Ich habe von dem Pflanzenvertilgungsmittel getrunken und
mich dann sterbenskrank gefühlt“, antwortete Klackton, dem
die Wahrheit langsam zu dämmern begann. „Soll dieser
Mißgriff von meinem Unterbewußtsein absichtlich in die
Wege geleitet worden sein? Nur um mich gegen den Sternenlotos immun
zu machen?“
„Genau“, bestätigte Annemy.
Klackton schüttelte fassungslos den Kopf. Die Wege seines
Unterbewußtseins waren unerforsch-lich, aber irgendwann führten
sie fast immer ans Ziel. Er fragte sich jedoch ernsthaft, ob sein
latentes und sporadisch zum Ausbruch kommendes Genie auch die
Vorbereitungen getroffen hatte, ihn aus dieser mißlichen Lage
zu befreien.
„Was soll jetzt geschehen?“ fragte Klackton mehr zu
sich selbst.
„Errätst du es denn nicht?“ kam die Gegenfrage
von Annemy.
Mory sagte: „Sie brauchen nicht zu raten. Annemy wird mit
dem nächsten Transport zur Ursprungswelt des Sternenlotos
fliegen. Sie dagegen müssen sterben. Es tut mir leid, Klackton,
aber wir haben keine andere Wahl.“
Morys Worte klangen verzweifelt, so, als bedaure sie es
aufrichtig, seine Exekution anzuordnen, und Klackton war nahe daran,
ihr zu versichern, daß er ihr nicht böse
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