PR TB 134 Das Parachron Attentat
muß, und zwar wird es sich um eine Strafe von
exemplarischer Härte handeln, damit die Aufrührer erkennen,
daß wir nicht länger gewillt sind, uns hilflos hin und her
schieben zu lassen.«
»Ich bin nicht schuldig«, antwortete Julian gelassen.
»Am vorgestrigen Tage stellte ich beim Ministerium für
Wissenschaft einen bescheidenen Antrag auf Überlassung gewisser
Materialien und Energien, damit ich ein neues wissenschaftliches
Prinzip demonstrieren könne. Die Auflagen, die der zuständige
Referent mir dafür machte, sind lächerlich und unerfüllbar.
Da packte mich der Zorn gegen dieses herzlose, grausame System, das
seinen Bürgern kein Glück, keine Zufriedenheit gönnt.
Am nächsten Morgen ging ich auf die Straße und wollte
meinen Mitmenschen zeigen, daß man nicht unbedingt das tun muß,
was auf den Spruchbändern und Transparenten steht, sondern auch
eigene Initiative entwickeln kann. Das ist alles.
Und was meine Bestrafung anbelangt, so habe ich einen Vorschlag zu
machen. Im Verlauf des Experiments, das ich dem Ministerium für
Wissenschaft vorgeschlagen habe, verschwinde ich selbst spurlos. Gibt
es eine einfachere Weise, sich meiner Person zu entledigen, als indem
man mir einfach die Durchführung des Versuches erlaubt?«
Die drei Beamten musterten ihn ernst.
»Damit hast du deine Schuld im Sinne der Anklage
zugestanden«, konstatierte der mittlere. »Über die
Strafe entscheiden wir, nicht du. Ich verspreche dir, daß ich
um deinetwillen versuchen werde, die Todesstrafe wieder einzuführen,
die seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr angewandt worden ist.«
In der Einsamkeit seiner Zelle kam Julian Tifflor zu der Einsicht,
daß er sich verrechnet hatte. Zunächst hatte er die
Reaktion des Volkes auf seine Demonstration der Eigenwilligkeit bei
weitem unterschätzt. Er hatte ein wenig lokal begrenzter Unruhe,
nicht aber eine weltweite Revolution erzeugen wollen. Als
vergleichsweise harmloser Unruhestifter hätte er die Behörden
leicht dazu überreden können, ihn auf die von ihm selbst
bestimmte Weise abzuschieben. Jetzt jedoch war er als der Urheber
einer planetenweiten Revolution gebrandmarkt, und das System konnte
es sich nicht mehr leisten, ihn milde zu behandeln.
Endete hier sein Weg? War Solarmarschall Julian Tif-flor,
Kampfgefährte Perry Rhodans fast vom ersten Tag an, dazu
verdammt, auf dieser grauen Welt der Gleichheit, der Gleichgültigkeit
und des Stumpfsinns sein Leben zu beschließen?
Die einzige Hoffnung, die ihm noch blieb, lag darin, daß
sich die Gesetzgeber dieser Welt in bewährter Manier -
Einvernehmen ersetzt Entscheidung! - wahrscheinlich niemals über
den Antrag zur Reaktivierung der Todesstrafe würden
zusammenraufen können? Oder gab er sich auch da einer Illusion
hin? War es nicht möglich, daß die Legislatoren durch die
jüngsten Vorgänge so
aufgerüttelt waren, daß sie Einvernehmen durch
Stimmenmehrheit und Diskussion durch einen raschen Entschluß
ersetzen würden?
Er beschloß, sich für alle Eventualitäten zu
rüsten. Man hatte ihm nichts abgenommen. Er besaß nach wie
vor den Mikroblaster, den er zum letztenmal gegen Sakhmo-Chan
verwendet hatte. Mehrmals am Tage suchte ein Wärter seine Zelle
auf, um ihm Nahrung zu bringen. Er war zwar bewaffnet; aber
vielleicht gab es einen Augenblick, in dem seine Aufmerksamkeit so
weit nachließ, daß er überrumpelt werden gönnte.
Er verbrachte anderthalb Tage in der kleinen, trostlosen Zelle. Am
Morgen des zweiten Tages war er bereit, den Überfall auf den
Wärter zu wagen; aber als die Zellentür sich öffnete,
standen statt des einen vier Männer
draußen, von denen einer ihn aufforderte, mitzukommen. Er
wurde in dasselbe Büro geführt, in dem man ihn verhört
hatte. Von den drei Beamten warjedoch nur einer zugegen: derjenige,
der mit ihm gesprochen hatte. Er machte ein bitteres, verbissenes
Gesicht, und der Anlaß für seine Bitterkeit war ohne
weiteres offenbar: ihm zur Seite standen Dr. Sabonne, der Referent
aus dem Ministerium für Wissenschaft und zwei weitere Männer,
die Julian nicht kannte.
Sabonne trat auf ihn zu und umarmte ihn.
»Ich freue mich für dich, Freund!« sagte er. »Es
ist den Realisten gelungen, die provisorische Regierung davon zu
überzeugen, daß manjeden deiner Wünsche erfüllen
müsse.«
Er wies dabei auf die beiden Unbekannten.
»Realisten?« fragte Julian verwundert. »Provisorische
Regierung? Ich verstehe nicht...«
»Wir haben dir viel zu verdanken«, sagte einer
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