PR TB 135 Der Schrecken Der USO

zurück.

    Inmitten des Zimmers saß ein etwa zehnjähriger Junge in
einem Nachthemd auf dem Boden. Er hatte die dünnen Ärmchen
fest an die Brust gepresst und starrte Klackton aus großen,
tief in den Höhlen liegenden Augen an. Plötzlich verzog
sich sein Mund zu einem spöttischen Lächeln, wie es
Klackton bei einem Jungen dieses Alters noch nicht gesehen hatte. Und
er sagte:
    »Ich kenne IHN. Du hast eine gute Beschreibung von IHM
gegeben. Aber du wirst IHN nicht finden.«
    Klackton hatte vorgehabt, den Jungen zu fragen, wie er denn
überhaupt auf sein Zimmer gekommen sei. Mit natürlichen
Dingen konnte es dabei nämlich nicht zugegangen sein ...
Aberjetzt unterließ er es. Er spürte intuitiv, dass der
Junge von dem Ungeheuer sprach.
    »Was sagst du da, mein Junge?« fragte er mit mühsam
unterdrückter Stimme und kam langsam näher.
    Die Augen des Jungen wurden noch größer, und dann
traten Tränen hervor und rannen ihm über die Wangen.
    »Wo bin ich?« schluchzte er. »Ich will zurück
... zurück zu Jommie und Mam und Dad ...«
    Klackton hob den Jungen auf und trug ihn zu seinem Bett. Er war
leicht wie eine Feder.
    »Wer bist du?« fragte der Junge ängstlich, als
Klackton ihn niederlegte.
    »Ich heiße Walty Klackton. Und du?«
    »Ich bin Jommie.«
    »Aber ...« Vorhin hatte der Junge gesagt, dass er zu
Jommie und seinen Eltern zurückkehren wolle. Klackton
beabsichtigte zuerst, ihn auf diesen Widerspruch aufmerksam zu
machen. Aber er tat es dann nicht, denn er erkannte, dass man dem
Jungen keine herkömmlichen Maßstäbe anlegen durfte.
    »Bist du denn nicht bei dir?« fragte er statt dessen.
    »Ich bin da. Aber wo ist da?«
    »In deinem Körper, Jommie«, antwortete Klackton.
»Du bist in deinem Körper.«
    »Das ist mein Körper?«
    »Etwa nicht?«
    Jommie zitterte leicht, sein Blick schien nichts mehr von seiner
Umwelt wahrzunehmen. »Erpaß ist eine große, schöne
Stadt«, sagte er unvermittelt mit entrückter Stimme. »Da
sind Hochhäuser, wie es sie auch in Terrania gibt. Ich weiß
das von Bildern. Ich wohne ganz hoch oben... Und ich kann im Lift
'runterfahren und wieder ’rauf, und wenn ich oben bin, ist der
Park ganz winzig ... klein. Und unten, bin ich im Park, dann bin ich
klein und er ist ganz groß ... Auf einmal ist die Mauer weg,
der Park ist riesig groß, es gibt keine hohen Häuser mehr,
nur ganz niedrige. Und dann greift etwas Kaltes nach mir. Das Kalte
kriecht in meinen Körper, breitet sich aus... Es ist noch da!
Mir ist kalt. Ich friere!«
    Der Junge klammerte sich an Klackton, und dieser legte die Arme um
ihn und drückte ihn an sich. Er spürte, wie das Herz des
Jungen heftig pochte. Der Junge zitterte, sein Atem ging schnell, war
heiß. Klackton verspürte einen Kloß in der Kehle.
Woran litt der Junge, welche Krankheit hatte ihn so abgezehrt, dass
er nur noch Haut und Knochen war? Welches schreckliche Erlebnis hatte
er gehabt, dass es seinen Geist dermaßen zerrüttete?
Wollte man seinen Worten glauben, dann war er aus seiner vertrauten
Umgebung gerissen worden und hatte sich in der Fremde wiedergefunden.
    Wo? An Bord der SYLPHIDIA? Nein, denn er hatte von einem Park
gesprochen.
    »Es wird wieder alles gut werden, Jommie«, murmelte
Klackton beruhigend.
    Plötzlich erhielt er einen kräftigen Stoß vor die
Brust, dass er meinte, die Rippen würden ihm brechen.
    Er wurde vom Bett bis an die Wand geschleudert. Als er sich
benommen erhob, saß der Junge am Bettrand und funkelte ihn aus
hasserfüllten Augen an.

    »Du willst wohl mein Vertrauen erschleichen, du verdammter
Heuchler!« schrie ihn der Junge an; Schaum trat ihm vor den
Mund. »Aber ich werde dir nichts verraten. Du musst schon
selbst herausfinden, wo ER ist. Und wenn du IHN findest, wird er dich
zur Belohnung töten!« Jommie lachte hämisch. Nein,
das war nicht Jommie, sondern ein Besessener. Klacktons bemächtigte
sich eine furchtbare Ahnung.
    »Du weißt also, wo ER ist«, sagte Klackton.
»Warum sagst du mir nicht, wo ER sich versteckt hält, wenn
du so sicher bist, dass er mir überlegen ist?«
    »Es ist ein Spiel«, erklärte der Junge mit
krächzender Stimme. »ER treibt sein Spiel - zuerst mit
dir, dann mit der übrigen Menschheit. Du bist SEINE Testperson.
Du sollst den Maßstab für die Menschheit setzen.«
    »Was weißt du sonst noch über IHN?«
    »Alles.«
    »Was, zum Beispiel?«
    »Alles.«
    »Willst du mir nichts über IHN verraten? Ich kann mir
schon vorstellen, warum nicht. ER wird eine Achillesferse