PR TB 131 Abteilung Psi
und
verteilen sie an ihre Untergebenen. Jeder der Seher erhalt einen
Bruchteil, von dem er wiederum Bruchteile an die Zauberer weitergibt,
die ihm unterstehen, und die Zauberer schließlich teilen die
Macht mit ihren Magiern. Ich glaube, daß die Meister uns
darüber im unklaren halten wollen, in welchen Abständen sie
im Besitz der Macht sind. Ich weiß, daß ich als Zauberin
nicht je
dcsmal, wenn die Meister über die Macht verfügten,
meinen Bruchteil davon erhalten habe. Aber wenn man sich hinsetzt und
alles zusammenrechnet, dann kommt man darauf, daß die
Zeitspannen, die zwischen je zwei Verteilungen der Macht verstrichen,
das Vielfache von rund fünfundvierzig Standardstunden sind.
Daraus folgerten die Schläfer, daß die Meister der Seele
alle fünfundvierzig Stunden einmal für wenige Minuten im
Besitz der absoluten Macht sind. Nur wird nicht jedesmal jeder ihrer
Untergebenen berücksichtigt - entweder weil es nicht nötig
ist, oder, um sie über die Zeitabstände zwischen den
Machtverteilungen im unklaren zu halten."
„Wie verteilst du die Macht, die dir übertragen wird,
an deine Magier?" erkundigte sich Vorn Bekker.
„Der Seher schickt mir einen Boten, der mir mitteilt, daß
eine Machtverteilung unmittelbar bevorsteht. Manchmal gibt er mir
auch Anweisungen, wie die Macht anzuwenden sei. Ich rufe meine
Ratgeber zusammen. Sie versammeln sich in einem Saal und hören
meine Anweisungen. Dann versinken sie in Konzentration. Wenn die
Machtverteilung beginnt, nehmen sie die Strahlung mit ihren
Bewußtseinen auf, leiten den größten Teil davon mir
selbst zu und reichen den Rest in kleinen Portionen an die Magier
weiter."
„Und wie wendest du die Macht an?"
„Je nach Fall", antwortete sie sachlich. „Wenn es
jemand zu bestrafen gilt, füge ich ihm Schmerzen oder
Verletzungen zu, und im schlimmsten Fall töte ich ihn. Die
Anweisung zum Töten kommt immer vom Seher. Ich als Zauberin habe
nicht die Macht über Leben und Tod meiner Untertanen. Solange
die Macht dauert, ist sie nahezu vollkommen. Ich kann jedes der
Bewußtseine in meinem Machtbereich wahrnehmen. Sie sind wie
bunte Laternen in der Finsternis, und jede Laterne hat ihre eigene
Farbe, so daß ich die Individuen daran erkennen kann. Ich kann
den Inhalt ihrer Gehirne lesen, jeden ihrer Gedanken erkennen und
ihre geheimen Wünsche, Sehnsüchte und Beschwerden sehen,
als stünden sie auf einem Blatt Papier aufgeschrieben. Ich kann
sie von einem Ort an den ändern versetzen. Ich kann sie glauben
machen, daß sie diesen oder jenen Kummer nicht mehr haben, daß
der eine oder andere Wunsch ihnen erfüllt worden ist. Ich kann
sie verletzen oder töten oder heilen, glücklich oder
unglücklich machen - aber nur während der wenigen Minuten,
in denen mir die Macht zugeteilt wird. Danach bin ich wieder so
machtlos wie jeder andere Mensch."
„Das glaube ich nicht", widersprach Vorn Bekker. „Als
du mir begegnetest, warst du nicht im Besitz der Macht, und trotzdem
wäre ich, wenn Sunik sich nicht gezeigt hätte, deinem Bann
erlegen. Wie werden die Leute ausgewählt, die die Mächtigen
zu Magiern, Zauberern und Sehern machen?"
Maridan senkte nachdenklich den Kopf.
„Du hast wahrscheinlich recht", gab sie zu. „Ich
hatte nie daran gedacht. Die Meister veranstalten alle zwei
Standardjahre eine Begabtenauslese. Es gibt Wettbewerbe in den
Dörfern, bei denen die Magier und die Ratgeber der Zauberer als
Richter füngieren. Ich nahm an einem solchen Wettbewerb teil.
Ich war noch ein junges Mädchen. Ich erfuhr nie, wi« ich
abgeschnitten hatte. Erst Jahre später wurde ich dem Zauberer
meines Bezirks als Ratgeber zugeteilt. Kurze Zeit später starb
der Zauberer, und unser Seher machte mich zu seinem Nachfolger."
„Damals gehörtest du schon zum Volk der Schlafenden?"
„Seit langem", antwortete sie. „Ich schloß
mich Am-nes an, als seit dem Wettbewerb erst ein halbes Jahr
vergangen war."
„Seitdem hast du selbst mehrere solcher Wettbewerbe
geleitet?"
„Auch das ist richtig. Aber ich weiß immer noch nicht
genau, worum es geht, Die Wettbewerber werden ver
schiedenen Tests unterzogen. Sie müssen beschreiben, was sie
bei geschlossenen Augen sehen. Sie müssen Bilder zu erraten
versuchen, die jemand hinter ihrem Rük-ken hält. Solche
Dinge. Und meine Ratgeber sind gehalten, verschiedene Arten des
Abschneidern mit verschiedenen Buchstaben zu bewerten, einer Art
Noten also. Nur wurde uns niemals mitgeteilt, welches nun die
schlechten und welches die
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