PR TB 139 Die Sonnengeister
daraus
»Quapax« gemacht.
5.
Die Expedition war vor einer Stunde gestartet. Der Plan sah vor,
dass sie in gemächlichem Normalflug in die inneren Zonen des
Planetensystems vorstoßen werde. Mit dem Erreichen des
kritischen Gebiets war nicht vor Ablauf von sieben bis acht Stunden
zu rechnen.
Diese Zeit gedachte Yorn Bekker zu nützen. Er suchte Yehoo
Valmar auf, der inzwischen sein Quartier im Kontrollgebäude des
Raumhafens aufgeschlagen hatte, von wo aus er ständig mit der
Expedition in Verbindung stand.
»Ich komme mit einer Bitte«, sagte Bekker, »die
sie als Arzt wahrscheinlich nur schweren Herzens erfüllen
können.«
Valmar lächelte ein wenig.
»Stellen Sie mich auf die Probe!« forderte er den
Major auf.
»Ich brauche einen der Gefangenen«, erklärte
Bekker. »Ich habe die Absicht, ihm eine Behandlung angedeihen
zu lassen, die wahrscheinlich höchst schmerzvoll ist, besonders
in psychologischer Hinsicht.«
»Was haben Sie vor?« erkundigte sich Yehoo Valmar.
»Wir wissen, wie die Befallenen auf Bedrohungen ihrer
Sicherheit reagieren — ob diese
Bedrohungen nun echt oder nur eingebildet sind. Wir haben Grund
zur Annahme, dass das fremde Bewusstsein einem überentwickelten
Selbsterhaltungstrieb unterworfen ist. Ich möchte ermitteln, wie
sie reagieren, wenn sie sich bedroht fühlen, ohne eine
Möglichkeit der Gegenwehr zu haben.«
Yehoo Valmar dachte eine Weile darüber nach.
»Was versprechen Sie sich davon?«
»Neue Erkenntnisse«, antwortete Bekker knapp.
»Wir wissen so gut wie nichts über die... sagen wir
mal: bewusstseinstechnologische Beschaffenheit der Quapax. Wenn wir
uns gegen die Bedrohung wehren wollen, brauchen wir Informationen!«
Valmar nickte.
»Haben Sie einen bestimmten Gefangenen im Auge?«
»Ja. Ich dachte an Jariel Borr.«
»Warum gerade an ihn?«
»Bei Borr hat der Quapax am längsten Zeit gehabt, sich
einzugewöhnen. Borrs Quapax ist sozusagen der typische Quapax -
nämlich der, der schon längere Zeit im Bewusstsein eines
Menschen residiert. Mit ihm haben wir es in erster Linie zu tun.«
Yehoo Valmar nickte abermals.
»Meine Zustimmung haben Sie«, sagte er ohne weitere
Umschweife. »Ich verlasse mich auf Sie als auf einen Mann, der
die Verantwortung kennt, die er trägt, und der nichts tun wird,
um das Leben des Gefangenen zu gefährden, der ihm anvertraut
ist.«
»Ich danke für diese Art der Einschätzung«,
antwortete Bekker ernst. »Ich werde mich so verhalten, wie Sie
es von mir erwarten.«
Valmar rief im Gefängnis an. Als Sunik vorsprach, wurde ihm
Jariel Borr ohne weiteres ausgeliefert. Borr musterte seinen Bewacher
misstrauisch. Man hatte ihm die Hände auf dem Rücken
gefesselt, so dass er kein Unheil anrichten konnte. Auch die Flucht
erschien in diesem Zustand wenig aussichtsreich.
»Was soll das?« fragte Borr knurrend. »Warum
lässt man mich nicht in Ruhe?«
Sunik trieb ihn vor sich her.
»Du kannst nicht einen Menschen umbringen, mein Junge«,
plärrte er den Gefangenen an, »und dann erwarten, dass man
dich in Ruhe lässt.«
»Was habt ihr mit mir vor?« wollte Borr wissen.
»Du bist zu einer Seance eingeladen, mein Freund!«
spottete Sunik.
»Was ist das ... eine Seance?«
»Das ist mit allerlei Gespenstern und Geistern und dem
Teufel...«, erklärte der Roboter vieldeutig. »Aberjetzt
hältst du besser den Mund und sparst dir die Luft fürs
Atmen.«
Sie hatten Borr auf der Liege festgezurrt, so dass er sich nicht
rühren konnte. Er war bei vollem Bewusstsein und starrte
augenrollend um sich. Es war offensichtlich, dass er sich allmählich
in einen Zustand der Panik hineinsteigerte. Yorn Bekker bedauerte
dies um der psychischen Qualen willen, die der Gefangene auszustehen
hatte; auf der anderen Seite wurde ihm jedoch gerade dadurch die
eigene Arbeit erleichtert. Borr trug eine Art schüsseiformigen
Helm auf dem Schädel. Aus dem Helm ragten wie die Stacheln eines
Igels mehrere Elektrodenanschlüsse hervor. Diese waren durch
mehrfarbige, dünne Kabelleitungen mit einer Konsole verbunden,
die unweit der Liege stand. Auch an verschiedenen anderen
Körperstellen waren Elektroden angebracht worden. Dazu hatte man
Jariel Borrs grobe Kleidung einfach
aufgeschnitten und auf diese Weise den Kontakt mit der Haut
hergestellt.
Das Kernstück der Konsole, hinter der Sunik saß,
bildete ein sogenannter Hypno Injektor.
Auch dieses Gerät stammte aus den Forschungslaboratorien der
Abteilung Psi und diente nicht, wie der Name eigentlich
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