PR TB 136 Die Sklaven Des Computer
sich dort die Frucht ihres Leibes entfernen
und in einer Retorte großziehen zu lassen, sondern sie verbarg
sich in der Wildnis und brachte das Kind
mit Hilfe ihres Gefährten zur Welt. Der Mann kehrte an seinen
Arbeitsort zurück. Die Frau jedoch blieb in der Wildnis und zog
ihr Kind groß. Die Personenkontrollrechner vermißten sie
nicht, denn da war ja der Roboter, der mit ihrem Kodegeber herumlief
und die Computer an der Nase herumführte. Der Gefährte
stand weiterhin bei ihr. Aus der Verbindung gingen insgesamt fünf
Kinder hervor, die allesamt in der Wildnis geboren wurden und von
denen kein einziges einen Kodegeber in den Körper operiert
bekam.
Später widmete sich die Frau einer Art missionarischer
Tätigkeit. Sie zog durch das Land, und wo immer sie Ansatzpunkte
sah, da sprach sie zu den Leuten und lehrte sie, die Grausamkeit des
Systems ebenso zu erkennen, wie sie selbst sie erkannt hatte. Mehr
als fünfzig jungen Frauen verschaffte sie völlige
Bewegungsfreiheit, indem sie ihnen den Kodegeber aus dem Leib
operierte und ihn entweder einem Roboter aufsetzte oder an einem
Platz deponierte, an dem er keinen Schaden anrichten konnte. Die
Kinder dieser Frauen wurden sämtlich in jener Wildnis im Norden
des Kontinents geboren und wuchsen auch dort auf. Im Laufe der
Jahrzehnte entstand dort die Kolonie derjenigen, die dem
Herrschaftsanspruch der Computer nicht unterstanden und die aufgrund
der ungewöhnlichen Art, wie sie zur Welt gekommen waren, die
Ungeborenen nannten.
Jetzt, mehr als zweihundert Jahre nach dem Tod jener
geheimnisvollen Frau, zählte die Kolonie der Ungeborenen
annähernd eintausend Seelen, und sie fühlten, daß die
Zeit gekommen war, da sie die Freiheit, die sie zeit ihres Lebens
genossen hatten, an die übrigen Bewohner von Negmantok
weitergeben konnten.
Das hing nicht zuletzt damit zusammen, daß ihnen vor ganz
kurzer Zeit Unterstützung von außen zuteil geworden war.
PSIKOR hatte sich nicht getäuscht, als er in jener Gegend
verdächtige energetische Streusignale wahrzunehmen glaubte. Ein
winziges Raumschiff war zwischen den Bergen gelandet - jenes
metallisch schimmernde Ding, das Ningmak bei seiner Ankunft in der
Spalte wahrgenommen hatte. Es kam von Terra und hatte den langen Weg
nicht etwa aus eigener Kraft zurückgelegt, sondern an Bord eines
größeren Fahrzeugs, das jedoch weit außerhalb des
Negmat-Systems angehalten und sich seiner Fracht entledigt hatte, um
von PSIKORs Sensoren nicht bemerkt zu werden. Die Terraner an Bord
des Mini-Raumschiffs hatten Kunde von der Kolonie der Ungeborenen.
Das hing damit zusammen, daß Kador, den die Ungeborenen als
ihren Anführer betrachteten, vor kurzer Zeit begonnen hatte, ein
wenig Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, wie er es nannte. Die
Ungeborenen waren gut ausgestattet. Sie hatten ihre eigenen
Werkstätten, und ihre technischen Kenntnisse standen nicht
hinter denen zurück, die man allgemein auf Negmantok besaß.
Sie hatten einen kleinen Hypersender gebaut und damit
geheimnisvolle Nachrichten über sich selbst und ihr Anliegen
in den Weltraum hinauszufunken begonnen. Der Sender besaß nicht
viel Leistung - sonst wäre PSIKOR aufmerksam geworden -, und die
Sendungen fanden aus demselben Grund nur sporadisch statt. Aber sie
waren gehört worden. Kunde davon war zu Mark Richter gelangt,
dem gerade diese Entwicklung natürlich vorzüglich ins
Konzept paßte.
Auch mit Mark Richter hatte Ningmak sich in diesen Tagen des
öfteren unterhalten. Er erfuhr, was sich auf Biparon zugetragen
hatte. Er verstand, daß er als Versuchsobjekt benützt
worden war. Er verstand aber auch, daß die Terraner um seine
Sicherheit gebangt hatten. Seit dem Tag, da sie mit ihrem
Mini-Raumschiff auf Negmantok gelandet waren, hatte ihre erste Sorge
seiner Sicherheit gegolten. Sie hatten die Ungeborenen über
seine Rolle informiert. Sie hatten Kador und seine Leute mit den
Geräten ausgestattet, die sie befähigten, des Nachts in
fremde Gebäude einzudringen. Sie hatten Kador dazu veranlaßt,
seinen nächtlichen Besuch bei Ningmak zu machen und ihn vor der
drohenden Gefahr zu warnen.
Ningmak verstand. und er empfand keinen Groll.
An dem Tag, an dem er sein Krankenlager verließ, landete die
Einsatzflotte der United Stars Organisation auf Negmantok.
EPILOG
Das System war beseitigt. Durch den Einsatz der USO hatte Mark
Richter alle diplomatischen Schwierigkeiten vermieden. Negmantok
befand sich in einer Notlage, die das Leben aller seiner Bewohner
bedrohte.
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