PR TB 134 Das Parachron Attentat
Sakhmo-Chan blinzelte. Es war eine
merkwürdige, plump-vertrauliche Geste, die Julian nicht erwartet
hatte. Er war überrascht.
»So muß man zu dem Volk sprechen«, sagte er
beinahe gemütlich. »Wir unter uns jedoch haben etwas
anderes zu bereden.«
Julian schwieg. Er war gespannt.
»Ich will dich nicht noch einmal danach fragen, ob du ein
Wega-Spion bist oder nicht. Du würdest verneinen, und ich, wenn
ich an deiner Stelle wäre, würde es ebenfalls tun. Aber ich
sage dir: Wega wird diesen Krieg gewinnen. Unsere Industrie ist nicht
von ausreichender Stärke, um in so kurzer Zeit ein wirksames
Verteidigungspotential zu schaffen. Wir werden also unterliegen. Aus
dieser Kenntnis heraus möchte ich dir einen Vorschlag machen.«
Julian zog die Brauen in die Höhe, um sein Interesse zu
zeigen.
»Dein Leben für meinen Vorteil«, sagte
Sakhmo-Chan und grinste dazu hinterhältig.
»Ich verstehe nicht«, antwortete Julian.
»Du sorgst dafür, daß die Sieger mir Leben,
Freiheit und Vermögen lassen, und ich befreie dich dafür
aus der Gefangenschaft.« Er neigte den Kopf zur Seite und
musterte Julian aus halb geschlossenen Augen. »Hast du genug
Einfluß, um eine solche Zusicherung erreichen zu können?«
Julian zögerte nicht lange.
»Ja«, behauptete er selbstbewußt.
Plötzlich empfand er Ekel vor diesem Menschen. Vor wenigen
Minuten noch hatte er eine markige Rede gehalten und nun stand er
hier und feilschte um Vorteile für die eigene Person. Nicht nur
um sein Leben, sondern auch um sein Geld.
»Es fragt sich nur«, sprach Julian weiter, »wie
ich in der kurzen Zeit, die uns noch verbleibt, mit den
entsprechenden Leuten in Verbindung treten soll.«
»Auf telepathischem Wege«, grinste Sakhmo-Chan. »Du
scheinst in dieser Hinsicht einige Erfahrung zu besitzen.«
Julian Tifflor lächelte zurückhaltend.
»Du sagtest mir, es wäre eine Botschaft abgehört
und aufgezeichnet worden. Vielleicht hörst du dir das Ende der
Botschaft noch einmal an.«
»Du meinst den Teil, in dem gesagt wird, daß alle
weiteren Botschaften dieser Art als gegenstandslos betrachtet werden
sollen?«
Julian nickte.
»Aber gibt es denn nicht eine Möglichkeit, »Blaues
Auge« davon zu überzeugen, daß es sich um eine
dringende Sache handelt? Ich meine, alleine aus dem Text müßte
hervorgehen, daß es sich nicht um eine Täuschung handelt.
Immerhin gestehe ich damit ein ...«
»Nein!« unterbrach ihn Julian.
»Nein?« fragte Sakhmo-Chan entsetzt.
»Nein.«
Sakhmo-Chan senkte den Blick zu Boden und ging einige Schritte auf
und ab. Verzweiflung hatte ihn gepackt. Julian blieb reglos stehen
und sagte nichts. Es war gut, wenn Sakhmo-Chan ein paar
Minuten lang sozusagen im eigenen Saft schmorte, bevor er seinen
entscheidenden Vorschlag machte.
»Aber irgendwie«, rief der Diktator, »muß
es doch
möglich sein, dieses Vorhaben zu verwirklichen! Es gibt doch
einen Weg, nicht wahr?«
Aus seinen dunklen Augen leuchtete Angst. Er war auf Julian
zugetreten und hatte die Arme flehend ausgestreckt.
»Es gibt einen Weg«, versicherte Julian.
»Welchen?« schnappte Sakhmo-Chan.
»Ich muß die Leute aufsuchen, mit denen man in dieser
Sache zu reden hat.«
»Du mußt sie aufsuchen? Zu ihnen hinfliegen? Mit einem
Raumschiff?!«
Die Vorstellung schien Sakhmo-Chan mit Entsetzen zu erfüllen.
»Nein, nicht mit einem Raumschiff. Mit Hilfe eines
Transmitters. Alles andere wäre zu langsam.«
»Was ist ein Transmitter?«
»Soll ich mir fünf Stunden Zeit nehmen, dir das zu
erklären, oder wollen wir lieber gleich mit der Arbeit
anfangen?«
»Gleich, natürlich«, murmelte Sakhmo-Chan. Etwas
schien sein Mißtrauen erregt zu haben. »Damit entkommst
du also aus meiner Gewalt. Du bist frei, und es bleibt dir
überlassen, ob du dich für mich einsetzen willst oder
nicht. Das ist nicht gerecht!«
Julian tat gleichgültig.
»Wie du willst. Von mir aus vergessen wir die ganze Sache.«
»Nein, nein!« protestierte Sakhmo-Chan. »Das
geht nicht. Dann kommt die Invasion, und ich... nun, du weißt,
wie man aufWega über mich denkt!«
Julian nickte, obwohl er keine Ahnung hatte.
»So, wie ich die Sache sehe, kannst du nicht verlieren«,
erklärte er. »Wenn ich hierbleibe, geht es dir an den
Kragen, sobald die Invasion beginnt. Selbst wenn du mich fortläßt
und ich nichts in deiner Sache unternehme, wird dein Schicksal
dadurch nicht schlimmer. Unternehme ich jedoch etwas, dann wirst du
gerettet. Du gewinnst also nichts, indem du mich
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