PR TB 130 Insel Der Bewährung

Geschützrohr unterhalb
der Kanzel, und ein Projektil sauste auf Ariete zu.
    Erst als er das wütende Brummen hörte, begriffYantro.
    Das Wespennest, das nach ihm abgefeuert worden war, prallte von
seinem blitzschnell hochgerissenen Schild ab und flog in einem weiten
Bogen nach

    unten. Aber die Wespen umschwirrten ihn, als sei er mit Honig
bestri-chen. Er schlug auf sein Apra ein, das verzweifelt abdrehte
und gleichzeitig Höhe zu gewinnen versuchte. Ab einer bestimmten
Höhenlage flogen die Wespen nicht mehr. Mit dem Handschuh schlug
Yantro um sich, zerdrückte die Tiere, wischte sie vom Fell des
Tieres und aus den Federn der Schwingen, die er gerade noch erreichen
konnte. Die Tiere prallten gegen seinen Helm und gegen die Rüstung,
schwirrten und summten aufgeregt um ihn herum, zielten nach seinen
Augen, krabbelten wie rasend auf dem silberglänzenden Stoff des
Anzugs herum und über die Verzierungen des Brustpanzers. Er
wehrte sich nach Leibeskräften, aber die Wespen stachen ihn und
das Apra. Das Flügelpferd wurde vor Schmerzen noch schneller,
gleichzeitig schrie Ariete auf, die mit den wütenden Insekten
kämpfte. Der Flug verlief schräger und schneller. Sie
strichen in geringem Abstand vor den vorderen Zugtieren des Seglers
vorbei. Fluchend riß Yantro seinen Strahler heraus, stellte auf
den Energieprojektor um und feuerte ein dutzendmal in das Fluggerät
hinein. Es' begann augenblicklich zu brennen und zu schmoren. Die
Seide löste sich auf und fiel in brennenden Fladen zur Erde. Das
Gerät kam aus dem Kurs und begann zu trudeln.
    „Sie sind behindert! Weg von ihnen, Yantro!" schrie
Ariete gellend. Yantro spürte den rasenden Schmerz der
Wespenstiche an seinen Unterschenkeln und an den Oberarmen.
    „Hinunter zum Meer! Ans Wasser!" gab Yantro zurück.
    Sie sahen die Reste der Flugmaschine brennend und mit langer
Rauchfahne dicht über dem Erdboden trudeln. Dann schlug der
Mechanismus auf und zerbrach. Es ging im Strom der erwärmten und
gestauten Luft höher hinauf, weit über die kreisenden
Segler. Die Seile, diejene Zugtiere aneinander fesselten, wurden von
den Lenkern zerschnitten, die Gruppe löste sich auf und flog
nach verschiedenen Richtungen davon. Zwei der Androiden versuchten,
Ariete und Yantro einzuholen, aber sie gaben den Versuch bald auf.
Die beiden Aviohippos setzten zu einem langgestreckten Gleitflug an,
der sie hinunter an den Strand bringen sollte.
    „Was haben wir eigentlich auf dieser Insel noch zu suchen?"
fragte eine Weile später das Mädchen. Ihr Gesicht war noch
immer schmerzverzerrt; offensichtlich hatten ihr die Wespen übel
mitgespielt.
    „Wenn ich nicht auch die nächste Insel sähe",
erwiderte Yantro und musterte die Landschaft des Meeres, die vor
ihnen lag, „würde ich stutzen. Aber es ist die große
Frage, ob dies die .nächste' Insel in unserem Genesungsprogramm
ist." Ariete lachte sarkastisch und fragte zurück:
    „Können wir auf einer anderen Insel noch mehr
Erlebnisse haben? Gibt es noch eine Steigerung dieser Aktionen?"
    „Ich zweifle daran!" sagte er. „Obwohl - auf
diese oderjene Weise ist sicher noch ein anderes Programm möglich."
    „Richtig. Und auch die Wespenstiche werden vergehen. Du hast
nicht zufällig

    aus der Klosterapotheke ein Mittel gegen Insektenstiche
mitgenommen?"
    „Leider nein. Ich werde die Haut umjeden Stich küssen.
Vielleicht hilft's?" Er nickte, als sie die Uferlinie überflogen
und wieder langsam an Höhe gewannen. „Vielleicht. Also
doch die nächste Insel?"
    Nach kurzem Zögern sagte er laut:
    „Ja. Dorthin kommen Yakars Horden vermutlich nicht."
    Sie flogen der Sechsten Insel entgegen. Sie war weniger als
hundert Kilometer von ihrem Standort entfernt und schwach über
dem Wasser zu sehen. Von dieser Insel erhob sich ein riesiger
Gewitterturm aus schwarzen und weißen Wolkenballungen bis in
eine Höhe von zehntausend Metern oder mehr. Ein drohendes
Wahrzeichen, fand Yantro. Ruhig und zuverlässig flogen die
Aviohippos dahin. Sie schienen die Wespenstiche nicht mehr zu spüren.
Yantro und Ariete erholen sich weitaus langsamer, aber die Erlebnisse
in der Priorei vergaßen sie nur zögernd. Es war alles zu
kurios gewesen und zu schnell gegangen. Das Finale schien von „Sankt"
Hasdrubal Nast mit besonders großer Perf idie ausgeheckt worden
zu sein. Die Schwestern und Brüder würden in alle
Richtungen zerstreut werden, und irgendwann mußte die Anlage
auch wieder aufgebaut werden... siejedenfalls waren mit knapper Mühe
und Not