PR TB 136 Die Sklaven Des Computer
Suylon. »PSIKOR
stellte sie mir zur Verfügung.«
Ningmak schwieg. Der Schreck war gewichen. Bitterkeit erfaßte
ihn. Er starrte an Suylon vorbei in die Finsternis. Eine Weile
verging. Dann sagte Suylon:
»Du bist ein Denker, Ningmak. Du tust nichts, ohne darüber
nachzudenken! Sag mir, warum du dies tust! Welchen Anlaß hast
du dazu?«
Bitterkeit wallte in Ningmak empor. In seiner Art hatte er Suylon
für einen Freund gehalten. Was aber hatte der Freund getan? Er
hatte sich von PSIKOR mit fremder Stimme ein paar verräterische
Sätze zusammenfügen lassen und damit ihn, Ningmak, ins
Verderben gelockt. Aber würde es etwas einbringen, Suylon
deswegen Vorhaltungen zu machen? Natürlich nicht. Denn da war
das Buch der Regeln, das seine eigenen Vorstellungen von der
Freundschaft hatte und mit dessen Hilfe Suylon mehr als hundertmal
hätte beweisen können, daß, was er tat, richtig war.
»Ich suche die Freiheit«, antwortete Ningmak.
»Die Freiheit?« machte Suylon erstaunt. »Du
meinst nicht Freiheit! Du meinst die Ichsucht, den Egoismus, das
zügellose Verlangen.«
»Ich meine nicht die Freiheit, die das Buch der Regeln
beschreibt«, fiel ihm Ningmak ins Wort. »Ich meine die
Freiheit, mich zu bewegen, wann und wo ich will, solange ich der
Gemeinschaft damit nicht schade. Ich meine die Freiheit, mein eigenes
Glück zu suchen und dabei Wege zu gehen, die nicht nur der
Gemeinschaft, sondern auch mir nützen. Ich meine die Freiheit,
denken und sagen zu können, was mir behagt, und nicht nur das,
was PSIKOR mir vorschreibt.« Zum ersten Mal wandte er seinen
Blick Suylon wieder zu. »Diese Freiheit meine ich. Du magst sie
Egoismus, Zügellosigkeit oder sonst etwas nennen. Für mich
bleibt es die Freiheit.«
Suylon antwortete nicht sofort. Als er zu sprechen begann, klang
seine Stimme ruhig und besonnen.
»Das, was du Freiheit nennst, Freund Ningmak, ist ein
gefährliches Ding. Nimm an, es gäbe diese Freiheit
wirklich, und sie stünde jedem zur Verfügung. Welchen
Mißbrauch, meinst du, würden die Menschen damit
betreiben?«
»Mißbrauch mit der Freiheit, Suylon, betreibt nur der
Unreife«, antwortete Ningmak fest und mit Überzeugung.
»Ich aber bin sicher, daß bei weitem die meisten Menschen
reif sind. Das eben ist meine Überlegung: wäre es nicht
besser, zuerst allen Menschen die Freiheit zu geben und sie dann
denjenigen, die sie nicht verantwortungsvoll zu nutzen wissen, wieder
zu nehmen. als sie aus lauter Angst vor den wenigen Unreifen von
Anfang an allen Menschen zu versagen?«
Er blickte Suylon gerade in die Augen, und Suylon - das war das
Wunder! - hielt seinem Blick nur einen Atemzug lang stand. Dann sah
er zu Boden.
»Diese Unterhaltung führt zu nichts, Freund Ningmak«,
erklärte er düster. »Ich bin hierhergekommen, um dich
davon zu überzeugen, daß du dich auf falschem Pfad
bewegst.«
»Und was, meinst du, sollte ich tun?«
»Ich meine nicht, sondern ich weiß, daß es für
dich nur einen Ausweg gibt, wenn du dein Leben nicht aufs Spiel
setzen willst.«
»Und der wäre?«
»Morgen früh gehst du zu Angyluk und berichtest ihm
alles, was sich im Laufe der vergangenen Tage zugetragen hat. Du
bittest ihn, den Vorfall an PSIKOR zu melden. Er wird außerdem
die Bewahrer in Kenntnis setzen müssen. Du mußt
rehabilitiert werden, Ningmak. Das ist das Wichtigste!«
Ein spöttisches Lächeln huschte über Ningmaks
Gesicht.
»Und was werden die Bewahrer mit mir anfangen?«
erkundigte er sich.
Suylons Miene nahm einen besorgten Ausdruck an.
»Sie werden danach suchen, woran es liegt, daß PSIKOR
die Macht über dich verloren hat. Sie werden dir Schmerzen
bereiten, aber diese Schmerzen werden unerheblich sein im Vergleich
zu dem, was dich erwartet, wenn du den jüngst eingeschlagenen
Weg der Verantwortungslosigkeit weitergehst.«
Da wurde Ningmaks Blick hart.
»Darauf werde ich mich nicht einlassen, Suylon. Ich habe
einmal mit den Bewahrern zu tun gehabt, und ein zweites Mal sollen
sie mich nicht in ihre Krallen bekommen. Ich gehe meinen Weg weiter,
Suylon!«
Schmerz zeichnete das Gesicht des Alten.
»Ich bin mit einem festen Vorsatz hierhergekommen, Ningmak.
Mit dem Vorsatz nämlich, dich zur Vernunft zu bringen. Ich habe
mich auf diese Unterredung vorbereitet. Ich bin bewaffnet. Dein
Schicksal ist besiegelt, nur wäre es besser gewesen, du hättest
positiv auf meine Vorhaltungen reagiert.«
Ningmak sah, wie Suylons Hand zum Gürtel hinabreichte. Er
handelte instinktiv, ohne darüber
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