PR TB 136 Die Sklaven Des Computer
kleines Männchen,
das den Eindruck erweckte, es sei infolge eines plötzlichen
Regens geschrumpft. Besonders auffällig war das Gesicht, das aus
weiter nichts als unzähligen kleinen Fältchen zu bestehen
schien. Die Augen lagen tief in den Höhlen, und wer nicht genau
hinsah, dem entging, mit welcher Aufmerksamkeit und wieviel
Intelligenz dieser Mann jeden Vorgang in seiner Nähe verfolgte.
Das war Dr. Laurel Karo, der fast schon Legende gewordene Toxikologe
der
Solaren Abwehr. Es sprach für die Wichtigkeit, die man in
Terrania-City diesem Unternehmen beimaß, daß Karo zu Mark
Richters Einsatzgruppe gehörte.
»Ich brauche den kritischen Rohrkanal, der vom Staatshotel
zum Ministerium führt«, sagte Mark Richter.
Ein paar Bilder huschten rasch über die Projektionsfläche,
bis Sted Orsteen die richtige Aufnahme gefunden hatte. Die
Markierungen waren klar und deutlich. Mark konnte die Karte mühelos
lesen. Er nahm ein taschenlampenähnliches Gerät zur Hand,
das auf der Bildfläche eine kleine, aber grelle Markierung
erzeugte.
»Das ist ein Depot?« fragte er.
»Richtig. Der Bahnhof in der Nähe des Staatshotels ist
ein wichtiger Knotenpunkt. Wenn das Verkehrsvolumen ein gewisses Maß
übersteigt, dann werden von diesem Depot aus Entlastungszüge
eingesetzt.«
»Wundervoll!« sagte Mark Richter mit Inbrunst.
»Was haben Sie vor, Mark?« wollte Orsteen wissen.
»Können Sie einen Röhrenzug fahren, Sted?«
erhielt er zur Antwort.
»Ich?! Du meine Güte, woher soll ich denn.«
»Dann lernen Sie es!« unterbrach ihn Richter. »Und
zwar im Laufe der nächsten zehn Stunden. Ich meine es ernst. Sie
haben Beziehungen.?«
»Nun, ein paar.«, druckste Orsteen.
»Lassen Sie sie spielen. Geben Sie Geld aus, wenn es
notwendig ist. Ich will Ihnen sagen, was wir brauchen: wir brauchen
einen Rohrbahnzug, der uns Tag und Nacht zur Verfügung steht. Er
muß sich in diesem Depot befinden und sich auf ein Signal hin
innerhalb weniger Augenblicke in Bewegung setzen. Der Zug muß
so markiert sein, daß ein Fahrgast, der sich vom Staatshotel
zum Ministerium begeben will, ihn für den richtigen hält.
Sie, Sted, werden diesen Zug fahren. Also besorgen Sie sich
gleichzeitig auch eine Uniform, wie die städtischen Angestellten
sie tragen.«
»Aber.«, japste Orsteen, doch Richter ließ ihn
nicht zu Wort kommen.
»Wieviel Passagiere trägt ein Rohrbahnzug im
Durchschnitt?« erkundigte er sich.
»Einhundert bis dreihundert, je nach Tageszeit und
Verkehrssituation.«
»Hm!« brummte Mark. »Und uns stehen insgesamt
nur siebzig Mann zur Verfügung. Wird ein schlecht besetzter Zug
werden. Na, meinetwegen. Laurel?!«
Der Toxikologe mit dem verschrumpelten Gesicht grinste seinen
Freund an.
»Dachte schon, ich wäre ganz umsonst hierhergekommen«,
spottete
er.
»Mitnichten. Orsteen wird deine Hilfe brauchen. In manchen
Fällen wird es unerläßlich sein, Drogen zur Hand zu
haben, mit denen man widerspenstige Leute willfährig machen
kann. Vergiß nicht: Wir haben es hier nicht mit dem Feind zu
tun. Es sollen nur harmlose Drogen verwendet werden, die keine
unangenehme Nachwirkung haben.«
»Wenn du uns wenigstens sagen wolltest, was du vorhast«,
beschwerte sich Laurel Karo.
»Ich bin überzeugt, daß ihr von selbst darauf
kommt, wenn ihr nur ein paar Minuten darüber nachdenkt«,
antwortete Mark. »Vorläufig habe ich keine Zeit zu
Erklärungen. Die Carsualer sind nicht mehr lange hier. Wir
müssen sie erwischen, solange es noch eine Möglichkeit dazu
gibt. Am besten, ihr macht euch sofort an die Arbeit. Und, Sted.?«
»Hier!« meldete sich Orsteen, der bereits im Begriff
war, den Mikroprojektor abzumontieren.
»Das mit dem Rohrbahnzug-Fahren war ernst gemeint! Ich
erwarte von Ihnen, daß Sie morgen früh ein nahezu
perfekter RohrbahnChauffeur sind.«
Sted Orsteen lächelte gepreßt.
2.
Später waren Mark Richter und Laudon Singram allein. Singram
arbeitete an einigen Unterlagen, während Mark die Füße
auf den Schreibtisch gelegt und den Sessel schräg nach hinten
gekippt hatte. Dazu hielt er die Hände auf dem nicht gerade
hageren Leib gefaltet und starrte gegen die Decke, als gäbe es
für ihn in der ganzen weiten Welt nichts zu tun. Plötzlich
sagte er:
»Ist es nicht eigentlich entsetzlich?«
»Was, Mark?« erkundigte sich Singram, ohne von seiner
Arbeit aufzusehen.
»Daß wir hier sitzen und in aller Seelenruhe ein
Komplott planen, in dessen Verlauf brave städtische Beamte
genötigt, hypnotisiert oder unter
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