PR TB 134 Das Parachron Attentat
katapultieren.
In diesem Augenblick erhielt Sakhmo-Chan ein Ra-diokom-Gespräch.
Es mußte ein äußerst wichtiges Gespräch sein;
denn er hatte angeordnet, daß er außer durch
Entwicklungen von höchster Wichtigkeit nicht gestört werden
dürfe. Julian fühlte Mißtrauen in sich aufsteigen.
Was konnte es geben, das Sakhmo-Chan für bedeutend genug hielt,
um darum den Start seines Unterhändlers zu verschieben.
Julian Tifflor stand innerhalb des imaginären Kreises, über
den sich das Parachron-Feld wie eine Glocke herabsenken würde.
Zwei Meter von ihm entfernt ruhte der kleine Schaltkasten auf der
Kante des Schreibtischs. Er hätte ihn nicht selbst bedienen
können, auch wenn er in Reichweite gewesen wäre. Der
Schaltvorgang währte nur einige Millisekunden. Die Gefahr war zu
groß, daß der sich von dem Schaltkasten zurückziehende
Arm das Innere des gerade entstehenden Feldes nicht erreichte. Es war
unklar, was in diesem Falle geschehen würde. Deformation oder
Unwirksamkeit des Parachron-Feldes, aber auch eine Verstümmelung
des zu transportierenden Körpers mochten die Folge sein.
Als die Tür sich öffnete und Sakhmo-Chan zurückkehrte,
wußte Julian noch im selben Augenblick, was die Stunde
geschlagen hatte. Das Gesicht des Diktators war finster. Unauffällig
schob Julian die Hand in die Tasche und griff nach dem Mikroblaster,
den man ihm mitsamt seinen anderen Besitztümern belassen hatte,
wohl weil
man sich über die Gefährlichkeit der zierlichen Waffe
nicht im klaren war.
»Ich bin bereit!« erklärte Julian.
Sakhmo-Chan hob abwehrend die Hände.
»Warte noch einen Augenblick!« beschwor er ihn. »Ich
habe einige Leute gerufen, die Zeugen deines Abgangs sein sollen.«
Die Lüge war nicht einmal sonderlich geschickt. Bisher hatte
er seine Verhandlungen mit dem
vermeintlichen Spion im geheimen betrieben. Wozu brauchte erjetzt
auf einmal Zeugen. Julian zog die Waffe hervor. Die Mündung
richtete sich auf den Diktator.
»Ich gehejetzt«, beharrte der Terraner. »Ich
brauche deine Zeugen nicht. Du lügst, Sakhmo-Chan! Der Verrat
steht dir im Gesicht geschrieben.«
Er drückte auf den Auslöser. Dicht über
Sakhmo-Chans weißhaarigen Schädel hinweg fauchte der
nadeldünne, gleißende Energiestrahl und brannte ein
häßliches Loch in die Wand hinter dem Diktator. Er duckte
sich. Entsetzen trat in seinen Blick, und die Farbe seiner Haut
verwandelte sich in ein krankes Grau.
»Tritt näher!« befahl Julian. »Ich brauche
dich, damit du auf den Knopf drückst.«
Zögernd gehorchte der Diktator.
»Du bist der Verräter!« zischte er gehässig.
»Ich weiß jetzt, daß du kein Spion bist. Du kommst
nicht von Wega. Vor wenigen Minuten sind einige meiner Agenten aus
dem Wega-System zurückgekehrt. Es gibt keine Invasion! Die
Wega-Regierung hat sich entschlossen, die Beziehungen auf dem Wege
der Verhandlung zu normalisieren.«
»Siehst du«, lächelte Julian, »damit bist
du von einer großen Sorge befreit. Wie ich dich kenne, wirst du
nicht zögern, dir das Verdienst für die Unterbindung der
Invasion selbst zuzuschreiben.«
Sakhmo-Chan stand unmittelbar vor dem Schreibtisch.
»Drück auf den Knopf!« befahl Julian.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Eine Horde
von Uniformierten wollte hereindrängen, zögertejedoch,
als sie die merkwürdige Konstellation im Innern des Raumes
erkannte. Sakhmo-Chan schöpfte neuen Mut. Er wandte den Kopf, um
den Männern einen Befehl zuzurufen. Julian feuerte. Der
nadelfeine Schuß traf den Diktator in den rechten Oberarm.
Unter dem Aufprall des Schmerzes zuckte der Armmuskel. Ohne daß
Sakhmo-Chan die Bewegung hätte kontrollieren können,
schmetterte die Hand auf den kleinen Schalter.
Vor Julians Augen verschwammen die verblüfften Gesichter der
Männer, die sich unter der Tür drängten. Er sah
Sakhmo-Chan wanken und mit der linken Hand nach dem verletzten Arm
greifen.
Dann erlosch das Bild. Um Julian herum war nichts, und sein Magen
hob sich unter dem widerwärtigen Gefühl des freien Falls.
2.
Er taumelte ein wenig, kämpfte zwei oder drei Sekunden lang
um sein Gleichgewicht und hatte dann erst Zeit, seine Umgebung zu
betrachten. Verkehrslärm drang ihm in die Ohren. Er stand am
Rande einer mäßig belebten Straße. Auf dem Fußweg
waren Menschen unterwegs.. Der Strom der Fußgänger teilte
sich um das so plötzlich entstandene Hindernis und umfloß
es. Keiner der Menschen schenkte Julian Tifflor mehr als einen
flüchtigen Blick.
Tifflor war
Weitere Kostenlose Bücher