PR TB 143 Der Mann Mit Der Maske
muß er wohl..."
Mark sah sich ein drittes Mal um. Er versuchte sich vorzustellen,
wie ein kaum eine Handspanne großes Wesen aus diesem Raum,
dessen Türen sämtlich verschlossen waren, hatte entkommen
können. Die automatischen Türöffner reagierten nicht
auf Zwerge. Ein Odykenaler würde sie niemals zum Ansprechen
bringen.
Aber was wußte er schon von den Mitteln, die Menchenk zur
Verfügung standen! Der Zwerg war reich. Und auf der Erde gab es
eine nicht nur von ihrem Umfang, sondern erst recht von ihrem
politischen Einfluß her bedeutende siganesische Kolonie.
Menchenk mußte ihre Hilfe in Anspruch genommen haben. Anders
hätte er das Versteck der Gefangenen nicht so schnell ausfindig
machen können... schneller noch als selbst die SolAb.
Mark Richter gab sich vorläufig damit zufrieden, daß
Menchenk einfach verschwunden war. Da waren andere Aufgaben, um die
er sich kümmern mußte. Er musterte die Frau, die reglos am
Boden lag. Sie hatte deutliche Würgemale am Hals. Das war,
danach brauchte er nicht erst zu fragen, Kalim Azaliks Werk. Daß
Najdouche die Augen geschlossen hatte, war ein vergleichsweise gutes
Zeichen. Die Ruhe, die die Ohnmacht ihr notgedrungen verschaffte,
würde ihr guttun. Trotzdem bedurfte sie ärztlicher Hilfe.
Sich selbst gegenüber machte Mark Richter keinen Hehl daraus,
daß er die Ankunft des Ärzteteams nicht so sehr um des
Wohlergehens der Bewußtlosen willen herbeiwünschte. Es gab
bislang keinerlei Beweise für seine Vermutung, aber er war so
gut wie sicher, daß es sich bei Najdouche um jene Frau
handelte, die mit Jantzon und noch einem Mann zusammen auf Odykenal
gelandet war und sich an dem Massaker der Scouts beteiligt hatte.
Nein... es ging ihm nicht so sehr um Najdouche als vielmehr um die
Informationen, die sie besaß. Sie mußte den Mann mit der
Maske kennen. Sie mußte wissen, welche Absichten er verfolgte,
und auch, wo Jantzon zu finden war.
Bei dem Gedanken an Jantzon fiel dem Sonderagenten Menchenk wieder
ein. Er empfand ein gewisses Unbehagen, wenn er darüber
nachdachte, warum der Odykenaler so spurlos verschwunden war. Auf dem
Wüstenplaneten hatte er ihm das Leben gerettet. Warum wich er
hier vor ihm aus? Ihm verdankten die Gefangenen ihre Freiheit. War er
so bescheiden, daß er dem Dank entgehen wollte? Fürs erste
schob Mark Richter die grübelnden Gedanken beiseite, die ihm
doch nichts einbrachten. Später wünschte er sich, er hätte
sich ein wenig eingehender mit ihnen befaßt.
Immer noch im Labor, hörte er den Bericht der fünf
Wissenschaftler. Nadiu Sen war inzwischen wieder soweit bei Kräften,
daß sie hin und wieder eine Frage beantworten konnte. Die
Sextadim-Experten waren einzeln und an weit voneinander entfernten
Orten in die Gewalt des Feindes gelangt. Lediglich Nadiu Sen und Pal
Ezember, die
am selben Forschungsinstitut arbeiteten und auch einen großen
Teil ihrer Freizeit gemeinsam verbrachten, waren zusammen in die
Falle gegangen. Einzelheiten der Entführungen, wie sie die
Wissenschaftler schilderten, bewiesen Mark Richter, daß hier
Fachleute am Werk gewesen waren. Man hatte die Lebensgewohnheiten der
Leute offensichtlich über mehrere Wochen hinweg studiert und zu
einem Zeitpunkt und an einem Ort zugeschlagen, an dem ein Mißlingen
des Vorhabens so gut wie ausgeschlossen war.
Im Lauf der Fragen und Antworten fiel das Wort BEFREIUNGSLIGA.
Kaum Azalik hatte es ausgesprochen.
„Befreiungsliga... was ist das?" wollte Mark Richter
wissen.
„Ich nehme an, die Organisation, die hinter unserer
Entführung steht."
„Najdouche war eine der führenden Persönlichkeiten?"
Azalik hob die breiten Schultern.
„Ich kenne mich da nicht aus. Kurz nach meiner
Gefangennahme, als ich in meiner kleinen Zelle zu mir kam, erschien
die Frau auf einem Bildschirm und erklärte mir, daß ich
mein Leben nur dann retten könne, wenn ich bereit sei, für
die Befreiungsliga zu arbeiten. Ich wollte wissen, was man von mir
verlangte. Najdouche ging auf diese Frage nicht ein. Sie erklärte
lediglich, daß ein anderer mir die Einzelheiten
auseinandersetzen werde. Ich wartete also. Ich erhielt regelmäßig
zu essen, allerdings nur wenig und von der schlechtesten Qualität.
Hygienische Installationen gab es in der Zelle überhaupt nicht.
Am nächsten Tag, glaube ich, erschien ein merkwürdiger
Mensch. Er war so gekleidet, daß man fast an keiner Stelle des
Körpers die Haut zu sehen bekam. Er trug Umhang und Stiefel, an
den Händen Handschuhe und vorm Gesicht eine
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