PR TB 136 Die Sklaven Des Computer
Ertrus hatte es bislang nicht für nötig gehalten
einzugreifen
- was natürlich zum Teil darauf zurückzuführen war,
daß man auf Ertrus nicht genau wußte, was auf Negmantok
vorging, weil die Ungeborenen die Hauptsendeanlage unbrauchbar
gemacht hatten.
Die USO betrachtete sich als allem intelligenten Leben der
Milchstraße verantwortlich. Daß sie eng mit dem Solaren
Imperium zusammenarbeitete, war weit und breit bekannt, jedoch
bildete diese Zusammenarbeit keinen Bestandteil ihrer Statuten, und
die Diktatoren von Ertrus hatten keinen plausiblen Grund, gegen die
Landung der USO-Flotte auf Negmantok zu protestieren.
In etwas selbstgefälliger Manier kassierte die USO zunächst
alle Angehörigen der beiden höchsten Stände, die
Sonstigen und die Analytiker, machte ihnen klar, daß auf
Negmantok die Ära der Diktatur endgültig vorüber sei
und ließ ihnen die Wahl, ob sie auf eine andere Welt des
Carsual-Reiches ausreisen oder auf Negmantok verbleiben wollten. Das
Resultat dieser Entscheidung warf ein bezeichnendes Licht darauf,
wieviel Unsicherheit sich in die Bewußtseine der beiden
herrschenden Kasten eingeschlichen hatten: mehr als sechzig
Prozent entschied sich zu bleiben.
Ningmak und Leiranu waren auf dem Raumhafen, als die Einschiffung
der Ausreisewilligen begann. Unter der Menge, die darauf wartete, ein
nach Ertrus bestimmtes USO-Fahrzeug zu besteigen, gewahrte Ningmak
Suylon, den Mann, den er einst seinen Freund genannt hatte. Er
drängte sich durch den Menschenschwarm, bis er unmittelbar vor
dem Alten stand.
»Suylon, ich bitte dich um Verzeihung!« sagte er.
Suylon hatte vor sich zu Boden gestarrt. Er hatte Ningmak nicht
kommen sehen und war überrascht, so plötzlich angesprochen
zu werden. Ein leises, müdes Lächeln breitete sich über
sein Gesicht.
»Du brauchst um nichts zu bitten, Ningmak«, antwortete
er sanft. »Ich trage keinen Groll gegen dich.«
Ningmak blickte auf das riesige Kugelschiff der USO.
»Du. verläßt uns?« fragte er unsicher.
Suylon nickte.
»Ja, ich verlasse euch. Ich glaube, ihr geht einer
glücklichen Zukunft entgegen. Ich aber bin mit dem System
großgeworden, und ich will auch im System sterben.« Er
zwinkerte ein wenig, und für einen Augenblick nahm sein Gesicht
einen spöttisch-hinterlistigen Ausdruck an. »Und wer weiß.
vielleicht kann ich auf meine unauffällige Art hinter den
Kulissen ein wenig dafür sorgen, daß das System
menschlicher wird. Was man mit dir gemacht hat, war eine nützliche
Erfahrung. Vielleicht gibt es noch mehr Personenkontrollrechner, die
auf ähnliche einfache Art und Weise aus dem Gleichgewicht zu
bringen sind.«
Ningmak reichte ihm die Hand. Suylon ergriff und schüttelte
sie. Dann wandte er sich ab und blickte auf die Silhouette des
riesigen Raumschiffs, das soeben die leuchtende Energiebrücke
ausgefahren hatte, um die Passagiere an Bord zu nehmen. Ningmak
quetschte sich durch die Menge hindurch. Er nahm Leiranu, die auf ihn
gewartet hatte, um die Schulter und schritt mit ihr auf den Rand des
Landefelds zu.
Von der Höhe des Kontrollturms aus beobachtete ihn Mark
Richter. Neben ihm stand Laudon Singram, sein Assistent.
»Da gehen zwei glückliche Menschen«, bemerkte
Richter nachdenklich. »Sie zu sehen, macht mir das Herz ein
wenig leichter.«
»Immer noch Bedenken wegen der faulen Tricks, die Sie
ausgespielt haben?« erkundigte sich Singram ein wenig
spöttisch.
Mark Richter seufzte. Ohne den Blick von Ningmak und Leiranu zu
wenden, antwortete er:
»Kaum noch, muß ich sagen. Aber um ganz sicher zu
sein, werde ich nach zehn Jahren hierher zurückkehren. Wenn die
Menschen dann
glücklicher sind, als sie es bisher waren, dann werde ich
auch das letzte Bedenken begraben.«
Laudon Singram nickte.
»Ich komme mit«, sagte er, und aus seiner Stimme war
jeglicher Anflug von Spott gewichen.
ENDE
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