PR TB 140 Die Monddiebe
warte eine Minute auf mich, Liebes. Ich habe eine
kleine Überraschung für dich.«
»Was für eine Überraschung, Vymur?«
erkundigte sich Kishura. Leises Mißtrauen schwang in ihrer
Stimme mit.
Vymur küßte sie auf die Nase und antwortete:
»Dein Prinz soll auch aussehen wie ein Prinz. Es dauert
nicht lange.«
Ohne eine Erwiderung abzuwarten, ging er in die Parknische und
kletterte in seinen Gleiter. Er lächelte ironisch über das
Mißtrauen Kishuras.
Der Fluggleiter war sehr geräumig, so daß Vymur keine
Schwierigkeiten hatte, seinen Abendanzug aus- und seinen Chiuwagur
anzuziehen. Er war sicher, daß das Geschenk des Obersten
Schamanen der Kwurustämme von Glatychween ihm von großem
Nutzen sein würde, wenn es zum Kampf kam.
Er wußte, daß zwischen ihm und dem Chiuwagur eine Art
Symbiose bestand, wenn er ihn trug, denn er erfüllte die
wichtigste Voraussetzung dazu, indem er diesem lebenden Zellverband
Sympathie entgegenbrachte.
Nachdem er sich durch einen Blick in den Rückspiegel davon
überzeugt hatte, daß der Chiuwagur sich nach seinen
Wünschen zu einem Prunkgewand verformt hatte, wie es einen
akonischen Adeligen angemessen war, stieg er aus und holte Kishura.
Kishura riß vor Staunen die Augen weit auf, als sie Vymur in
seinem Prunkgewand erblickte.
»Du siehst wirklich hinreißend aus, mein Prinz!«
flüsterte sie. »Ich liebe dich!«
»Ich liebe dich auch, meine Prinzessin!« erwiderte
Vymur. »Doch nun komm!«
Er spürte ihr Zögern, als er ihr in den Gleiter half.
Verwundert registrierte er es. War es möglich, daß Kishura
sich, ohne es zu wollen, tatsächlich in ihn verliebt hatte und
davor zurückschreckte, ihn in eine Todesfalle zu locken?
Möglich war es schon, entschied er. Aber letzten Endes würde
sie doch tun, was ihre Auftraggeber von ihr verlangten.
Seine Vermutung bestätigte sich, als Kishura ihn unterwegs
fragte, ob sie nicht doch lieber zu diesem Lokal mit dem Innenhof
fliegen wollten, bevor sie zu ihr gingen.
»Nein, meine Prinzessin«, erklärte er. »Laß
uns gleich zu dir fliegen, ja, bitte?«
Kishura nickte und kuschelte sich an seine Schulter. Aber sie
blickte zu Boden, und einmal fröstelte sie sogar. Es war klar,
daß sie sich selbst verabscheute und sich vor dem fürchtete,
was ihn in ihrem Penthouse erwartete.
Kishura wies ihn ein, so daß er den Weg zu dem Hochhaus mit
dem Penthouse mühelos fand. Zu dem Penthouse gehörte ein
separater Gleiterlandeplatz, so daß Vymur sein Fahrzeug nicht
im Parkschacht abstellen mußte, wo er es nicht schnell genug
hätte erreichen können, wenn sich das als notwendig
herausstellte.
Bevor sie den Gleiter verließen, warf sich Kishura noch
einmal in seine Arme und küßte ihn. Vymur spürte die
Verzweiflung, die dahinter lag. Doch angesichts des bevorstehenden
Kampfes blieb er kalt und wachsam.
Und daß ein Kampf bevorstand, wußte er, denn sein
Chiuwagur strahlte harte Warnimpulse aus.
Als er aussteigen wollte, hielt Kishura ihn zurück und
flüsterte:
»Nicht, Vymur! Laß uns woandershin fliegen. Ich weiß
auch nicht, was mit mir los ist, aber.«
»Aber ich weiß es, Oshiga Tiro!« sagte Vymur
hart. Er sah, wie sie erbleichte und fuhr weicher fort: »Ich
verstehe deine Lage. Deshalb bin ich dir dankbar, daß du doch
noch versucht hast, mich zu retten. Aber ich bin vorbereitet. Bitte,
warte hier auf mich.«
»Nein!« hauchte Oshiga tonlos. »Niemand kann
Yegir True besiegen. Er war Imperiumsmeister in Dagor und Karate und
kann dich mit bloßen Händen töten. Laß uns
fliehen, Vymur. Wir wollen wenigstens die kurze Zeit zusammenbleiben,
bis man uns findet und tötet.«
Vymur lächelte.
»Du kennst mich noch nicht, Oshiga«, erwiderte er.
»Sonst wüßtest du, daß ich dem Unabwendbaren
niemals ausweiche, sondern mich ihm so stelle, daß ich die
Initiative ergreifen kann. Noch einmal: Warte hier auf mich und
verhalte dich still! Sollte ich getötet werden, so fliege mit
dem Gleiter nach Imperium Alpha und melde dich bei Captain Luau
Hobasing. Berichte ihm alles, was du weißt. Dann besteht eine
gute Chance, die Verbrecher zu fassen, und du brauchtest nicht um
dein Leben zu fürchten.«
Oshiga Tiro sagte nichts mehr, als er den Gleiter verließ.
Sie hockte wie ein Häufchen Elend auf dem Beifahrersitz.
Langsam ging Vymur auf das Penthouse zu, das unbeleuchtet einem
rechteckigen Felsklotz glich, der hoch über einem Meer aus Licht
und bunten Farben hing. Auf der Gartenterrasse plätscherte ein
Springbrunnen.
Der
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