PR TB 143 Der Mann Mit Der Maske
Maske. Lediglich an
den Rändern der Maske lugte ein Stück Haut..."
„Eine Metallmaske?" unterbrach ihn Mark Richter.
„Genau! Eine Metallmaske. Der Mann erklärte mir, er sei
der Kommandant der Befreiungsliga. Er hat es sich zur Aufgabe
gemacht, das korrupte, verbrecherische Regime des Solaren Imperiums
zu stürzen. Dazu brauchte er meine Hilfe. Ich hätte ihm
gleich sagen können, das solle er sich aus dem Kopf schlagen.
Aber zuerst wollte ich wissen, worum es eigentlich ging. Allerdings
ist der Maskierte auch nicht gerade auf den Kopf gefallen. Solange er
meine Zusage nicht hatte, wollte er mit seinem Anliegen nicht so
recht herausrücken. Er sprach von einem Tunnelgenerator, der
eine direkte Verbindung zwischen verschiedenen Universalebenen
herstellte. Solche Tunnelgeneratoren hatte er schon, behauptete er.
Jetzt aber wollte er einen bauen, der noch viel größer
war. Er wollte einen Riesentunnel schaffen. Was er damit vorhatte,
das sagte er allerdings nicht."
„Und dann?" fragte Mark Richter, nachdem Azalik eine
Pause hatte eintreten lassen.
„Dann machte ich ihm den Vorschlag, sich zum Teufel zu
scheren und mich mit seinen blödsinnigen Revolutionsgedanken in
Ruhe zu lassen. Er ging, aber im Weggehen drohte er mir, daß
ich diesen Entschluß bereuen werde. Dann begannen die
Folterungen. Diese Najdouche versteht wirklich etwas vom Geschäft.
Manchmal brach ich während der Tortur zusammen und versprach
alles, was sie von mir haben wollte. Aber später dann, in der
Zelle, wenn es mir wieder besserging, widerrief ich meine Zusagen."
Die Erlebnisse der anderen waren ähnlich gewesen. Jeder der
Gefangenen war von dem Mann mit der Blechmaske besucht worden. Jeder
hatte ihn abgewiesen. Und jeder hatte schließlich die von
Najdouche applizierten Folterungen durchstehen müssen. Sie
hatten einander während der Tage ihrer Gefangenschaft so gut wie
nie zu sehen bekommen. Bis zu dem Augenblick, in dem Najdouche alle
fünf ins Labor
holte, um ein Exempel zu statuieren, hatte keiner von ihnen genau
gewußt, wer die anderen Gefangenen waren. Und selbst in jenem
kritischen Augenblick war Kaum Azalik der einzige gewesen, der wußte,
daß die Rettung unmittelbar bevorstand.
„Er tauchte eines Nachts plötzlich in meiner Zelle
auf", sagte er. „Der kleine Kerl sprang mir auf die
Schulter und schrie mich an, bis ich erwachte. Er sagte, er hätte
eine Rache gegen Najdouche. Er sei erst vor kurzem zur Erde gekommen
und habe die Frau anhand des Edelsteins aufgespürt, den sie
immer im Haar trug. Er bot mir an, uns zu befreien. Wie er
hereingekommen war, das verriet er nicht. Wir einigten uns auf einen
Plan. Ich war sicher, daß ich am nächsten Tag wieder
gefoltert werden würde. Najdouche hatte einen Energieschirm
rings um ihr Schaltpult, aber sobald ich auf der Liege festgeschnallt
war und mich nicht mehr rühren konnte, schaltete sie ihn
jedesmal ab. Während der Folterung stand sie immer unmittelbar
vor mir. Ich glaube, das Zuschauen machte ihr Spaß. Auf jeden
Fall wollte Menchenk sich in der Tasche meines Umhangs verstecken,
den ich ablegen muß, bevor ich auf die Liege steige. Und
während Najdouche mich beobachtete, wollte er sich an das
Schaltpult schleichen und meine Fesseln lösen. Genauso kam es
schließlich auch. Nur daß außer mir auch die
anderen Gefangenen noch im Labor waren. Das erleichterte seine
Aufgabe."
Wiederum wurde Mark Richter mit leisem Unbehagen an den Odykenaler
erinnert, der sich so spurlos aus dem Staub gemacht hatte. Wo war er
jetzt? Was hatte er vor? Mark kam nicht dazu, seinen Überlegungen
weiter nachzuhängen. Durch die offene Tür des Labors war
aus dem Vorderteil des Gebäudes Lärm zu hören. Das
Hilfsteam war eingetroffen.
*
Nadiu Sen war binnen kurzem wieder auf den Beinen. Najdouches Fall
war dagegen wesentlich schwieriger. Die Ärzte machten betretene
Gesichter. Sie hatten die Bewußtlose in einen anderen Raum
transportiert und brauchten fast eine Stunde, um sich über ihren
Zustand eine Meinung zu bilden - und das, obwohl zu ihrer Ausstattung
vollautomatische Analysegeräte gehörten.
„Es ist nicht allein die körperliche Verletzung, Sir",
erklärte der Sprecher des Ärzteteams Mark Richter, „obwohl
die schon schwer genug ist. Die Frau hat außerdem einen Schock
davongetragen. Ihr Lebenswille ist erloschen. Es wird schwer sein,
sie wieder hochzubringen."
„Lassen Sie nichts unversucht, Doktor!" trug Mark
Richter ihm auf. „Diese Frau ist wichtiger, als Sie
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