PR TB 131 Abteilung Psi
zu
erhalten, ohne daß es sich den Meistern der Seele unterwerfen
mußte. Er war ein Verteidiger, kein Angreifer.
Wie auch immer die Sache sich verhalten mochte, Bekker war bereit,
Maridan eine Chance der Verteidigung zu geben, bevor er sie
verurteilte. Weitaus mehr, als was er von der Zauberin halten sollte,
beschäftigte ihn die Frage nach Norma Singers Verbleib. Es lag
auf der Hand, daß sie sich unter hypnotischem Zwang befunden
hatte, als sie ins Dorf ging und, wie Bekker vermutete, auf dem
geradesten Weg Sarguuns Hütte aufsuchte. Sarguun stand also in
irgendeiner Art im Zusammenhang mit dem unbekannten Feind. Sein
Auftrag war es gewesen, Norma an sich zu bringen. Wohin er mit ihr
verschwunden war und welche Aufträge er weiterhin hatte, das
ließ sich im Augenblick nicht sagen. Vielleicht konnte Maridan
darüber Aufschluß erteilen. Auf jeden Fall befand Norma
sich in Gefahr, und dieser Gedanke trug keineswegs zu Yorn Bekkers
seelischem Wohlbefinden bei.
Über die Rolle, die das Volk der Schläfer in diesem
konfusen Stück spielte, war er mittlerweile, soweit die
Informationen reichten, mit sich ins reine gekommen. Die Schläfer
hatten eine Methode entdeckt, sich vor ihren
Feinden unsichtbar zu machen. Diese besaßen offenbar die
parapsychische Begabung, mit Hilfe psioni-scher Kräfte Personen
zu orten und nach Bewußtseinsinhalt zu kategorisieren, auch
wenn diese Personen weit von ihnen entfernt waren. Man mußte
sich den Psi-Strahl wie das Wellenbündel eines Ortes vorsteilen,
das durch den Raum kreiste und dort, wo es auf ein ortbares Objekt
traf, Reflexe erzeugte, die auf dem Bildschirm des Ortenden sichtbar
wurden. Im Falle der Psi-Ortung war es wahrscheinlich das organische
Bewußtsein, das den Reflex erzeugte. Die Schläfer entzogen
sich dieser Gefahr, indem sie im kritischen Augenblick in tiefen,
ohnmachtähnlichen Schlaf versanken - so, wie Amnes es getan
hatte. Im Zustand des Schlafes war das Bewußtsein kaum mehr
aktiv, Es erzeugte keinen Reflex. Der Ortende blieb sowohl über
die topographische Position, als auch über den Inhalt des
Bewußtseins im unklaren.
Das wäre alles schön und gut gewesen, wenn es nicht
gleichzeitig ein neues Problem aufgeworfen hätte. Die Methode,
wenn sie wirksam sein sollte, erforderte, daß
die Schläfer im voraus wußten, wann der Feind den
nächsten Angriff vortragen werde. War das möglich? War der
Gegner nicht in der Lage, den Zeitpunkt seiner Angriffe nach eigenem
Gutdünken zu bestimmen? Gab es ein Gesetz, das ihn dazu zwang,
seine Vorstöße zu bestimmten Zeiten vorzutragen. Einen
Einfluß, den die Schläfer hatten ergründen können,
so daß sie jeweils wußten, wann sie einen neuen Angriff
zu gewärtigen hatten? Fast schien es so. Sunik hatte schon
einmal die Ansicht geäußert, daß der Feind nicht
immer im Besitz psionischer Energien war, sondern nur zu bestimmten
Zeitpunkten. Das erschien um so plausibler, je deutlicher es wurde,
daß der Gegner es allen Ernstes auf die Vernichtung der Gruppe
der Psi-Spezialisten abgesehen hatte. Hätte er zuschlagen
können, wann es ihm beliebte, dann wären die Schläge
wesentlich dichter aufeinander gefolgt, und Vorn Bekker und seine
Leute wären schon längst nicht mehr am Leben - mit Ausnahme
von Sunik natürlich, dem mit psionischen Kräften, solange
sie sich nur auf das Bewußtsein auswirkten, nicht beizukommen
war. Der Roboter sagte plötzlich: „Ziel in Sicht!"
Yorn Bekker beugte sich nach vorne und musterte den kleinen
Bildschirm, auf dem die von den Infrarotkameras erfaßte
Umgebung abgebildet wurde. Rechts und links erhoben sich schroffe
Felswände, die den größten Teil der im Laufe des
Tages empfangenen Wärme schon wieder abgestrahlt hatten und
daher schwarz wirkten. Der Talgrund, teilweise mit Gebüsch
bewachsen und auf Grund seiner Struktur eher dazu geeignet. Hitze
aufzubewahren, erschien wesentlich heller. Gegen diesen hellen
Hintergrund zeichneten sich in verschiedenen Grautönen die
Umrisse einer weitläufigen Gebäudeanlage deutlich ab.
Falib, der Magier, hatte nicht zuviel gesagt. Maridan, die Zauberin,
wohnte in der Tat
in einem Palast, der den Vergleich mit den Königs-schlössern
des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts nicht zu scheuen
brauchte.
Eine starke Mauer grenzte ein Quadrat von wenigstens fünf
Quadratkilometern Flächeninhalt gegen die Umgebung ab. Innerhalb
des Quadrats befanden sich mehrere Grünflächen, die zum
Teil mit dichtem Baumwuchs bestanden waren, und mehr oder
Weitere Kostenlose Bücher