PR TB 134 Das Parachron Attentat
der
beiden. »Ich bin Rowal, der Erste Vorsitzende der Bewegung der
Realisten. Man nennt uns nicht mehr Revolutionäre oder
Aufständische. Wir sind eine Bewegung, die die ganze Erde
umspannt und es sich zur Aufgabe gemacht hat, das System so
umzugestalten, daß es als seine wichtigste Aufgabe sieht, das
Streben des einzelnen nach Glück und Zufriedenheit zu
unterstützen. Den Anstoß zu unserer Bewegung verdanken wir
dir. Du solltest in Wirklichkeit unser Anführer sein; aber ich
erfahre von unserem Freund Sabonne, daß dein Weg in eine andere
Richtung führt. Das Bestreben unserer Bewegung erfordert eine
neue Regierung, die in wenigen Wochen gewählt werden wird.
Einstweilen ist die alte Regierung noch im Amt und firmiert als
provisorische Regierung.
Wir suchten nach dir und erfuhren von Sabonne, daß man dich
festgenommen hatte. Da war es für uns selbstverständlich,
für deine Freilassung zu sorgen. Mehr noch: das Ministerium für
Wissenschaft wird gegen den geplanten Versuch keine Einwände
mehr erheben!«
Im Laufe von drei Tagen hatte sich die ganze Welt verändert.
Der Mann, der eine lokale Unruhe hatte erzeugen wollen, war
unversehens zum Weltverbesserer geworden.
In ein paar Monaten würde dies eine bessere Welt sein, als
sie es je zuvor war, mit glücklichen Menschen, die ein Ziel vor
Augen hatten und das Recht, es zu verfolgen. Der Name Julian Tifflor
würde zum zweitenmal auf dieser Welt zu Glanz und Ruhm gelangen,
als der Name des Mannes, der das unheilvolle Werk seines älteren
Namensvetters zunichte hatte machen helfen.
Die Bewegung der Realisten drückte ihr Bedauern darüber
aus, daß ihr Held ihre Welt zu verlassen beabsichtigte. Rowal
versuchte in mehreren Gesprächen, Julian von seiner Absicht
abzubringen. Schließlichjedoch mußte er einsehen, daß
sein Verlangen unfair war.
Das Experiment, wie es immer noch genannt wurde, obwohl es in
Wirklichkeit keines war, wurde sorgfältig vorbereitet. Julian
füngierte dabei als Lehrer, der den Referenten des
Wissenschaftsministeriums jeden einzelnen Schritt beim Aufbau des
Versuchs erklärte. Seine Worte wurden aufgezeichnet.
Die Arbeit schritt rasch voran. Der Wandler war diesmal so zu
konstruieren, daß das Parachron-Feld einen weniger intensiven
Transportvorgang bewirkte als beim letztenmal. Der
potentiellenergetische Abstand zwischen Sakhmo-Chans Universum und
diesem war weitaus größer als die Differenz, die von hier
bis zu Juli-ans heimatlicher Bezugsebene überwunden werden
mußte. Von neuem befielen ihn Sorgen bezüglich der
Problematik seines Unternehmens. Ob erjemals genau die Bezugsebene
wieder erreichen würde, von der er vor nunmehr fast einer Woche
verschwunden war,
erschien zumindest fraglich. Wahrscheinlich würde er mit
einer Ebene vorlieb nehmen müssen, die der seinen so ähnlich
war, daß er sie von ihr nicht unterscheiden konnte.
Mit Gewalt schob Julian diese Gedanken, die er als trübe
empfand, beiseite. Er würde sich ihnen stellen, wenn die Zeit
reif war. Vorerst galt es, auf dem Heimweg ein Stück
weiterzukommen.
Der »Versuch« fand im Ministerium für
Wissenschaft statt. Es war gegen Mittag, als der letzte Test der
Pa-rachron-Apparatur erfolgreich abgeschlossen wurde. Julian Tifflor
trat in den Kreis, der von dem Parachron-Feld umgeben werden würde.
Rowal und Sabonne schüttelten ihm nacheinander die Hand.
»Ich weiß, welcher Gedanke dich bedrückt, lieber
Freund«, lächelte Sabonne. »Du hast Großartiges
geschaffen, ohne dir dafür auf die Schulter klopfen und sagen zu
können: Das ist mein Werk, das habe ich getan. Laß es dich
nicht anfechten, Freund. Wir stehen tief in deiner Schuld, ob wir
unser neues Glück nun deinem bewußten Bemühen oder
einem Zufall verdanken. Und wer weiß: Vielleicht kehrst du
eines Tages hierher zurück. Du wärest uns immer
willkommen.«
Julian hatte Mühe, seine Rührung zu meistern. Welch ein
Unterschied zwischen seinem Abschied von dieser Welt und der hastigen
Flucht von Sakhmo-Chans Universum. Er hob grüßend die
Hand. Der Referent trat zu dem kleinen Schaltkasten und drückte
auf den Knopf. Julian Tifflor hatte den dritten Abschnitt seiner
langen Reise angetreten.
3.
Es war Nacht. Nicht allzu weit schimmerte der Lichtdom einer
großen Stadt. In der Nähe führte eine breite Straße
vorbei, auf der trotz der späten Stunde reger Fahrzeugverkehr in
beiden Richtungen flutete. In der Ferne stieg mit leuchtenden
Triebwerken ein gewaltiges Raumschiff in den Himmel.
Julian
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