PR TB 131 Abteilung Psi
Blick auf
die rotblonde Frau. Eine merkwürdige Veränderung ging mit
Norma vor sich. Der Ausdruck der Angst wich dem der Verwunderung.
Schließlich fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn und
sah auf. Sie blickte Vorn Bekker an, und zögernd kamen aus ihrem
Mund die Worte:
„Mein Gott... was ist geschehen ...?!"
Guy Taitinger eilte auf sie zu und nahm sie in die Arme. Sie
preßte sich an ihn, als fürchte sie sich vor einer
unsichtbaren Gefahr, vor der nur er ihr Schutz bieten konnte. Sunik
trat, auf den Fellstapel zu und untersuchte Sarguun. Schließlich
richtete er sich auf und sagte zu Bekker:
„Der Mann konnte seine eigene Medizin nicht vertragen. Er
ist tot!"
„Ja, ich bin eine vom Volk der Schläfer", bekannte
Ma-ridan. „Ich habe euch nach Moola geschickt, damit ihr dort
Amnes begegnet und euch von ihm über unser Volk berichten laßt.
Denn mir, der Zauberin, hättet ihr doch nicht geglaubt!"
Sie saßen im Schütze eines Gebüschs am Fuß
einer senkrecht abstürzenden Felswand. Sie hatten einige Fackeln
mitgebracht, die sie in die lockere Erde gesteckt hatten, damit sie
ihnen leuchteten, Die Terraner hatten ihre Waffen wieder, die sie in
Sarguuns Gemä
ehern gefunden hatten, und Maridan hatte sich ihrer Fesseln
entledigen können. Sie hatten nicht lange gebraucht, um zu dem
Schluß zu kommen, daß Maridans Schloß, obwohl es
sich nach Sarguuns Tod in ihrer Hand befand, ihnen keinen sicheren
Unterschlupf bot. Der Zorn der Mächtigen hatte sich gegen die
Zauberin gerichtet, wie der Umstand bewies, daß sie von
Sarguuii festgenommen und eingesperrt worden war. Solange die
Mächtigen wußten, wo sie Maridan erreichen konnten, befand
sie sich in Gefahr. Nur die Flucht in die Wildnis vermochte sie zu
retten.
Norrna Singer, jetzt wieder völlig hergestellt, jedoch voller
Scham über ihre Verbindung mit Sarguun, erinnerte sich daran,
daß ihr Entführer in den Bergen um Milgarra einen Gleiter
versteckt hatte, mit dem er und sie zum Schloß der Zauberin
geflogen waren. Sie fanden das Fahrzeug in einem der Lagerhäuser
des Schlosses und betrachteten es als ihre rechtmäßige
Beute. Sie waren jetzt mit zwei Gleitern unterwegs, und ihre
Beweglichkeit hatte sich verdoppelt. Sie waren vom Schloß aus
etwa einhundert Kilometer nach Norden geflogen und hatten dieses
Versteck gefunden, in dem sie den Rest der Nacht zu verbringen
gedachten.
„Es ist nicht leicht für einen Schläfer, ein
Magier oder gar ein Zauberer zu werden", fuhr Maridan fort.
„Denn zu gewissen Zeiten liegt das Bewußtsein des
Menschen wie ein aufgeschlagenes Buch vor den Augen der Mächtigen,
und wenn sie einen falschen Gedanken darin entdecken, dann ist der
Unglückliche des Todes. Aber die
Schläfer haben im Laufe der Jahre eine Methode entwickelt,
diese Schwierigkeit zu umgehen."
„Wie?" fragte Yorn Bekker.
„Mit Hilfe einer Droge", antwortete die ehemalige
Zauberin. „Sie legt das Bewußtsein nicht lahm, aber sie
gibt dem Menschen vollkommene Kontrolle über seine Gedanken. Er
kann sich voll und ganz auf ein gewisses Gedankenbild konzentrieren
und muß nicht befürchten, daß sich unerwünschte
Gedanken in seine Konzentration einschleichen. Auf diese Weise habe
ich die Mächtigen jahrelang erfolgreich getäuscht. Erst als
ich mit euch sprach und euch nach Moola schickte, wurden sie
mißtrauisch, Nicht sie", verbesserte sie sich, „sondern
Sarguun, der mich wahrscheinlich belauschte, als ich euch aufsuchte.
Er scheint eine bedeutende Rolle in der Hierarchie gespielt zu haben.
Er erhielt den Auftrag, mich sofort kaltzustellen."
„Die Mächtigen", versuchte Yorn Bekker, seine
nächste Frage vorsichtig zu formulieren, „sind nicht immer
in der Lage, dich zu beobachten, mit dir Verbindung aufzunehmen, dir
Befehle zu erteilen. Sie sind nicht immer im Besitz der
geheimnisvollen Kraft, die ihnen Macht über die Menschen von
Gungadin gibt. Ist das richtig?"
„Das ist richtig", nickte Maridan. „Die Macht der
Mächtigen kommt und geht in regelmäßigen Intervallen.
Nur deswegen war es dem Volk der Schläfer möglich, sich so
lange und so erfolgreich vor den Mächtigen zu verbergen. Sie
wissen im voraus, wann die Meister der Seele Wieder über die
Kraft verfügen werden, und sinken rechtzeitig in Schlaf, so daß
die Meister ihre Bewußtseine nicht wahrnehmen können."
„Alle Macht geht von den Meistern aus?" fragte Bekker.
„Alle Macht geht von den Meistern aus", bestätigte
Maridan. „Sie empfangen sie aus unbekannter Quelle
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