PR TB 114 Sternenlotus
fragte Annemy.
Klackton sah sie fest an.
„Als ich dich von deinem Parasiten trennte, wärst du um
ein Haar verblutet“, sagte er nur.
Annemy fügte hinzu: „Und es wäre möglich, daß
durch das Absterben der Parasiten Toxine frei werden, die in den
Blutkreislauf der Befallenen gelangen.“
Ihr Blick fiel auf die reglos daliegende Frau des
Großadministrators. Ohne lange zu überlegen, beugte sie
sich über sie und entblößte ihren Rücken. Eine
Weile starrte sie darauf, dann stieß sie vernehmlich den Atem
aus und sagte:
„Ich glaube, es besteht keine Gefahr mehr.“
Klackton blickte kurz hin und wandte sich dann wieder verschämt
ab. Der verwelkte Sternenlotos war von Morys Rücken abgefallen;
wo seine Wurzeln in den Körper eingedrungen waren, zeigte sich
nur noch eine fingerkuppengroße, verkrustete Narbe.
Klackton blickte wieder auf den Bildschirm, wo ein halbes Dutzend
Matten-Willys zu sehen waren. Sie schleppten sich mit letzter Kraft
über den von den robotischen Blumenhassern verbrannten Boden;
ihre Bewegungen wurden jedoch immer langsamer, dann wurden ihre
Pseudoarme und Teleskopbeine schlaff, und sie blieben reglos liegen.
„Den Matten-Willys ist nicht mehr zu helfen“, sagte
Klackton traurig. „Es wäre ein Wunder, wenn auch nur einer
von ihnen überlebte.“
Klacktons Befürchtungen bestätigten sich. Während
die Menschen jeweils nur einen Parasiten besaßen und in den
meisten Fällen ohne Schaden dessen Tod überstanden, war
jeder Matten-Willy durchschnittlich von hundert Parasiten befallen.
Die Sternenlotosblüten waren ein fester Bestandteil von ihnen
geworden, die von jedem Teil ihres Körpers Besitz ergriffen
hatten. Vielleicht hätten sie es überlebt, wenn man ihnen
in gewissen Zeitabständen die Blüten nacheinander operativ
entfernt hätte. Aber das plötzliche Sterben aller Parasiten
bedeutete auch ihren Tod.
Mory kam wieder zu sich. Sie öffnete die Augen, stützte
sich auf und blickte benommen um sich. „Sie sind gerettet, Frau
Obmann“, sagte Annemy. „Auf ganz Pharadisa wird der
Sternenlotos von einer modifizierten Hyperstrahlung dahingerafft.
Alle Befallenen sind wieder frei.“
Annemy hätte erwartet, daß Mory Freude und
Erleichterung empfinden würde, dabei zeigte sie nur grenzenlose
Enttäuschung.
„Wer ist für diesen Massenmord verantwortlich?“
fragte sie.
„USO-Schiff!“ rief Klackton mit sich überschlagender
Stimme. „Zehn - nein, viele Schiffe verschiedener Größenordnung
setzen zur Landung an. Unter ihnen befindet sich auch die IMPERATOR,
Lordadmiral Atlans Flaggschiff.“
„Wie hat es der Chef nur geschafft, wieder einmal in
allerletzter Sekunde aufzutauchen“, rief Annemy bewundernd.
In ihrem Überschwang fiel sie Klackton in die Arme, und ehe
sie es sich versah, küßte sie ihn. Ihr wurde erst nach
einer Weile bewußt, was sie tat, und sie löste sich
irritiert aus seinen Armen.
„Wir müssen uns schleunigst bei Atlan melden“,
sagte sie und blickte schnell zu Mory. „Begleiten Sie uns, Frau
Obmann?“
„Atlan hat einen unverzeihlichen Fehler begangen“,
sagte Mory wie zu sich selbst. „Er hat der Menschheit die
Chance genommen, sich zu vervollkommnen.“
„Wenn Sie erst von fünfzig oder mehr Parasiten befallen
gewesen wären, hätten Sie Ihre Meinung bestimmt geändert,
Mylady“, sagte Klackton sanft. „Falls Sie dann überhaupt
noch eine eigene Meinung gehabt hätten.“
*
Die vierzig USO-Raumer verschiedener Größenklassen
landeten auf den verdorrten Blumenfeldern außerhalb des
Industriezentrums. Dann wurden Beiboote, Space-Jets und Shifts
ausgeschleust, die sich über das ganze Gebiet verteilten.
Eine der Space-Jets landete vor einem der Zugänge der
Lagerhalle, in der die fünfzigtausend Roboter untergebracht
gewesen waren. Ihr entstieg Atlan in Begleitung von zwanzig
Spezialisten.
Der Arkonide trug einen Kampfanzug, dessen Helm er zurückgeklappt
hatte, so daß ihm sein schneeweißes Haar locker auf die
Schultern fiel. Er ging festen, gemessenen Schrittes auf die drei
Gestalten zu, die vor dem Eingang der Lagerhalle warteten.
Als er sie erreicht hatte, erkundigte er sich zuerst nach Mory
Rhodan-Abros Befinden. Die Frau des Großadministrators funkelte
ihn nur wütend an, wandte sich dann ab und setzte sich auf die
Space-Jet zu in Bewegung.
„Was habe ich falsch gemacht?“ erkundigte er sich bei
den anderen beiden und schüttelte verwundert den Kopf.
Annemy erklärte es ihm.
„Die Frau des Großadministrators
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