PR TB 138 Die Grossen Von Agopp
Posten. Sie bildeten ein
Spalier, an dessen Ende eine offene Tür auf einen Hof
hinausführte. Chmorl-Pamo legte dem Freund die Hand auf die
Schulter und führte ihn.
„Warum bist du so ruhig, Pamo?“ fragte Eigk keuchend.
„Willst du nicht leben?“
„Ich habe schon vier Wochen und ein paar Tage gelebt. Es war
eine wundervolle Zeit.“
Draußen war es warm und hell. Die Sonne stand im Zenit. Ein
angenehmer Wind strich durch die ovale Arena, in die sie geführt
wurden. Frank Eigk sah fünf
Agopper, die offensichtlich auch verurteilt worden waren. Sie
standen mit gefesselten Händen in fünf feuerroten Kreisen,
die sich vor einer Art Tribüne befanden. Unter einem ebenfalls
roten Baldachin saß ein unglaublich fetter Agopper. Ungefähr
hundert Zuschauer hatten auf Bänken Platz genommen. Unter ihnen
mochte auch der Präsident sein. Eigk konnte die Agopper nicht
auseinanderhalten. Für ihn sahen sie alle gleich aus.
Zwei Kreise waren noch frei. Der Weiße führte die
beiden Verurteilten zu ihnen und ließ sie sich darin
aufstellen, ohne ihnen die Arme zu fesseln.
„Finde dich damit ab“, sagte Pamo.
Frank Eigk blickte ihn mit geweiteten Augen an.
„Du meinst, sie machen wirklich Ernst?“
„Ich weiß es.“
„Woher willst du das wissen? Kannst du ihre Gedanken lesen?“
„Nein - ich bin kein Telepath. Ihre Art zu sprechen, sich zu
bewegen, sich gegenseitig zu behandeln und den Fetten zu beachten -
das sagt mir genug. Für mich ist alles klar.“
Eigk schüttelte den Kopf.
„Ich weiß kaum, wovon du redest. Wie kannst du diese
Schlüsse ziehen, obwohl wir sie noch gar nicht kennen?“
Pamo lächelte traurig.
„Wir haben mit ihnen gesprochen, wir haben sie beobachtet,
wir haben mit ihnen gegessen und getrunken. Ist das nicht genug?“
„Für mich nicht - aber vielleicht bin ich blind.“
Ein schriller Pfeifton erklang. Es wurde still in der Arena.
„Mein Gott, Pamo“, flüsterte Eigk. „Ich bin
kein Feigling, aber es ist ein Unterschied, ob man bei einem Kampf
das Risiko eingeht, getötet zu werden, oder ob man sich
abschlachten lassen muß.“
Der fette Agopper rutschte zusammen mit der gepolsterten
Plattform, auf der er kauerte, auf die Verurteilten zu. Er sprach
einige Worte aus einem uralten Ritual. Damit teilte er den
Delinquenten mit, daß man ihnen nach ihrem Tode verzeihen
würde.
„Payritt“, pfiff er danach.
Einer der Männer in den Kreisen richtete sich steif auf. Pamo
beobachtete den fetten Agopper. Ein bläulich schimmernder Dunst
bildete sich unter der pilzf ör-migen Erhebung über seinem
Schädel. Er pulsierte schwach und strömte plötzlich
mit schneller Bewegung auf den Agopper zu, der Payritt hieß.
Der Mann schrie auf, blieb aber in seinem Kreis stehen. Die blaue
Wolke erreichte ihn und floß von oben an ihm herab. Im gleichen
Moment geschah etwas, das Frank Eigk die Fassung raubte.
Payritt verwandelte sich. Er wurde blau. Alles an ihm färbte
sich indigoblau - der Pilz, die Haut und sogar die Kleidung. Und er
erstarrte, als wäre er zu Stein geworden.
„Was ist das?“ fragte Eigk. Er blickte Chmorl-Pamo an.
Dieser lächelte verhalten.
„Er ist vollkommen blau“, entgegnete er. „Davor
brauchst du wirklich keine Angst zu haben. Das ist doch ein Zustand,
den du liebst - oder?“
„Mir ist nicht nach Witzen zumute", erwiderte Frank
Eigk. Er schluckte. Einer der uniformierten Agopper kam watschelnd zu
ihm und schlug ihm mit einem Stöckchen auf die Finger.
„Ruhe", befahl er mit schrill pfeifender Stimme. „Du
darfst nicht stören."
„Ich werde mich einen Dreck um das kümmern, was du
sagst, Freundchen. In ein paar Minuten spielt das alles keine Rolle
mehr."
„Sei dennoch still, sonst bist du der nächste."
„Fast wünschte ich, daß alles vorbei ist",
sagte Eigk.
Der Uniformierte wandte sich von ihm ab und wat
schelte an seinen Platz zurück. Der Fette faßte einen
der anderen Delinquenten ins Auge.
„Fassit!"
Wiederum bildete sich blauer Dunst unter seinem Pilz. Wiederum
überschwemmte er den Verurteilten und färbte ihn blau ein.
Und abermals erstarrte der Betroffene, als bestehe er nicht mehr aus
Fleisch und Blut.
„Tankouv!"
Der dritte Mann geriet in den blauen Dunst.
„Maykoul!"
Der vierte Agopper sah die Wolke auf sich zukommen. Er schrie vor
Angst auf und drehte sich um. Er floh auf Frank Eigk zu, doch das
Blau holte ihn ein und erfaßte ihn. In Bruchteilen von Sekunden
verwandelte er sich. Er war jedoch nicht wie die anderen
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