PR TB 125 Prophet Der Sterne
du solltest zu Atrushka zurückgehen.«
»Ich wollte eben dasselbe vorschlagen!«
Sie schüttelten sich kurz die Hände. Langsam trauten
sich die Stadtbewohner wieder aus ihren Häusern heraus und
gingen daran, die Schäden zu beseitigen. Reonard fand sein
Robotreittier und war kurze Zeit später auf dem Hof seines
Hauses. Er war von der Müdigkeit überholt worden, und er
wunderte sich nicht, als er von Atrushka beinahe erschossen wurde.
Sie hatte den Kampf aus der Ferne beobachtet und auch dank der
günstigeren Position die dunklen Schatten vor den Sternen
gesehen. Noch jetzt stand wie eine Wand
eine langgestreckte Wolke aus Dampf und Rauch und winzige Fünkchen
zwischen den Hügeln und dem Meer. Und wieder war eine
unheilvolle Ruhe über die Nain Torkman gefallen.
»Du siehst fürchterlich aus. Ich helfe dir!«
sagte sie und warf die Waffe achtlos in einen Sessel.
»So war es auch, und so fühle ich mich!« gab er
zu.
Während er mit dem Schlaf kämpfte und seine Wunden und
Verletzungen zu spüren begann, kümmerte sie sich um ihn und
sah schließlich zu, wie er erschöpft einschlief.
Während er schlief, rasten die drei großen Space-Jets
über das Meer und erreichten die Nähe der Oase, von der aus
die Springer aufgebrochen waren. Sämtliche dreihundert Frauen
und Männer dieser Gruppe waren tief bewußtlos. Die
Terraner trugen sämtliche Waffen und wichtigen
Ausrüstungsgegenstände zusammen und vernichteten sie in
einer Grube mit den Detonatoren. Am nächsten Morgen würden
es die Springer sein, die an echte Wunder glaubten.
Die Jets starteten wieder und schleusten sich in die mächtige
PROTEUS MAGNUS ein.
Vorläufig schien der Kampf um die Sterne gewonnen zu sein.
Die Vorbereitungen gingen weiter, als sei nicht viel geschehen.
Die Gärtner und die Maurer, soweit sie nicht nahe der Bucht
arbeiteten, besserten die Schäden aus. Die Toten wurden
begraben, die Verletzten versorgt, und Holzkünstler erneuerten
die eisenbeschlagenen Palasttore. Abgesehen von der halb ruinierten
Beleuchtungsanlage war kein einziges Stück aus der Halle der
Raumfahrer beschädigt worden. Die elf Männer trainierten
weiter, und ihre Leistungen wurden von Tag zu Tag besser. Das
Programm der Ausbildung war natürlich recht knapp bemessen und
berührte nur diejenigen Bezirke, die unumgänglich nötig
waren. Für einen Flug zu einer mehrere Lichtjahre entfernten
Welt brauchte man ebenso wenig die Kenntnisse über Pulsare oder
Mehrfachsonnen wie das Begreifen eines Schwarzschildreaktors. Man
brauchte eben »nur« die Möglichkeit, eine
differenzierte Maschinerie richtig zu bedienen - und man mußte
die Erscheinungen des Weltalls auf dieser Reise begreifen. Das konnte
Reonard für die elf zukünftigen Raumfahrer bereits heute
garantieren, hundert Tage vor dem anvisierten Tag des Starts.
Die Rotbärte schienen sich im Nichts aufgelöst zu haben.
Es gab nicht einmal mehr Gerüchte.
»Jetzt können wir alles. Jetzt haben die Maschinen
keine neuen Fragen mehr an uns«, sagte El Brochon in einer
Arbeitspause zu Reonard. »Und jetzt muß ich eine Frage
stellen, die selbst deine Visionen in Verlegenheit bringen wird.«
»Stelle die Frage!« sagte Reonard. Er ahnte, was
kommen würde. Der Maler schlug das Buch zu und hob den Kopf,
spähte interessiert
herüber.
»Wofür haben wir gelernt?«
»Für die Sterne, für einen Flug nach Osiris!«
erwiderte Reonard.
»Womit fliegen wir?«
»Mit einem Götterboot. Mit einem Weltraumschiff.«
»Hast du es verborgen?« Sarkasmus klang aus den Worten
des Fürsten.
»Nein. Ich weiß auch nicht, wo es verborgen ist. Wir
haben noch viel auszugraben, dort draußen. Vielleicht finden
wir ein Schiff.«
El Brochon zog die Schultern nach vorn und erkundigte sich:
»Das sagen deine Visionen?«
Reonard nickte schweigend.
»Wann finden wir das Boot?«
Reonard lachte schallend und setzte sich auf ein Pult. Er sah
hinaus in den Sonnenschein und entgegnete schließlich:
»Bis jetzt sind wir auf einer langen Leiter eine Sprosse
nach der anderen hinaufgestiegen. Erste Erkenntnisse der Sterne, dann
das kleine Fest, als der Sternatlas fertig war, die wichtigen Funde
hier im Standbild, das ich ausgraben ließ. Dann das wichtige
Buch, das uns allen entscheidend half. Ich bin sicher, daß wir
in den nächsten Tagen und Monaten noch mehr finden von dem, was
die Ahnen versteckt haben.«
El Brochon runzelte die Stirn.
»Du bist sicher, Reonard?«
»Niemand kann sicher sein, was der nächste Tag
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